21. Bundesversammlung - Bericht
Wir sind Kirche: Nur der Einsatz für Menschen in Not gibt der Kirche ein glaubwürdiges Gesicht!
- KatholikInnen sollen Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen weiter unterstützen
- Protest gegen Lehrverurteilung des Befreiungstheologen Sobrino
- Auch zwei Jahre nach der Wahl von Papst Benedikt keine Lösung pastoraler Probleme in Sicht
Kirche ist nur dort glaubwürdig in der Nachfolge Jesu, wo sie den Menschen dient, die in Not sind und die der Hilfe bedürfen. Dies ist das Fazit der 21. Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche, die vom 23. bis 25. März 2007 in Dresden stattfand. Den Tagungsort im östlichen Teil Deutschlands hatte die katholische Reformbewegung zum Anlass genommen, sich mit der Frage zu befassen, wie Christinnen und Christen in einer säkularen Welt, in der die Mehrzahl keine Christen sind, der Kirche ein glaubwürdiges Gesicht geben können.
„Gott begegnen vor den Kirchentüren – Geschwisterlichkeit mit Nichtglaubenden“
Unter dem Leitwort „Gott begegnen vor den Kirchentüren – Geschwisterlichkeit mit Nichtglaubenden“ schilderten drei Dresdener ExpertInnen auf dem Podium, wie sie als Christ bzw. Christin ihren sehr praxisnahen Dienst für Menschen in Notsituation leisten. Cornelia Schmidt, Beraterin bei „Donum Vitae“ in Dresden, betonte dabei die Wichtigkeit der ergebnisoffenen Schwangerschaftskonfliktberatung, um Frauen aller Alters- und Gesellschaftsschichten in Konfliktfällen begleiten zu können – ein Thema, dass angesichts der jüngsten Äußerungen des Vatikans von größter Aktualität ist. Eckart König, Leiter der ökumenischen Telefonseelsorge in Dresden, ist die Offenheit gegenüber anderen Glaubensüberzeugungen und konfessionslosen Menschen ein wesentliches Anliegen, denn viele Krisengespräche sind seiner Erfahrung nach auch Glaubensgespräche. Dritte Podiumsteilnehmerin war Dr. Barbara Schubert, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst des Landes Sachsen und Oberärztin auf der Palliativstation des Krankenhauses St. Josephstift. Sie schilderte, wie notwendig persönliche Begegnung und Begleitung am Lebensende sind. Dies ist jedoch eine Aufgabe, auf die Ärzte wie auch Priester noch viel zu wenig vorbereitet sind.
Die eindrucksvoll dargestellten Beispiele einer „Spiritualität im Alltag“ werden auch der Arbeit der KirchenVolksBewegung neue Impulse geben. Denn Geschwisterlichkeit – die erste Forderung des KirchenVolksBegehrens – meint nicht nur demokratische Strukturen in der Kirche, sondern ist auch als sozialer Dienst dem nahen wie dem fernen „Nächsten“ gegenüber gefordert und muss auch nicht christlich Glaubende erreichen. Kirchengemeinden dürfen ihr soziales Engagement nicht nur auf die Gemeindemitglieder und auf Caritassammlungen beschränken.
KatholikInnen sollen Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen weiter unterstützen
Die in Dresden tagende Bundesversammlung forderte alle Katholikinnen und Katholiken auf, auch weiterhin die katholischen Laienorganisationen „Donum Vitae“, „Frauen beraten“ und den zur KirchenVolksBewegung gehörenden „Verein Frauenwürde“ finanziell und ideell zu unterstützen, die beratungsoffene gesetzliche Schwangerschaftskonfliktberatung leisten.
Protest gegen Lehrverurteilung des Befreiungstheologen Sobrino
Die Bundesversammlung schloss sich den fundierten weltweiten Protesten gegen die vatikanische Lehrverurteilung des anerkannten Befreiungstheologen P. Jon Sobrino SJ an, der auch Berater des vor 27 Jahren am 24. März 2007 am Altar ermordeten Erzbischofs von El Salvador Oscar Arnulfo Romero war.
Auch zwei Jahre nach der Wahl von Papst Benedikt keine Lösung pastoraler Probleme in Sicht
Die aus ganz Deutschland angereisten Teilnehmenden gaben ihrer Enttäuschung über die jüngsten Verlautbarungen des Vatikans Ausdruck und darüber, dass Papst Benedikt XVI. auch zwei Jahre nach seiner Wahl am 19. April 2005 immer noch nicht erkennen lässt, wie die römisch-katholische Kirche ihre drängenden pastoralen Probleme angehen kann.
Bekräftigt wurde der Brief an die Bundeskanzlerin und EU-Ratsvorsitzende Dr. Angela Merkel zum 50. Jahrestag der Römischen Verträge, mit dem diese aufgefordert wird, sich für ein versöhntes Europa in religiöser Vielfalt einzusetzen.
Gottesdienst zum Weltgebetstag für Frauenordination
Am Sonntagmittag ging die Bundesversammlung mit einem öffentlichen Gottesdienst vor der Dresdener Kathedrale (Hofkirche) anlässlich des diesjährigen Weltgebetstags für Frauenordination zu Ende. Damit mahnte die KirchenVolksBewegung an, dass auch in der römisch-katholischen Kirche Frauen Zugang zu allen kirchlichen Ämtern haben müssen.
Die nächste Bundesversammlung findet vom 26. bis 28. Oktober 2007 in Schwarzach bei Würzburg statt.
Zuletzt geändert am 02.04.2007