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Veröffentlicht am 14­.03.2007

P. Jon Sobrino SJ

Heute hat die vatikanische Glaubensbehörde den weltberühmten (Befreiungs)-Theologen Jon Sobrino verurteilt.

GEMEINSAME PRESSEERKLÄRUNG

Jon Sobrino, geb. 1938 in Barcelona, lebt seit fünfzig Jahren in El Salvador. 1957 trat er in den Jesuitenorden ein. 1989 überlebte er nur zufällig ein Massaker von Sondereinheiten des salvadorenischen Heeres, dem seine gesamte Kommunität und deren Haushälterin und die Tochter zum Opfer fiel.

1998 verlieh ihm die Katholisch-Theologische Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster die Ehrendoktorwürde. Jon Sobrino wurde außerdem von der Universität Graz für sein Lebenswerk "im Dienst der Gerechtigkeit und des Friedens" ausgezeichnet. Er genießt wegen seiner Beiträge zur Befreiungstheologie in der ganzen Welt hohes wissenschaftliches Ansehen.

Sobrino ist Vertreter der sog. Befreiungstheologie, die sich seit den siebziger Jahren mit den Armen gegen Armut und Ungerechtigkeit engagiert. Gegenstand der Verurteilung Sobrinos ist vor allem seine "Christologie von Unten", die darauf beharrt, dass der reale Ort einer Christologie, der Rede von der Bedeutung Christi, die Welt der Armen ist. Damit kritisiert Sobrino alle abstrakte, nicht ihre Praxis und ihren sozialen Ort ausweisende Christologie.

Verweisen die Argumentationen seiner Verurteilung nicht eher darauf, dass es hier weniger um eine Glaubens-, denn um eine Machtauseinandersetzung geht? Wie ernst meint es die Kirche mit ihrer "Option für die Armen?" Ist sie wirklich bereit, ihnen zu dienen? Denn wer sich zu deutlich auf die Seite der Armen und Leidenden stellt, hat in dieser Welt immer weniger Platz. Um so mehr sollte gerade die Kirche ihren Ort unter den Armen und den Leidenden haben. Für viele ChristInnen -nicht zuletzt in Europa - stellt die Theologie und das Handeln an der Seite der Armen aber die einzige Hoffnung und die einzige Zukunft für die Kirche dar.

Gerade drei Monate vor der V. lateinamerikanischen Bischofskonferenz im "befreiungstheologischen " Brasilien könnte Rom die Chance ergreifen, sich den Herausforderungen einer globalisierten, kapitalistischen Welt zu stellen.

UNTERZEICHNER:
Christliche Initiative internationales Lernen, Frankfurt/Main
Christliche Initiative Romero, Münster
Freckenhorster Kreis
Institut für Theologie und Politik, Münster
Missionssekretariat der Steyler Missionarinnen in Deutschland
Missionszentrale der Franziskaner, Bonn-Bad Godesberg
Ökumenisches Netzwerk "Initiative Kirche von unten", Bonn
Wir sind Kirche, München

KONTAKT:
Michael Ramminger
Institut für Theologie und Politik

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Zuletzt geändert am 16­.03.2007