September 2011 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)
Papst Amfortas im Deutschen Bundestag
Berlin 2011: Der Papst zieht in den Bundestag ein und spricht trotz der Trennung von Staat und Kirche zu diesem. Ein schöner Trick der Kirche, dass ihr Oberhaupt zugleich Vertreter eines sehr merkwürdigen, aber völkerrechtlich anerkannten Miniaturstaates ist. Pastoralreisekosten können so bequem abgedrückt werden, was selbst in Spanien zu Protesten beim r.k. Weltjubeltag führte. Unschön, dass weder der Vatikanstaat die Menschenrechtskonvention unterzeichnet hat, noch diese Rechte in der r. -k. Kirche voll verwirklicht sind.
Was bringt Benedikt? Mitleid und Wissen um die Nöte der Menschen und der Kirche? Hat er, wie Parsifal die Wunde bluten sehen und in sich blutend erlebt? Hat er erkannt, dass nur der Speer selbst die Wunde schließt? Oder wird er wie Amfortas, an der Schnödigkeit der Welt leiden und nur ungleich eleganter, ästhetischer, geschliffener sich der Realität verweigern? Wird er zum wiederholten Mal die Diktatur des Relativismus geißeln und sich weiter selbst in der vorausgesetzten Wahrheit wähnen, statt in der Zeit immer neu zu suchen, wie sie den Menschen vermittelt werden kann? Die Sehnsucht nach Werten, Glauben und Vorbildern ist immer noch vorhanden. Bei der wie Amfortas dahinsiechenden Hierarchie der r.k. Kirche sucht aber kaum noch jemand - dazu im seltsamen Widerspruch das Wähnen unserer Volksvertreter, dass es für unsere Zukunft oder gar für die der Kirche bedeutsam sei, wenn sie dem Papst die Ehre zukommen lassen, vor dem Bundestag sprechen zu dürfen.
Sigrid Grabmeier
Wir sind Kirche Deutschland
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Zuletzt geändert am 27.08.2011