Brief des Liturgie-Dikasteriums
„Mit Verboten kommt die Kirche nicht mehr weiter, nur mit Dialog“
Wir sind Kirche zur Absage des Vatikans für Predigten und Taufen durch Laien
Pressemitteilung München, Rom, 30. März 2023
Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche findet es unverantwortlich, dass der Vatikan, in diesem Fall der Präfekt des Liturgie-Dikasteriums, Kardinal Arthur Roche, keinen Spielraum für die Predigt von Laien in der Eucharistiefeier und für eine reguläre Taufspendung durch Laien sieht. Mit dem heute eingegangenen Brief, der Bezug auf den Ad limina-Besuch der deutschen Bischöfe im letzten November in Rom nimmt, stößt ein weiterer Beschluss des Synodalen Weges auf römische Widerstände.
Die ständigen Bevormundungsversuche des Vatikans für die Teilkirchen verwechseln Einheit mit Einförmigkeit. Doch mit Verboten kommt die Kirche nicht weiter, sondern es braucht ergebnisorientierte Dialoge und teilkirchliche Lösungen als Antwort auf die grundsätzliche Kirchenkrise. Die Debatten müssen und werden weitergehen, auch auf dem weltweiten synodalen Prozess.
Nach der Kritik von Kardinal Kurt Koch am Synodalen Weg im letzten Jahr, die als Vergleich mit dem Nationalsozialismus gedeutet werden konnte, nach der Absage des Vatikans an den „Synodalen Rat“ sowie nach dem Grußwort des Nuntius zur Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Dresden stellt dieses Schreiben eine erneute unerträgliche Dialogverweigerung dar. Denn trotz mancher Ankündigungen hat der Vatikan bis heute keine wirkliche Gesprächsbereitschaft über die strittigen Themen gezeigt.
Wir sind Kirche fordert erneut und mit höchster Dringlichkeit, dass endlich im Vatikan wissenschaftsbasierte Dialoge über die theologischen Grundfragen geführt und dabei auch die Spitzen des Zentralkomitees der deutschen Katholiken einbezogen werden. Denn nach der erschütternden MHG-Studie im Herbst 2018 hat dieses Laiengremium auf Bitten der deutschen Bischöfe mitgeholfen, mit dem Synodalen Weg in gemeinsamer Verantwortung einen Weg aus der fundamentalen Kirchenkrise zu suchen. Die römisch-katholische Kirche hat sich in der Vergangenheit durchaus verändert und sie muss auch weiter dazu bereit sein. Dies muss letztlich über Dialog hinausgehen und sich auch im Kirchenrecht widerspiegeln, um Willkür zu verhindern.
So wie der Synodale Weg in Deutschland nicht gegen Rom gerichtet ist, so darf aber auch das Verhalten des Vatikans nicht gegen die Kirche in Deutschland gerichtet sein. Unbestritten ist, dass der Synodale Weg in Deutschland keine Vorgaben für die Weltkirche machen kann und will. Mit der Bearbeitung exegetischer, theologischer und menschenrechtlicher Grundsatzfragen zeigt er jedoch theologische und strukturelle Entwicklungsmöglichkeiten auf, um die frohe Botschaft den heutigen Menschen nahe zu bringen. Dies sollte der Vatikan endlich als wichtigen Dienst für die Weltkirche begreifen.
Aber auch die anhaltende Zerstrittenheit innerhalb des deutschen Episkopats ist für die jetzige Situation verantwortlich. Die frühere deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl, die Theologin Annette Schavan, meinte anlässlich des letzten Ad limina-Besuches, dass davon auszugehen sei, dass kritische Papiere aus Rom in Deutschland bestellt würden.
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Zuletzt geändert am 30.03.2023