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Veröffentlicht am 15­.11.2018

Gedenktag Missbrauchs-Opfer

„Nicht FÜR sondern MIT den Betroffenen sexualisierter Gewalt in der Kirche“

Wir sind Kirche zur Ankündigung eines kirchlichen Gedenktages für Missbrauchs-Opfer

Pressemitteilung München, 15. November 2018

Anstelle des jetzt von den deutschen Bischöfen kurzfristig angekündigten Gedenktages für die Opfer sexuellen Missbrauchs fordert die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche konkrete Zuwendung zu den Betroffenen, rechtliche Aufklärung und nachhaltige Aufarbeitung.

Statt Gottesdienstfeiern FÜR die Betroffenen sollten diese gemeinsam MIT den Betroffenen und deren Selbsthilfe-Organisationen gestaltet werden. Dabei sind dann die besonderen Bedingungen sexualisierter Gewalt und ihrer jahrzehntelangen Vertuschung innerhalb der römisch-katholischen Kirche zu thematisieren. 

Schweigen, Verharmlosen, Relativieren, Vernebeln und Aussitzen von Taten stehen als Reaktionsmuster spätestens seit dem kirchlichen „Nine-Eleven“ Anfang des Jahres 2010 in Deutschland (Stichwort: P. Klaus Mertes SJ vom Canisius-Kolleg Berlin) nicht mehr zur Verfügung.  Wer innerkirchlich davon wissen wollte, habe es auch viele Jahre zuvor wissen können, spätestens seit der großen Aufdeckungswelle 2002 in den USA.

Nach der Bestätigung der innerkirchlichen Systemdefizite durch die MHG-Studie im September 2018 (sehr ähnliche Ergebnisse hatte bereits 2010 die Westpfahl-Studie für das Erzbistum München und Freising erbracht) ist es nun für die Kirchenleitungen höchste Zeit, sich endlich den konkreten Verantwortungen zu stellen. Glaubhafte Reue manifestiert sich nicht durch einen Gedenktag, der die Geschehnisse bereits zu einem Ereignis der Vergangenheit macht.

Wir sind Kirche fordert die Verfolgung sexualisierter Gewalt gegenüber Minderjährigen als vom Staat zu ahndende Straftat und nicht nur als kirchenrechtlich minderschweren Verstoß gegen die Zölibatspflicht. Neben der strukturellen Aufarbeitung braucht es eine Veränderung von Priesterbild und Priestererziehung, neue Konzepte zur Klerikerausbildung und einen Verantwortungsbewussten Umgang mit Nähe und Distanz in der Seelsorge. Dies alles wird nur möglich sein, wenn die römisch-katholische Kirche Sexualität enttabuisiert und mit Hilfe der Humanwissenschaften eine von Verantwortung geprägte Sexuallehre entwickelt.

Hintergrund:
Die weltweit vernetzte internationale Reformbewegung Wir sind Kirche ist 1995 in Österreich als Reaktion auf die Vorwürfe sexualisierter Gewalt entstanden, die gegenüber dem damaligen Wiener Kardinal Hans-Hermann Groer erhoben wurden. In Deutschland hat Wir sind Kirche seit 2002 und damit lange vor den deutschen Bischöfen zehn Jahre lang ein niederschwelliges Not-Telefon für Betroffene betrieben.
Im Jahr 2010 hatte Wir sind Kirche das Buch „Macht, Sexualität und die katholische Kirche. Eine notwendige Konfrontation“ des australischen Weihbischofs Geoffrey Robinson herausgegeben, der selber Opfer und später Vorsitzender des nationalen Komitees zur Klärung der Missbrauchsvorwürfe war. Das Buch (ISBN 978-3-88095-196-9) kann auch über Wir sind Kirche bezogen werden.

Pressekontakt Wir sind Kirche-Bundesteam:
Magnus Lux, Tel: 0176-41 70 77 25, E-Mail: lux@wir-sind-kirche.de
Christian Weisner, Tel: 0172-518 40 82, E-Mail: presse@wir-sind-kirche.de

 

 

 

Erzbistum begeht Gedenktag für Opfer sexuellen Missbrauchs
> Pressemeldung des Erzbistums München 12.11.2018

Pressemeldung und Materialien der Deutschen Bischofskonferenz
> https://www.dbk.de/themen/sexueller-missbrauch/gedenktag/

Zuletzt geändert am 16­.11.2018