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Veröffentlicht am 10­.09.2007

Sexueller Missbrauch im Bistum Regensburg (3)

Entgegnung zu den Mariazeller Vorwürfen des Bischofs von Regensburg

Pressemitteilung Deggendorf, 10.09.2007

Der Bischof von Regensburg hält mir vor, ich würde ihm und seinem Ordinariat zu Unrecht Vertuschung und Entstellung der Wahrheit vorwerfen. Diese Vorhaltung ist völlig unberechtigt. Ich wiederhole die entsprechenden Bewertungen der Fakten:

1. Das Ordinariat hat die Verurteilung des Riekofener Pfarrer wegen sexuellen Missbrauchs der Gemeinde verschwiegen. Diesen Vorgang bewerte ich als Vertuschung.

2. Die Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz sehen eindeutig im Abschnitt 12 vor, dass nach Verbüßung seiner Strafe dem Täter keine Aufgaben mehr übertragen werden, die ihn in Verbindung mit Kindern und Jugendlichen bringen. Das Ordinariat hat mehrfach bestritten, dass diese Leitlinien hier anwendbar seien. Das nenne ich Entstellung der Wahrheit.

3. Wir sind Kirche hat bei den notwendigen Gelegenheiten die Amtsführung von Bischof Gerhard Ludwig Müller mit kritischen Fragen und Bewertungen begleitet. Eine Kampagne gegen ihn gibt es nach meinem Eindruck nur in seiner eigenen Wahrnehmung.

4. Der Vorwurf des Bischofs, wir würden ohne Rücksicht auf die Betroffenen uns als Trittbrettfahrer betätigen, wurde von ihm schon 2003 anlässlich des Georgenberger Missbrauchsfalls zu Unrecht erhoben. Damals haben uns die Eltern der Betroffenen auf Nachfrage ausdrücklich bestätigt, dass sie sich durch das Engagement von Wir sind Kirche unterstützt fühlen. Im aktuellen Fall wurden mehrfach aus der Gemeinde die vorher von Wir sind Kirche erhobenen Forderungen übernommen.

Der Bischof hat rechtliches Vorgehen gegen mich angedroht. Dieser Drohung sehe ich gelassen entgegen, da dann die Wahrheit auch vor einem staatlichen Gericht festgestellt werden wird. Der Bischof wäre gut beraten, wenn er nicht zum wiederholten Male gegen Gläubige wie Fritz Wallner, Dr. Klaus-Peter Kuhn und meinen Ehemann Prof. Dr. Johannes Grabmeier unter fragwürdigem Einsatz von Kirchensteuergeldern und unter Umgehung seines eigenen Verbotes in solchen Angelegenheiten weltliche Gerichte anzurufen, zu diesem Mittel greifen würde.

Wir sind Kirche hat seit Beginn der Bewegung im Jahr 1995 auf die Fälle sexuellen Missbrauchs in der Katholischen Kirche hingewiesen und sich im Jahr 2002 massiv für eine deutschlandweite Regelung in solchen Fällen eingesetzt. In die Leitlinien der deutschen Bischofskonferenz sind unsere Forderungen weitgehend eingegangen. Die Umsetzung und Einhaltung der Leitlinien ist uns daher ein besonderes Anliegen. Wir werden also - wann immer notwendig - auf die Einhaltung der Leitlinien hinweisen und auch weiterhin Fälle sexuellen Missbrauchs in deutschen Diözesen kritisch begleiten. Seit 2002 hat Wir sind Kirche das Notruftelefon Zypresse bei sexueller Gewalt in der Kirche eingerichtet.

Sigrid Grabmeier

Bundesteam Wir sind Kirche
Tel: 0991-2979585, 0170-8626290
grabmeier@wir-sind-kirche.de
Köckstraße 1, 94469 Deggendorf
siehe auch www.wsk-regensburg.de

Zuletzt geändert am 29­.01.2014