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Veröffentlicht am 20­.04.2021

Zu Aussagen von Bischof Stefan Oster

„Debatten nicht verweigern und verbieten, sondern ermöglichen und sich beteiligen!“ - MIT HINTERGRUND UND ENTWICKLUNG

Wir sind Kirche zu den Aussagen des Passauer Bischofs Stefan Oster 

Pressemitteilung München, Passau 20. April 2021, ergänzt 26. April 2021

> HINTERGRUND UND ENTWICKLUNG

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche findet es entlarvend, dass der Passauer Bischof jetzt mitten im Prozess des Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland eine Drohkulisse gegenüber andersdenkenden Theologinnen und Theologen und auch gegenüber dialogbereiten katholischen Medien aufbaut. Es ist ungeheuerlich, wenn er unliebigen Personen mit dem Entzug der akademischen Lehrbefugnis und unliebigen Medien mit dem Entzug der Finanzmittel droht. > Artikel von Bischof Stefan Oster     > Bericht über Prof'in Johanna Rahner

Statt auf geschichtlich überholten Dogmatisierungen und bischöflichen Machtpositionen zu beharren, sollte er sich lieber der zukunftsoffenen theologischen Debatte stellen, wie sie in der römisch-katholischen Kirche dringend erforderlich ist und zu der auch Papst Franziskus wiederholt ermutigt hat. Die Bischöfe, die immer noch versuchen, den dringend notwendigen Reformprozess des Synodalen Weges zu behindern oder gar zu stören, sollten ergebnisoffene Debatten nicht verweigern und verbieten, sondern ermöglichen und sich daran beteiligen.

Ergänzung 26. April 2021
Ob man es Rassismus oder Sexismus oder wie auch immer nennt – die von Frau Professorin Johanna Rahner angesprochene grundsätzliche Diskriminierung von Frauen in der römisch-katholischen Kirche ist ein Skandal, der von einer Professorin für Dogmatik, Dogmengeschichte und Ökumenische Theologie auch zu Recht in einer öffentlichen Veranstaltung, dem ersten Frauenforum in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, als These angesprochen worden ist. Eine Notwendigkeit, die thesenhaft formulierte Aussage zurückzunehmen, kann ich nicht erkennen.

Wer die These 6 „Wir müssen über Diskriminierung von Frauen in der Kirche sprechen und es sind nicht die Frauen, die das ändern können“ ihres schriftlich vorliegenden Vortrags liest, wird erkennen, dass sie das Reizwort „Rassismus“ als Analogie im Sinne der amerikanischen Soziologin Robin Di Angelo  verwendet – in diesem Fall als Diskriminierung von Frauen, die Männer verursachen, aber selber nicht wirklich nachempfinden können.

Wenn Bischof Oster, der selber einige Jahre Dogmatik gelehrt hat, die Positionen von Frau Rahner in dieser Frage als problematisch ansieht, so wäre es doch gut gewesen, wenn er zunächst das direkte „geschwisterliche“ Gespräch gesucht hätte, anstatt über seine eigene Webseite eine grundsätzliche Debatte zu beginnen und unliebigen Personen mit dem Entzug der akademischen Lehrbefugnis und unliebigen Medien mit dem Entzug der Finanzmittel zu drohen.

Das Verhalten von Bischof Oster stellt eine große Gefahr für den Synodalen Weg in Deutschland da, auf dem mit einer theologisch fundierten, aber ergebnisoffenen Debatte versucht wird, Reformvorschläge für offensichtliche Fehlentwicklungen in der kirchlichen Lehre und Praxis zu finden. So ein Verhalten bringt auch Bischof Georg Bätzing als Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz in eine schwierige Lage, der sich dann gezwungen sah, seinem Bischofsbruder formal beizuspringen, auch wenn Bischof Bätzing selber schon mehrfach erklärt hat, dass er die Frauenfrage für die wichtigste Zukunftsfrage der Kirche hält.


„Aufreger-Themen“ Frauenweihe, Sexualmoral, Zölibat und Leitung

Die Themen Frauenweihe, Sexualmoral, Zölibat und Leitung, die Bischof Oster als „Aufreger-Themen“ bezeichnet, sind Themen, die die MHG-Missbrauchsstudie im Auftrag der deutschen Bischöfe im Herbst 2018 als Risikofaktoren für die sexualisierte Gewalt in der Kirche und deren Vertuschung genannt hat und die deshalb auf dem weltweit beachteten Synodalen Weg behandelt werden. Dort geht es nicht um liberalere Positionen oder einen Gegenangriff gegen das Lehramt, sondern um die Auseinandersetzung mit offensichtlichen Missständen in der kirchlichen Lehre und Praxis, die die Glaubwürdigkeit der kirchlichen Gemeinschaft so verdunkelt hat.

Bischof Oster, der sich bei dem damaligen Trierer Dogmatiker und heutigen Bischof von Regensburg Rudolf Voderholzer habilitiert hat, erscheint noch vom monarchischen Kirchenverständnis des Ersten Vatikanischen Konzils (1869-1870) geprägt, das keine Gewaltenteilung kennt und Papst (und ähnlich Bischöfe) mit absolutistischer Macht auch über die theologische Lehre (an den Universitäten) ausgestattet hat. Diese auch kirchenrechtlich festgeschriebene Engführung hat wesentlichen Anteil an der Entfremdung kirchlicher Lehre von der Entwicklung moderner Wissenschaften und vor allem von immer mehr Glaubenden.

