Gemeinde-Tagung und BV in Ulm (2)
„Die positiven Impulse des Reformationsgedenkjahres ökumenisch weiterführen!“
Pressemitteilung Ulm, 27. Oktober 2017
Wir sind Kirche Gemeinde-Tagung und Bundesversammlung 27.-29. Oktober in Ulm
Die 40. Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche beginnt an diesem Freitag in Ulm mit dem Schwerpunktthema „Baustelle Gemeinde – Gemeinden finden Lösungen“. Gemeinsam mit dem Innsbrucker Pastoraltheologen Prof. Dr. Christian Bauer, dem Ulmer Theologen Dr. Willi Knecht und der Initiative „pro concilio“ aus dem Bistum Rottenburg-Stuttgart werden Erfahrungen und Konzepte ausgetauscht, welche Handlungsspielräume Kirchengemeinden haben, weiterhin vor Ort das christliche Leben lebendig zu halten.
So wie der umfassende Pastoralentwicklungsprozess „Kirche am Ort - Kirche an vielen Orten“ im Bistum Rottenburg-Stuttgart haben alle Bistümer in den vergangenen Jahrzehnten unterschiedliche Pastoralkonzepte erarbeitet, die aber alle auf die Leitung durch Priester ausgerichtet sind, die in der römisch-katholischen Kirche ehelos sein müssen. Angesichts der desaströs geringen Priesterzahlen (2015 wurden nur noch 58 Priester in ganz Deutschland geweiht) bedarf es dringend neuer Leitungsmodelle, damit die Entkirchlichung christlichen Lebens nicht noch weiter fortschreitet.
Die Bischöfe sollten nicht länger nur über die pastorale Situation lamentieren, sondern endlich „mutige und kühne Vorschläge“ nach Rom zu schicken, so wie es Papst Franziskus von ihnen erwartet. Anstelle der geschichtlich gewachsenen Kleruszentriertheit braucht es neue, an den Fähigkeiten („Charismen“) orientierte Modelle, in denen Frauen und Männern in gleichberechtigter Weise mit Aufgaben und Diensten betraut werden. Nach Ansicht von Wir sind Kirche sollten sich die deutschen Bischöfe aber auch endlich wieder positiv zum Diakonat der Frauen bekennen, so wie ihre Vorgänger dies bereits bei der Würzburger Synode getan haben.
Zur Ökumene und zum Ende des Jahres des Reformationsgedenkens
Wenige Tage vor dem 500. Jahrestag der Reformation am 31. Oktober 2017 wird sich die katholische Reformbewegung auch mit der Frage „Wie weiter nach dem Reformationsgedenken?“ beschäftigen und eine Erklärung (Arbeitstitel „Die engen Grenzen der Kirchlichkeit und Rechtgläubigkeit“) beraten und verabschieden.
Wir sind Kirche begrüßt die neue Dynamik der Annäherung der Kirchenleitungen, die sich im Jahr des Reformationsgedenkens erfreulicherweise entwickelt hat. In einem zunehmend säkularer werdenden Europa sollten die christlichen Kirchen aber rasch zu einer versöhnten Einheit finden. Befremdlich sind deshalb mahnende Worte, nur nichts zu überstürzen, sowie die harsche Kritik an der Ökumene von Kardinal Woelki, worin das Trennende überbetont wird (HerderKorrespondenz 10/2017). Ämter- und Strukturfragen und auch Differenzen in ethischen Fragen dürfen keine neuen Mauern zwischen den Kirchen aufrichten.
Bereits im Frühjahr dieses Jahres hatte der frühere Ökumene-Kardinal Walter Kasper erklärt, dass es im Reformationsjahr nicht nur bei freundlichen Gesten bleiben dürfe. Doch obwohl bei der Frühjahrsvollversammlung angekündigt, hat die Deutsche Bischofskonferenz bis jetzt noch keine Empfehlungen zur Frage „Konfessionsverschiedene Ehen und gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie“ vorgelegt. Und dies, obwohl der Vatikan offenbar signalisiert hat, eine Öffnung in der Abendmahlsfrage zu akzeptieren.
Solidaritätsaktion mit Papst Franziskus in Rom
Die pastoralen Initiativen von Papst Franziskus vor allem im Zusammenhang mit dem nachsynodalen Schreiben „Amoris laetitia“ werden derzeit von einer Gruppe in der Kirche scharf attackiert. Wir sind Kirche unterstützt deshalb die vom Wiener Pastoraltheologen Prof. Paul Zulehner und dem tschechischen Soziologen und Religionsphilosophen Tomas Halik am 17. Oktober 2017 gestartete internationale Initiative „Pro Pope Francis“ (www.pro-pope-francis.com).
Den Offenen Brief an Papst Franziskus haben innerhalb einer guten Woche bereits mehr als 700 prominente Persönlichkeiten (darunter einige emeritierte Bischöfe, Sr. Lea Ackermann, P. Anselm Grün, Thomas Sternberg, Wolfgang Thierse) unterzeichnet und mehr als 27.000 Frauen und Männer unterstützt.
Nach Ansicht von Wir sind Kirche müssten auch die deutschen Bischöfe noch entschiedener und geschlossen die grundsätzlichen Reformen unterstützen, die Papst Franziskus auf der Linie des Zweiten Vatikanischen Konzils umzusetzen versucht.
40. öffentliche Wir sind Kirche-Bundesversammlung
Die 40. Bundesversammlung tagt öffentlich. Gäste sind besonders auch zum Vortrag von Prof. Dr. Christian Bauer und der anschließenden Diskussion am Samstag um 9 Uhr willkommen. Im Rahmen dieser Bundesversammlung, die im (evangelischen) „Haus der Begegnung“ tagt, findet turnusgemäß auch die Neuwahl des sechsköpfigen Wir sind Kirche-Bundesteams für die nächsten zwei Jahre statt.
Am Sonntag geht die Bundesversammlung mit einem Gottesdienst und einer thematischen Stadtführung zu Ende. Die nächste Bundesversammlung findet vom 9.-11. März 2018 in Münster, der Stadt des 101. Deutschen Katholikentags, statt.
Pressekontakt Wir sind Kirche-Bundesteam
Magnus Lux, Tel: 0176-41 70 77 25, E-Mail: lux@wir-sind-kirche.de
Christian Weisner, Tel: 0172-518 40 82, E-Mail: presse@wir-sind-kirche.de
Hintergrund:
Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche ist aus dem KirchenVolksBegehren hervorgegangen, das 1995 allein in Deutschland von 1,8 Millionen Menschen unterschrieben wurde. Die fünf Forderungen zielen auf mehr Mitbestimmung in der Kirche, die Gleichberechtigung der Frau, die Freistellung des Zölibates für Priester, eine positive Bewertung der Sexualität und die Verkündigung als Frohbotschaft und nicht als Drohbotschaft. Die katholische, aber ökumenisch orientierte Reformbewegung Wir sind Kirche ist weltweit vernetzt. Die öffentlichen Bundesversammlungen der KirchenVolksBewegung in Deutschland finden zwei Mal im Jahr an wechselnden Orten statt. Internet: www.wir-sind-kirche.de
Presse-Echo: https://www.wir-sind-kirche.de/?id=129
Zuletzt geändert am 27.10.2017