Schreiben der Glaubenskongregation zur Ökumene
"Die große Gefahr, den Balken im eigenen Auge zu übersehen"
München, 10. Juli 2007
Als erneuten und überflüssigen Schlag ins Gesicht der Ökumene kritisiert die deutsche KirchenVolksBewegung die heute von der Glaubenskongregation veröffentlichte Präzisierung der Instruktion "Dominus Iesus" aus dem Jahr 2000, die bereits damals zu einem Sturm der Entrüstung geführt hatte. Nicht im Alleinvertretungsanspruch sondern nur gemeinsam können nach Ansicht der katholischen Reformbewegung die Kirchen heute den Menschen die Hoffnungsbotschaft Jesu Christi glaubhaft und glaubwürdig verkünden.
"Die römisch-katholische Kirche muss sich angesichts ihres theologisch sehr fragwürdigen Alleinvertretungsanspruchs fragen lassen, wie ernst es ihr überhaupt noch um die Ökumene und die Dialogbereitschaft ist", erklärt Christian Weisner für die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche. "Die Unterscheidung Roms zwischen den ,guten' Ostkirchen, die zwar auch erst noch das römische Papsttum anerkennen müssen, und den ,bösen' Kirchen der Reformation, denen Rom wegen mangelnder Sukzession und Sakramentalität erneut das Kirchesein abspricht, erweist der Ökumene - auch mit der Orthodoxie - keinen guten Dienst." Aber sich mit dem Splitter im Auge anderer zu befassen, ist vermutlich einfacher als sich dem Balken im eigenen Auge zuzuwenden (vgl. Mt 7,3-5), so Weisner.
Zusammen mit dem vor wenigen Tagen veröffentlichten Motu Proprio zeigt dieses vom Papst ausdrücklich gut geheißene und genehmigte Schreiben, dass Papst Benedikt unter dem immer mächtiger werdenden Einfluss des "Opus Dei" und anderer restaurativer Kräfte innerhalb der römisch-katholischen Kirche jetzt klar erkenntlich seinen jahrzehntelangen Kurs als Präfekt der Glaubenskongregation fortführt. Vom Geist Jesu Christi und von der Barmherzigkeit, von der in seiner vielgelobten Antrittsenzyklika "Deus Caritas Est" so viel die Rede war, ist leider nichts zu spüren.
Das heutige Schreiben zeigt nach Ansicht der KirchenVolksBewegung die große Gefahr der Umdeutung der differenzierten Erklärungen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) über das Verhältnis zu den anderen christlichen Kirchen.
Bereits im Jahre 1984 hat die Bilaterale Arbeitsgruppe der Deutschen Bischofskonferenz und der Kirchenleitung der vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands ein Papier herausgegeben: »Kirchengemeinschaft in Wort und Sakrament«, dessen Hauptergebnis darin bestand, dass in den evangelischen Gemeinschaften das Amt ungestuft weitergegeben werde und man deshalb nicht ausschließen könne, dass evangelische Pfarrer nach katholischem Verständnis Bischöfe wären (vgl. ebd. 75, 77, 109 u. a.). Auf dieses Ergebnis einer offiziell eingesetzten Arbeitsgruppe ist, soweit bekannt, nie eine Antwort von Seiten der römisch-katholischen Kirche erfolgt. Doch eine solche Antwort wäre notwendig, ehe man weiterhin sagt, in den evangelischen Gemeinschaften sei das sakramentale Amt nicht voll bewahrt.
Ziel aller ökumenischen Arbeit muss es zum einen sein, dass Christen unterschiedlicher Sprachen ein und desselben Glaubens aufhören, einander die Rechtgläubigkeit zu bestreiten. Wünschenswert ist darüber hinaus, dass sie einander positiv anerkennen. Dafür genügt es, dass ihr Glaube an Jesus Christus als den Sohn Gottes darin besteht, sich und die ganze Welt in die ewige Liebe des Vaters zum Sohn aufgenommen zu wissen und aus diesem Glauben anders als aus der Angst um sich selbst zu leben. Jedenfalls hat bereits Paulus die Christen von Korinth davor gewarnt, ihre Zugehörigkeit zu ihm oder Kephas (Petrus) oder Apollos zum eigentlichen Unterscheidungsmerkmal des Glaubens zu machen (1 Kor 1,12f und 3,5-17).
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Zuletzt geändert am 02.08.2007