Professorin Johanna Rahner, durch die sich Bischof Oster zu seinen Auslassungen veranlasst sah, und alle anderen Theologinnen und Theologen, die nach Wegen aus der Sackgasse der vormodernen Denkstruktur des 19. Jahrhunderts suchen und die Freiheitsaspekte in der jesuanischen Botschaft wiederentdecken, verdienen Respekt und werden auch von immer mehr Bischöfen anerkannt.

Nein aus dem Vatikan zur Segnung homosexueller Partnerschaften

Bischof Oster stört auch die zahlreiche und fundierte Kritik an dem jüngsten Nein aus dem Vatikan zur Segnung homosexueller Partnerschaften. Doch er sollte zur Kenntnis nehmen, dass sogar zahlreiche Bischöfe sich kritisch zu dieser und zu anderen Anordnungen an Rom geäußert haben. Auch wenn Bischöfe einen Treueeid leisten mussten, ist es ein falsches Verständnis vom Bischofsamt als Hirtenamt, Anweisungen „von oben“ nur auszuführen und weiterzugeben und nicht auch kritisch für ihre Ortskirche zu beurteilen. Bischof Oster vergisst, dass die Lehre vom Glaubenssinn des ganzen Gottesvolkes, der vor allem im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) an Bedeutung gewann, wesentlich breitere Deutungen und auch Entwicklungen der katholischen Lehre zulässt.

Pressekontakt Wir sind Kirche-Bundesteam:
Sigrid Grabmeier: Tel. 0170 86 26 290, grabmeier@wir-sind-kirche.de
Magnus Lux: Tel. 0176 41707725, lux@wir-sind-kirche.de
Christian Weisner: Tel. 0172 518 40 82, presse@wir-sind-kirche.de

 

Wir sind Kirche zum Synodalen Weg: wir-sind-kirche.de/synodalerweg 

 

> Homepage Stefan Oster

> Bericht über Aussagen Rahners

> Mitteilung Diözesanrat und Priesterrat Rottenburg-Stuttgart zu Frauenforum mit Zitaten der Theologin Rahner

> Vortrag Prof'in Johanna Rahner:  Wieviel Macht-und Gewaltenteilungist in der katholischen Kirche überhaupt möglichund was hat die Frauenfrage damit zu tun? (PDF 5 Seiten) 


 

 

Hintergrund und Entwicklung der Debatte über Meinungs- und Pressefreiheit im kirchlichen Raum

* = mit Zitierung Wir sind Kirche
siehe auch
www.wir-sind-kirche.de/echo

neu
Hermann Häring: Menschen aus Fleisch und Blut
Was Sexismus, Rassismus und andere Menschen-Phobien verbindet

> hjhaering.de 7.5.2021

Den Streit beilegen – Unsere Gemeinsame Erklärung
> stefan-oster.de 20.4.2021

Theologin Rahner ruft Bischof Oster zur Entschuldigung auf "Ohne Floskeln und pastoralem Rumgesumse"
> domradio.de 28.4.2021

Theologin Rahner löst Schlagabtausch auf katholisch aus
> tagblatt.de 28.4.2021

Alfred Gassner: Bischof Osters Frauen‐Bashing
> PDF (1 Seite)

Prof. Dr. Matthias Remenyi: Nein, bei allem Respekt, das geht so nicht....
> facebook.com 24.4.2021

* Ist es rassistisch, Frauen in der Kirche zu diskriminieren?
> www.br.de 26.4.2021

Hermann Häring: Bravo, Herr Bischof! Zu den Drohworten aus Passau
> hjhaering.de 24.4.2021

Bischof Oster: Bin sehr besorgt um Debattenkultur in der Kirche
> katholisch.de 24.3.2021

Passauer Bischof Oster weist Kritik zurück
> t-online.de 23.4.2021

Bischof Oster bekräftigt Kritik an Rahners Rassismus-Vorwur
> katholisch.de 23.3.2021

Bätzing: Wäre gut, wenn Frau Rahner den zugespitzten Satz zurücknimmt
> katholisch.de 23.4.2021

Debatte über Frauenrechte und Rassismus in der katholischen Kirche„Katholischer Kulturkampf“
> deutschlandfunk.de 23.4.2021

* Bischof Oster bekräftigt Kritik an Rahners Rassismus-Vorwurf
> katholisch.de 23.4.2021

* Wenn KNA, Domradio & Co. die üblichen Verdächtigen pushen
> kath.net 22.4.2021

* Nach Bischofs-Kritik Appelle für Pressefreiheit in der Kirche: Journalistenverband kontert Bischof Oster
> domradio.de 21..4.2021

GKP warnt vor Gefährdung der Pressefreiheit in der katholischen Kirche
> gkp.de 21.4.2021

Norbert Scholl: Grenzüberschreitung in der Reformdebatte?
> feinschwarz.net 21.4.2021

Das Verhältnis der Weltkirche zur Ortskirche. Kardinal Gerhard Ludwig Müller im Gespräch mit Lothar C. Rilinger
> https://de.catholicnewsagency.com 19.4.2021

Bischof Oster sieht Grenzüberschreitung in Reformdebatte
> katholisch.de 19.4.2021

Rahner: Nur "Rassisten" gegen Gleichberechtigung von Frauen in Kirche
> katholisch.de 17.4.2021

Bischof Feige: Synodaler Weg kommt trotz Streit gut voran
> katholisch.de 17.4.2021

 

 

Zuletzt geändert am 12­.05.2021