Weltjugendtag 2019 Ende
„Mehr als ein Jugend- und Berufungsfestival?“
Wir sind Kirche zum Abschluss des Weltjugendtages 2019 in Panama
Pressemitteilung München / Panama / Rom, 28. Januar 2019
Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche sieht die deutlich hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Teilnahmezahlen des Weltjugendtages in Panama als Alarmzeichen, dass die römisch-katholische Kirche in ihrer jetzigen Struktur und Ausrichtung weltweit den Kontakt zu den Jugendlichen und jungen Erwachsenen verliert.
Die andauernde Frauendiskriminierung, die offizielle kirchliche Sexuallehre und die erst zögerliche Aufarbeitung der sexualisierten Gewalt in den eigenen Reihen könnten hierfür wesentlich verantwortlich sein. Die überkommene katholische Sexuallehre, die immer noch vor allem als Verbotslehre gepredigt und wahrgenommen wird, wird vom Großteil der Jugend zu Recht abgelehnt – und damit auch die Kirchengemeinschaft als Ganzes.
Papst Franziskus musste sich in Panama, das gerade bemüht ist, sein durch die Panama-Papers geprägtes Negativ-Image loszuwerden, auf sehr heiklem Terrain bewegen. Deshalb hat er viele kirchliche wie sozialpolitische Themen leiser angesprochen als beim Weltjugendtag 2013 in Brasilien und als man es von ihm sonst gewohnt ist. Durch das starke Anwachsen der evangelikalen Glaubensgemeinschaften ist Lateinamerika insgesamt sehr viel konservativer geworden. Umso wichtiger war da die Aufforderung von Franziskus, in Kirche und Gesellschaft aktiv zu werden, ohne auf morgen zu warten: „In Jesus beginnt die verheißene Zukunft und wird lebendig. Wann? Jetzt.“
Staatspräsident Juan Carlos Varela mit engen Verbindungen zur katholischen, aber sektenähnlichen und höchst umstrittenen Organisation „Opus Dei“ soll großen Einfluss auf die Gestaltung des Weltjugendtages in seinem Land ausgeübt haben. Dies war ganz bestimmt nicht im Sinne der reformorientierten und sozialpolitischen Agenda von Papst Franziskus. Umso mutiger ist es gewesen, dass Franziskus trotz dieser negativen Vorzeichen und der Gefahr der falschen politischen Vereinnahmung nach Panama gekommen war.
Das Programm des Weltjugendtages war stark auf Mission, Katechese, Spiritualität und persönliche Berufung angelegt. In den Katechesen mit den mitreisenden Bischöfen wurden durchaus auch kritische Fragen zum Umgang mit sexualisierter Gewalt, zur Homosexualität und zu weiteren „heißen Themen“ gestellt. Auch Papst Franziskus hat das Thema sexualisierte Gewalt durch „skrupellose“ Kirchenleute angesprochen, das in vielen Ländern bedauerlicherweise immer noch ignoriert und tabuisiert wird.
Deshalb wird es jetzt sehr auf den vom Papst einberufenen Krisengipfel mit den Vorsitzenden der nationalen Bischofskonferenz Ende Februar in Rom ankommen, bis zu dem die Bischöfe in aller Welt ihre „Hausaufgaben“ gemacht haben sollten. Das heißt, sie müssen den direkten Kontakten mit den Betroffenen suchen und sollten sich auch den tieferen strukturellen Ursachen des Machtmissbrauchs durch den Klerus zu stellen. Den Worten müssen endlich Taten folgen, gerade auch auf der Ebene der Bischöfe. Solange dies nicht passiert, laufen alle sonstigen Bemühungen ins Leere.
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Zuletzt geändert am 28.01.2019