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Veröffentlicht am 27­.10.2019

Abschluss Pan-Amazonien-Synode

„Auch die Frauenfrage ist eine Überlebensfrage für die Menschheit“

Erste Einschätzung zum Abschluss der Pan-Amazonien-Synode am 27. Oktober 2019

  • Abkehr von einer eurozentristischen römischen Kirche
  • Weiter bestehende Geschlechterungerechtigkeit
  • Hoffnung auch für den Synodalen Weg in Deutschland

Pressemitteilung München / Rom, 27. Oktober 2019 (etwas korrigiert im Abschnitt „Weiter bestehende Geschlechterungerechtigkeit“)

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche sieht die heute in Rom zu Ende gegangene Pan-Amazonien-Synode „Neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie“ als wichtigen Schritt der römisch-katholische Kirche, ihren Beitrag zur Bewältigung der globalen Menschheitsaufgaben zu leisten, auch wenn gerade in der Frauenfrage die Synode hinter den berechtigten Erwartungen zurückgeblieben ist. Letztendlich wird es darauf ankommen, welche Impulse Papst Franziskus in sein nachsynodales Schreiben aufnehmen wird.

Abkehr von einer eurozentristischen römischen Kirche

Diese Synode hat den ökologischen und sozialen Problemen der Amazonas-Region weltweit Aufmerksamkeit verschafft, einer Region, die von großer Bedeutung für das Weltklima ist und deren Einwohner äußerst bedroht sind. Erstmals wurden die indigenen Völker nicht als pastorale Objekte einer kolonialisierenden Mission gesehen, sondern als Subjekte gehört und anerkannt, die eine ökologische Tradition und Spiritualität leben, die die katholische Weltkirche bereichern werden.

Damit markiert die Synode die Abkehr von einer eurozentristischen römischen Kirche hin zu einer Kirche, die sich „von den Rändern“ her definiert. Die dort erlebte und praktizierte Spiritualität der indigenen Völker wird die Weltkirche verändern. Die Synode hat eine von der Befreiungstheologie beeinflusste pastorale Grundstimmung in den Vatikan gebracht und sehr deutlich gemacht, dass es grundlegend veränderte Strukturen in der Kirche und in der Seelsorge braucht, die an die jeweilige Kultur angepasst sind. Wie die bisherigen Synoden im Pontifikat von Papst Franziskus hat auch diese Synode Erneuerungsprozesse in Gang gesetzt, die nicht mehr gestoppt werden können, selbst wenn dies einige Reformverweigerer immer wieder versuchen werden.

Weiter bestehende Geschlechterungerechtigkeit

Es ist ein Fortschritt, dass auf dieser Synode offen über den Diakonat der Frau debattiert wurde und der Papst gebeten wird, die Erfahrungen aus Amazonien noch einmal an eine erneute Studienkommission zum Frauendiakonat weiterzugeben. Die bisherige vom Papst dazu eingesetzte Studienkommission war zu keinem klaren Urteil gekommen, wie das Diakonat in der Urkirche aussah und was das für die Zukunft heiße.

Eine Umsetzung des Vorschlags an den Papst, in der Amazonasregion auch verheiratete Männer („viri probati“) zu Priestern zu weihen, würde es den weit zerstreuten kleinen Gemeinden ermöglichen, häufiger Eucharistie zu feiern. Damit stärkt die katholische Kirche ihre Präsenz gegenüber den evangelikalen Pfingstkirchen, die einen starken Zulauf haben. Jedoch durch die Beschränkung der Weihe auf Männer und nicht auf „personae probatae“ (lebenserfahrene bzw. verheiratete Personen) bleibt die Unterordnung der Frauen weiter bestehen, die besonders in Lateinamerika Ursache vieler Gewaltverbrechen ist.

Mit der Bitte der Synode an den Papst, ein neues Amt der Gemeindeleiterin ausdrücklich für Frauen einzuführen, halten die „Synodenväter“ an der herkömmlichen Geschlechterungerechtigkeit fest. Wie schon bei der Jugendsynode 2018 wurde – und das jetzt auch von Ordensfrauen und Bischöfen – ein Stimmrecht für weibliche Synodenteilnehmende gefordert, aber auch dieses Mal bedauerlicherweise nicht erteilt.

Hoffnung auch für den Synodalen Weg in Deutschland

Die äußeren Rahmenbedingungen sind zwar sehr unterschiedlich, aber wie bei der Pan-Amazonien-Synode wird es auch bei dem Synodalen Weg in Deutschland um die zentrale Frage gehen, ob gemäß dem katholischen Subsidiaritätsprinzip Ortskirchen selbst Verantwortung übernehmen können für das, was sie direkt betrifft und was ihrer jeweiligen Kultur entspricht. Der von den deutschen Bischöfen initiierte Synodale Weg gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken ist deshalb kein deutscher Sonderweg, sondern könnte, wenn er gelingt und Ergebnisse bringt, ganz im Gegenteil sehr hilfreich für die Weltkirche sein. Und auch für Deutschland sollte gelten, was Kardinal Cláudio Hummes OFM, der Generalrelator der Pan-Amazonien-Synode in Rom, vorab sagte: „Wir gehen sicher nicht auf die Synode, um zu wiederholen, was schon gesagt ist, so wichtig, schön und theologisch tief es sein möge.“

Auf der Pan-Amazonien-Synode wurde auf der Grundlage des Zweiten Vatikanischen Konzils für die Öffnung des Diakonatsamts für Frauen plädiert. Wir sind Kirche hatte zuletzt auf ihrer Bundesversammlung die deutschen Bischöfe aufgefordert, beim Papst eine Sondergenehmigung zur Einführung des Diakonats der Frau in Deutschland zu erwirken, bereits jetzt und unabhängig von dem geplanten Synodalen Prozess. Den Synodalen Weg, der am 1. Dezember 2019 beginnen soll und auf zwei Jahre angelegt ist, wird Wir sind Kirche in kritischer Loyalität verfolgen und begleiten (www.wir-sind-kirche.de/?id=125&id_entry=7725).


Wir sind Kirche-Pressekontakt:
Magnus Lux, Tel: 0176-41 70 77 25, E-Mail: lux@wir-sind-kirche.de
Christian Weisner, Tel: 0172-518 40 82, E-Mail: presse@wir-sind-kirche.de
Annegret Laakmann, Tel: 0175-950 98 14, E-Mail: laakmann@wir-sind-kirche.de

 

 

 

Abschlussdokument auf Spanisch auf der Webseite der Synode:
www.sinodoamazonico.va/content/sinodoamazonico/es/documentos/documento-final-de-la-asamblea-especial-del-sinodo-de-los-obispo.html

Amazonien-Synode: Das steht im Schlussdokument
> vaticannews.va 26.10.2019

Synoden-Schlusspapier: Die Kernsätze
> vaticannews.va 26.10.2019

 

Zuletzt geändert am 28­.10.2019