15 Jahre Priesterinnen-Weihe
„Die Ablehnung der Frauenordination ist und bleibt der Skandal“
Wir sind Kirche zum 15 Jahrestag der Weihe von Priesterinnen auf der Donau am 29.6.2002
- Diskussionsverbot von Papst Johannes Paul II. hat das Gegenteil bewirkt
- Dringende Wende zu neuen pastoralen Formen und Diensten
- Aufruf zur Eigenverantwortung des Kirchenvolkes
Anlässlich des 15. Jahrestages der damals „contra legem“ (entgegen dem Gesetz) erfolgten Weihe von sieben Frauen zu Priesterinnen rufen die deutsche und die österreichische KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche erneut dazu auf, die Diskussion über die Erneuerung des Leitungsdienstes und seine Öffnung für Frauen auf allen kirchlichen Ebenen qualifiziert weiterzuführen und zu intensivieren.
So richtig und wichtig der Einsatz für einen höheren Frauenanteil in kirchlichen Führungspositionen ist, dies alleine reicht nicht aus. Der eigentliche Skandal war und ist es, dass die römisch-katholische Kirchenleitung den Frauen nach wie vor jedwede Weihe und Ordination für den Leitungsdienst vorenthält, obwohl sich biblisch wie theologisch dafür keine stichhaltigen Gründe ins Feld führen lassen.
In der tschechoslowakischen Untergrundkirche hatte Bischof Felix Maria Davídek auch Frauen wie Ludmila Javorová zu katholischen Priesterinnen geweiht, der Vatikan hat aber diese Weihen nach dem Ende des Kommunismus nicht mehr anerkannt (www.rcwp.de/%C3%BCber-uns/berufungsgeschichten-der-frauen/priesterin-ludmilla-javorov%C3%A1/)
Diskussionsverbot von Papst Johannes Paul II. hat das Gegenteil bewirkt
Die weltweit zunehmenden Weihen von Priesterinnen und die Beschäftigung mit der Frage der Frauenordination beweisen, dass das 1994 von Papst Johannes Paul II. im Schreiben „Ordinatio Sacerdotalis“ verfügte Diskussionsverbot das Gegenteil bewirkt hat. Immer mehr kirchentreue Menschen können die Haltung der Kirchenleitung in dieser Frage nicht verstehen und möchten die Berufung von Frauen zur Priesterin oder Diakonin durch eine Weihe bestätigt wissen.
Zwar hat Papst Franziskus sich noch nicht ausreichend von seinem Vorvorgänger distanziert, der mit dem damaligen Schreiben versuchte, die Nichtzulassung von Frauen zum Priesteramt als unabänderliche kirchliche Lehre festzulegen. Nach Ansicht des Jesuiten und Fundamentaltheologen Hans Waldenfels hat Papst Franziskus mit der von ihm verfügten liturgischen Gleichstellung von Maria von Magdala als „Apostola Apostolorum“ mit den Aposteln jedoch ein Fenster zur Weihe von Frauen in der katholischen Kirche aufgestoßen. „Deshalb hat er uns aufgefordert, über alles zu sprechen. Und das wird noch viel zu wenig getan, auch von der Deutschen Bischofskonferenz“, so Professor Waldenfels, der auch meint, dass es auf Dauer nicht ohne ein verändertes Amtsverständnis und wohl auch nicht ohne Frauenordination gehen wird (KNA 06.06.2017). Auch der Münsteraner Dogmatiker Prof. Dr. Michael Seewald hat sich für eine neue Debatte über den priesterlichen Dienst für Frauen ausgesprochen und hält die bisherigen Gegenargumente nicht für stichhaltig (KNA 29.05.2017).
Dringende Wende zu neuen pastoralen Formen und Diensten
Die bisher auf die Leitung durch einen zölibatären Priester ausgelegten Pastoralstrukturen haben zu unsäglichen Zusammenlegungen und Schließungen von lebendigen Gemeinden geführt und in der Folge viele Menschen heimatlos werden lassen. Die Bischöfe werden ihrer pastoralen Verantwortung nicht gerecht. Sie beklagen den Stillstand und setzen dennoch weiterhin nur auf überkommene Formen, statt „mutige Vorschläge“ zu machen, wie es Papst Franziskus erwartet. Ein Bischof, der sich notwendigen Reformen grundsätzlich verweigert, sollte sein Amt zur Verfügung stellen, weil er dem Grundsatz „ecclesia semper reformanda – die Kirche ist immer reformbedürftig“ zuwiderhandelt.
Aufruf zur Eigenverantwortung des Kirchenvolkes
Wegen dieser Untätigkeit der Kirchenleitung, überfällige Reformen mutig anzupacken, müssen die Gemeinden ihr Geschick selber in die Hand nehmen und nach neuen Formen auch der Leitung suchen. Immer mehr Gemeinden feiern deshalb ohne geweihten Priester Gottesdienst. Viele Gemeindemitglieder ziehen diese Gottesdienste dem klerikalen Sakramentalismus vor.
Das Ende der klerikalen Eucharistiefeiern kündigt sich an. Menschen treffen sich, hören die Botschaft vom Reich Gottes, sprechen darüber, wie sie heute zu verwirklichen ist, und feiern Mahl mit allen Menschen guten Willens, wie es Jesus getan hat. Denn Kirche ist nicht, wo der Priester ist, Kirche ist dort, wo die Gemeinde ist; Kirche heißt: Gemeinde des Herrn. Oft zeigen Frauen dabei mehr liturgische Sensibilität und Kompetenz als Männer. Gemeinden haben jahrhundertelang ohne Priester überlebt. So kann der Priestermangel zum Segen für die Gemeinden werden.
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Wir sind Kirche zu den desaströsen aktuellen Zahlen von Priesterweihen (PM vom 2. Juni 2017) www.wir-sind-kirche.de/?id=128&id_entry=6648
Wir sind Kirche-Stellungnahme: Zur Diskussion um den Diakonat der Frau: Nur eine repräsentative und glaubwürdig arbeitende Kommission erreicht konstruktive Ergebnisse (26.5.2016)
www.wir-sind-kirche.de/files/002617_Frauendiakonat2.pdf
> mehr zum Thema bei Wir sind Kirche
Willi Hoffsümmer, pensionierter Pfarrer und Buchautor meint: „Der Papst würde sicher noch mehr in Richtung einer Öffnung der Ämter für Frauen drängen. Aber er hat so viele Wölfe um sich herum laufen.“
Gerhard Dane, Pfarrvikar in Bedburg-Kaster stellt fest: „In der Kirche steht eine zweitausendjährige Tradition gegen Frauen im Priesteramt. Der nächste Schritt wird aber gegangen werden.“
Auch das von 311 Theologinnen und Theologen unterzeichnete Memorandum „Ein notwendiger Aufbruch“ (2011) fordert unter anderem „einen offenen Dialog über die Förderung des gemeindlichen Lebens, indem der Bildung von Großpfarreien entgegengewirkt wird, die Gläubigen Mitverantwortung übernehmen und auch verheiratete Priester (Aufhebung der Verpflichtung zum Zölibat für Ordinierte) und Frauen im kirchlichen Amt zugelassen werden.“
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Zuletzt geändert am 23.06.2017