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Veröffentlicht am 05­.02.2017

5.2.2017 - IlFattoQuotidiano.it

Marco Politi: Plakate gegen Papst Franziskus: präziser Angriff, brutal und gut geplant. Falsch, es herunterzuspielen

Manifesti contro papa Francesco: un attacco preciso, brutale e ben pianificato. Sbaglia chi minimizza

Übersetzung aus dem Italienischen: Norbert Arntz Münster/Kleve

Der Angriff war präzise, brutal, gut geplant. Die Anhänger von Franziskus liegen falsch, wenn sie das herunterspielen. Auch der Vatikan geht fehl, wenn er stillschweigend das Motto verbreitet "Kümmert euch nicht drum, schaut drauf und geht weiter!"

Denn die Plakate gegen Papst Bergoglio, die am Samstag in vielen Teilen des Zentrums von Rom aufgehängt wurden, berühren die vitalen Punkte der Vorstellungswelt dieses Pontifikats. Erstens die direkte Beziehung mit der Masse der Gläubigen und auch der Menschen, die nicht glauben, aber aufmerksam auf die Worte von Franziskus hören: diese Beziehung wird verspottet und deformiert durch das Foto, das auf den Plakaten einen stirnrunzelnden Pontifex zeigt. Noch heimtückischer ist die zweite auf den Plakaten vermittelte Botschaft: der brutale Angriff auf das Zentrum seiner guten Nachricht, auf die Barmherzigkeit. Als ob man sagen wollte: "Du bist ein hinterhältiger Diktator, der zwar von Barmherzigkeit spricht, aber diejenigen verfolgt, die mit Dir nicht einverstanden sind: der Malteserorden, die Franziskaner von der Immaculata, die ungenehmen Priester ... und du hast nicht einmal den Mut, den Kardinälen zu antworten, die dich in Frage stellen"

Wahr und falsch spielen in der Botschaft eines anonymen politischen Kampfes keine Rolle. (Das lehrt der Trump-Wahlkampf ). Und diese Plakat-Aktion ist ein regelrechter "politischer" Angriff auf das Bergoglio-Pontifikat.

Raffiniert in seiner Perfidie ist auch die Verwendung des römischen Dialekts. "Hey Franz" ...". Eine Grimasse, die vulgär darauf abzielt, die moralisch führende Rolle der unter Beschuss genommenen Persönlichkeit zu beschädigen. Falsch liegen diejenigen, die den Vorgang herunterspielen, indem sie ihn als bloße Folge aus dem Milieu zeitgenössischer Kommunikation betrachten, das immer expliziter, polarisierter und aggressiver wird. Das ist wahr. Aber im Fall von Franziskus steckt hinter der Welle spöttischer Plakate mehr: Es ist eine weitere Eskalation mit dem Ziel, seine Reformpläne systematisch zu verunglimpfen und letztlich Kräfte für ein zukünftiges Konklave zu mobilisieren, aus dem (nach Meinung der Konservativen) auf keinen Fall ein Franziskus II hervorgehen darf.

Den Papst in Rom lächerlich machen mit Methoden, die an Trump-Tweets gegen seine Gegner oder Beleidigungen gegen Spieler und Schiedsrichter in den Stadien erinnern, bedeutet, die Gestalt von Franziskus herabzusetzen und ihn mit Kneipenbeleidigungen auf eine Stufe zu stellen.

In dieser Angelegenheit gibt es nicht nur einen einzigen Drahtzieher, wer auch immer die wenigen sein werden, die eines Tages als Täter identifiziert werden können. Allerdings formieren sich, von den ersten Monaten seines Pontifikats an und mit der ersten Synode über die Familie verstärkt, immer mehr Gruppen, Priester, Bischöfe und Kardinäle, die von einer Galaxie von Webseiten unterstützt werden, deren Motto lautet: "Dieser Papst gefällt uns nicht." "Er ist ein Demagoge, ein Populist, ein Kommunist, ein Feminist, ein Häretiker ... der die katholische Kirche protestantisch macht, den päpstlichen Primat herabwürdigt, dem Petersstuhl die Heiligkeit raubt, sich von der Tradition entfernt, unter den Gläubigen Verwirrung sät ... ".

Nimmt man eine Weltkarte und punktiert mit einem Stift die Orte, an denen die Kardinäle und Bischöfe leben, die Bücher gegen die pastorale Umkehr von Franziskus zum Thema der Familien-Ethik geschrieben haben, die Petitionen unterzeichnet haben, die einen Brief geschrieben haben, um ihn praktisch der Manipulation der Synoden-Arbeit im Jahr 2015 zu beschuldigen, und die ihm schließlich (mit dem Brief der vier Kardinäle im letzten Herbst) im wesentlichen vorgeworfen haben, das im Evangelium verzeichnete Wort Gottes zu verraten, dann erhält man eine Karte mit einem weltweiten Netzwerk - in der Kurie und in den fünf Kontinenten - von all jenen, die gegen die Linie des Papstes Stimmung machen. Priester, Theologen, Bischöfe und Kardinäle, die offen gegen ihn opponieren und hinter den Kulissen von denen unterstützt werden, die die Ideen teilen, aber sich nicht exponieren wollen und in der Zwischenzeit passiven Widerstand leisten.

Die Plakate, die Bergoglio in jenem Rom öffentlich angreifen, für das er Bischof ist, und von dem aus er (wie die traditionelle katholische Definition lautet) seine "Sendung zum universalen Hirten" ausführt, sind das Alarmzeichen einer gegen ihn gerichteten Bewegung, die keine Ruhe gibt und eine ebenso belastende Aggressivität aufweist wie jene der Tea-Party-Bewegung in den Vereinigten Staaten. Die Ähnlichkeit ist auffallend. Diese Bewegung, die ständig Jahr für Jahr das Image von Obama geschwächt hat, war offensichtlich nicht in der Lage, den Präsidenten aus dem Amt zu entfernen, aber hat sich am Ende des Mandats stark auf die Präsidentschaftswahl ausgewirkt.

Die "Weihrauch-Bewegung", die recht groß, wie die Abstimmungen auf der Synode über die Familie gezeigt haben, und unterschiedlich aggressiv ist, verfolgt das Ziel, vom Inneren der Kirche aus die Autorität Bergoglio´s zu untergraben. Die weit verbreitete Unterstützung, die sie in Umfragen genießt, ist nur ein Teil des Problems. Die andere Dimension bezieht sich auf die Kirche als Institution. Und in dieser Dimension ist der Untergrund-Krieg heftig. Bergoglio, der sich gelassen gibt, hat bisher diskret seine Anhänger in der Hierarchie wissen lassen, den gegen ihn gerichteten Angriffen keine Bedeutung zu schenken. Aber die Geschichte lehrt, dass sich am Ende aufreibt, wer in einem Bürgerkrieg den Angriffen nicht effizient entgegentritt. Und hier verliert nicht so sehr die historische Persönlichkeit von Franziskus, sondern die Vitalität der Reformbewegung.

Quelle: http://www.ilfattoquotidiano.it/2017/02/05/manifesti-contro-papa-francesco-un-attacco-preciso-brutale-e-ben-pianificato-sbaglia-chi-minimizza/3369430/

Zuletzt geändert am 07­.02.2017