Frühjahrsvollversammlung DBK (Ende)
„Bischöfe: übernehmt Verantwortung, entscheidet Euch und handelt!“
Wir sind Kirche zum Abschluss der Online-Frühjahrsvollversammlung der DBK
München, 25. Februar 2021
Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche hofft, dass die auf der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischöfe mit ihrem vor einem Jahr gewählten neuen Vorsitzenden gefassten Beschlüsse endlich die Zäsur deutlich machen, die die Bischöfe vor zwei Jahren in Lingen selber angekündigt haben. Die katholische Kirche in Deutschland ist an einem Wendepunkt, der einen Neuanfang erfordert. Der immer dramatischer werdende Auszug aus der Kirchensteuergemeinschaft wird nicht durch einzelne Reförmchen, Ankündigungen oder Versprechungen zu stoppen sein. Dies wird nicht ohne Konflikte und - hoffentlich konstruktiven - Streit innerhalb der Bischofskonferenz und mit Rom geschehen können.
Nach dem skandalösen Gezerre um die Aufarbeitung im Erzbistum Köln und höchst unterschiedlichen Vorgehensweisen in verschiedenen anderen deutschen Diözesen in der Vergangenheit erklärt Wir sind Kirche erneut: „Ohne eine offene und vollständige Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in allen deutschen Bistümern auf gleichem hohen Standard wird die Glaubwürdigkeit von Kirche weiter zerrinnen und werden die Reformbemühungen des Synodalen Weges ins Leere laufen.“ Personelle Konsequenzen dürfen nicht ausgeschlossen werden, falls einzelne Bischöfe nicht bereit sind, sich ihrer Verantwortung zu stellen und grundsätzliche Reformen vorzunehmen. Nach dem jahrzehntelangen höchst fragwürdigen Agieren der Bischöfe erweist es sich immer mehr als notwendig, dass staatliche Stellen bei der Aufarbeitung eingreifen, z.B. durch Einrichten einer Wahrheitskommission wie es auch die Betroffeneninitiativen fordern.
Ohne Wenn und Aber zum Synodalen Weg bekennen!
Die übergroße Mehrheit der Gläubigen in Deutschland erwartet von den deutschen Bischöfen, dass sich diese ohne Wenn und Aber zum Synodalen Weg bekennen, unverzüglich Reformen umsetzen und auch in Rom möglichst geschlossen auftreten. Denn der Synodale Weg ist kein Sonderweg der Kirche in Deutschland. Vielmehr ist er vielleicht auf lange Sicht die letzte Chance, den jahrzehntelangen Reformstau abzuarbeiten, der Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt durch Kleriker und deren Vertuschung möglich gemacht hat – nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen Ländern.
Je geschlossener sich die deutschen Bischöfe – am besten gemeinsam mit den Bischofskonferenzen anderer Länder – in Rom für die auf dem Synodalen Weg beschlossenen und dringend anstehenden Reformen einsetzen, umso weniger wird der Vatikan dies ignorieren können. Das gilt insbesondere für die Veränderung der kirchlichen Strafprozessordnung und die Einführung einer kirchlichen Verwaltungsgerichtsbarkeit, wie sie durch den Synodalen Weg gefordert werden und jetzt von der Bischofskonferenz dem Vatikan übergeben worden sind.
Synodaler Weg auch Dienst an der Weltkirche
Sexualisierte Gewalt und Krisenphänomene zeigen sich überall in der Weltkirche. Auch die Hinweise, dass Themen wie Gleichberechtigung der Frauen oder Homosexualität beispielsweise in afrikanischen Bistümern ganz anders wahrgenommen werden, dürfen nicht davon ablenken, dass die Menschenrechte universale Geltung haben und von der Weltkirche nicht missachtet werden dürfen. Wenn es dem Synodalen Weg gelingt, theologisch und pastoral fundierte Wege für die Strukturprobleme der katholischen Kirche aufzuzeigen, ist dies als Dienst an der Weltkirche zu sehen. Hier ist auch der Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Nikola Eterović, in die Pflicht zu nehmen, der nicht als Bremser des Synodalen Weges, sondern als Vermittler fungieren sollte.
Wenig Verständnis hat Wir sind Kirche für die neuen Bremsklötze in der Ökumene durch Kardinal Kurt Koch. Seit der Studie „Lehrverurteilungen – kirchentrennend?“ (1987 von Karl Lehmann und Wolfhart Pannenberg herausgegeben) sind die wesentlichen kirchentrennenden Vorurteile aufgearbeitet.
Wir sind Kirche begrüßt die Wahl von Dr. Beate Gilles zur neuen Generalsekretärin der DBK ab 1. Juli aufgrund ihrer breiten pastoralen Erfahrung und weil sie die erste Frau in dieser Leitungsposition ist. Sie darf aber nicht nur als Feigenblatt dienen. Die Forderungen nach einem deutlich höheren Frauenanteil in kirchlichen Leitungsämtern und auch nach der Weihe von Diakoninnen und Priesterinnen bleiben unverändert bestehen.
Das von Maria 2.0 am vergangenen Wochenende an sehr vielen Kirchentüren in Deutschland angeschlagene Thesenpapier an alle Menschen guten Willens, das die Forderungen des KirchenVolksBegehrens aus dem Jahre 1995 aktualisiert, wird von Wir sind Kirche einhellig unterstützt. – Direkt vor dieser Frühjahrsvollversammlung hatte Wir sind Kirche zusammen mit den Frauenverbänden, Maria 2.0 und Betroffeneninitiativen sexualisierter Gewalt an die deutschen Bischöfe appelliert: „Verspielen Sie die letzte Chance nicht!“
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Bischöfe haben überhaupt nicht über Woelki geredet
> aachener-zeitung.de 26.2.2021
Zuletzt geändert am 27.02.2021