Aktion "Maria 2.0"
„Der Weckruf der Frauen kann und darf nicht ignoriert werden!“
Wir sind Kirche Deutschland und Österreich zur Frauen-Aktion „Maria 2.0“
- Protestaktion hat die Reformthemen von Wir sind Kirche aufgegriffen
- Multikrise erfordert ergebnisorientierten „Dialog auf Augenhöhe“
- Lösung der Frauenfrage erfordert Revision des Unfehlbarkeitsdogmas
Pressemitteilung München / Innsbruck, 19. Mai 2019
Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche in Deutschland und die österreichische Plattform Wir sind Kirche begrüßen es, dass die Aktion „Maria 2.0“ der Münsteraner Gemeinde Heilig Kreuz über Deutschland hinaus eine überaus breite und positive Resonanz gefunden hat. Das große Echo auch in den Medien zeigt, wie drängend die Anliegen sind, die streikende Frauen und solidarische Männer in der vergangenen Woche in mehr als tausend Gruppen und Gemeinden unübersehbar zum Thema gemacht haben. Die auch von den katholischen Frauenverbänden kfd und KDFB sowie von Wir sind Kirche unterstützte Protestaktion hat viele Reformthemen aufgegriffen, die seit dem Kirchenvolksbegehren im Jahre 1995 eingefordert werden.
Wir sind Kirche dankt den Initiatorinnen der Münsteraner Gemeinde Heilig Kreuz für ihre neue Aktionsform des Streiks als vorletztes Mittel vor dem Kirchenaustritt, um endlich Bewegung in die Frauenfrage zu bringen. Denn die bisherigen theologischen Argumentationen, Gebete, Aufrufe und Mahnfachen haben zwar einen Bewusstseinswandel im Kirchenvolk, aber immer noch keine wesentlichen Änderungen in der Struktur der römisch-katholischen Kirche gebracht. Diese schließt in unbiblischer Weise immer noch Frauen von allen Weiheämtern aus.
Die jetzt weltweit offenbar gewordene sexualisierte Gewalt von Klerikern gegenüber Kindern, Jugendlichen, Seminaristen, Frauen und sogar Ordensfrauen hat die dringende Notwendigkeit der schon seit Langem auf der Reformagenda stehenden Erneuerung der katholischen Kirche für alle Welt sichtbar gemacht.
Multikrise erfordert ergebnisorientierten „Dialog auf Augenhöhe“
Die teilweise sehr abweisenden Reaktionen einzelner Bischöfe offenbaren ihre Blindheit gegenüber den „Zeichen der Zeit“, ihre hartnäckige Reformunwilligkeit und eine erschreckende theologische Unbedarftheit. Es reicht jetzt nicht aus, dass manche von ihnen auf den vage umschriebenen „synodalen Weg“ verweisen, den sie auf der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im März 2019 in Lingen versprochen haben, der aber bezüglich der Beteiligung, des genauen Themenkatalogs und vor allem der Verbindlichkeit der Ergebnisse noch völlig undurchsichtig ist. Doch nur mit einem ergebnisorientierten „Dialog auf Augenhöhe“ wird ein Ausweg aus der derzeitigen Multikrise der Kirche möglich sein. „Die Eskalation aller Spannungen beginnt mit der Verweigerung des Dialogs“, so der frühere Münchner Kardinal Julius Döpfner, Moderator des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) und Präsident der „Würzburger Synode“ (1971-75). [Quelle: Pereira, Alfonso SJ: Jugend mit Gott, Kevelaer 1971, S. 142]
Die KirchenVolksBewegungen Wir sind Kirche in Deutschland und Österreich rufen deshalb auf:
- Katholikinnen und Katholiken und katholische Organisationen: Bringen Sie auch über die Aktion „Maria 2.0“ hinaus die drängenden Reformanliegen in aller Deutlichkeit und phantasievoll zu Gehör!
- Theologinnen und Theologen: Unterstützen Sie durch Ihre wissenschaftliche Arbeit die Reformanliegen und zeigen Sie auf, dass diese pastoral geboten und theologisch angemessen sind!
- Bischöfe: Beenden Sie die Grabenkämpfe innerhalb der Bischofskonferenzen und vertreten sie die seit Langem dringend erforderlichen Reformanliegen gemeinsam in Rom, so wie es schon die deutschen Bischöfe nach der „Würzburger Synode“ (1971-75) getan haben.
Lösung der Frauenfrage erfordert Revision des Unfehlbarkeitsdogmas
Die Lösung der Frauenfrage verlangt eine Revision des von Papst Pius IX. durchgepeitschten Unfehlbarkeitsdogmas und damit eine tiefer gehende Änderung des Selbstverständnisses der Kirche und ihrer Ämtertheologie. Das im Mai 2018 vom Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Ladaria als „unfehlbar“ deklarierte Verbot der Frauenordination wurde mit theologisch unhaltbaren, höchst fehlbaren Aussagen begründet (www.wir-sind-kirche.de/?id=128&id_entry=7068).
Der 25. Jahrestag von „Ordinatio Sacerdotalis“ am 22. Mai 2019 wird ein Anlass sein, das von Johannes Paul II. verfügte „endgültige“ Nein zur Frauenweihe in der römisch-katholischen Kirche argumentativ zu hinterfragen und die Unhaltbarkeit dieses Verbots aufzuzeigen.
(vgl. www.wir-sind-kirche.de/?id=128&id_entry=7688; www.herder.de/cig/cig-ausgaben/archiv/2019/20-2019/unfehlbar-trotz-fehlbarer-argumente/?utm_source=cg-newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=20190516&knr=2225209)
Der von der Aktion „Maria 2.0“ an Papst Franziskus angesichts der sexualisierten Gewalt in der Kirche gerichtete Offene Brief fordert den Zugang von Frauen zu allen Ämtern der Kirche, die Aufhebung des Pflichtzölibats sowie eine Ausrichtung der kirchlichen Sexualmoral an der Lebenswirklichkeit der Menschen.
Wenn nach dem 1995 in Österreich gestarteten KirchenVolksBegehren die darin genannten Reformpunkte (geschwisterliche Kirche, Weihen für Frauen, freiwilliges Zölibat, Reform der Sexuallehre, Frohbotschaft statt Drohbotschaft) von der Kirchenleitung ernstgenommen und angegangen worden wären, wäre zumindest in den vergangenen 24 Jahren vielen Betroffenen großes Leid und der Kirche immenser Schaden an Glaubwürdigkeit erspart worden.
Pressekontakt Wir sind Kirche Deutschland:
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Zuletzt geändert am 24.05.2019