| |
Veröffentlicht am 29­.06.2019

Zum erwarteten Papstbrief

„Synodaler Weg darf weder Sackgasse noch Sandkasten werden!“

Pressemitteilung, München, 29. Juni 2019

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche sieht den „verbindlichen synodalen Weg“, den die deutschen Bischöfe auf ihrer Frühjahrsvollversammlung in Lingen beschlossen haben, als einzige und vielleicht letzte Möglichkeit, die existenzielle Kirchenkrise in Deutschland zu überwinden. Dazu wird es aber erforderlich sein, dass sich die Bischöfe auf einen transparenten Dialog ohne Vorbedingungen mit dem Zentralkomitee der Deutschen Katholiken, weiteren Mitgliedern des Kirchenvolks sowie Theologinnen und Theologen einlassen.

Dieser gemeinsame Weg muss am Ende zu konkreten und verbindlichen Beschlüssen führen, die auch Relevanz für die Weltkirche haben sollten. Denn die ganze römisch-katholische Weltkirche befindet sich in einer existenziellen Krise, die vom Missbrauchsskandal nicht ausgelöst ist, darin aber ihren Brennpunkt findet. Nach den lange verweigerten Reformen und erst recht nach der jahrzehntelang vertuschten sexualisierten Gewalt innerhalb der eigenen Kirche sind grundlegende Reformen unabdingbar.

Die von den Bischöfen formulierte Frage nach dem Umgang mit Macht in der Kirche kann nicht ohne die Frage nach der Rolle der Frauen in der Kirche angegangen werden, und zwar nicht nur in der Leitung, sondern auch bezüglich der Weihe. Der Ausschluss der Frauen von Weihen ist unbiblisch. Das zuletzt im Mai 2018 vom Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Ladaria als „unfehlbar“ deklarierte Verbot der Frauenordination wurde mit theologisch und historisch unhaltbaren, höchst fehlbaren Aussagen begründet (www.wir-sind-kirche.de/?id=128&id_entry=7068)..

Wir sind Kirche warnt allerdings auch davor, zu viel Hoffnung auf den „synodalen Weg“ zu setzen, solange nicht dogmatisch und kirchenrechtlich geklärt ist, wer in welcher Weise am Zustandekommen der Beschlüsse beteiligt wird und welche Verbindlichkeit sie haben. Nach derzeitigem Kirchenrecht ist kein Bischof an die Ergebnisse eines solchen Prozesses gebunden. Der von den Bischöfen in Lingen zwar einstimmig, aber mit vier Enthaltungen beschlossene „strukturierte Dialog“ darf nicht zu einer ähnlichen Farce werden wie der „Gesprächsprozess“ der Jahre 2011 bis 2015. Auch das Verhalten Roms gegenüber der Würzburger Synode (1971-75) bleibt ein warnendes Beispiel.

Wenn nach dem KirchenVolksBegehren 1995 in Österreich die darin genannten Reformpunkte (geschwisterliche Kirche, Weihen für Frauen, freiwilliges Zölibat, Reform der Sexuallehre, Frohbotschaft statt Drohbotschaft) von der Kirchenleitung ernstgenommen und angegangen worden wären, wäre zumindest in den vergangenen 24 Jahren vielen Betroffenen großes Leid und der Kirche immenser Schaden an Glaubwürdigkeit erspart worden. Anlass für das KirchenVolksBegehren, das damals fast 2,5 Mio. Menschen im deutschsprachigen Raum unterzeichnet hatten, waren Vorwürfe schwerer sexueller Gewalt gegenüber dem damaligen Wiener Kardinal Hans Hermann Groër.

Pressekontakt Wir sind Kirche-Bundesteam:
Christian Weisner, Tel: 0172-518 40 82, E-Mail: presse@wir-sind-kirche.de
Magnus Lux, Tel: 0176-41707725, lux@wir-sind-kirche.de

* * *

Brief von Papst Franziskus an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland (am 29.06.2019 um 12 Uhr veröffentlicht):
> PDF 19 Seiten

 

 

Zuletzt geändert am 02­.07.2019