Wir sind Kirche Regensburg fordert Bistumsleitung auf Stellung zu beziehen, warum sie zum wiederholten Mal die Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz zu sexuellem Missbrauch in der eigenen Diözese nicht befolgt.
Die wortreiche Erklärungen der Diözese Regensburg (www.bistum-regensburg.de) zum bekannt gewordenen Missbrauchsfall eines Kaplans an zwei Jugendlichen im Jahr 1999 lassen eine entscheidende Frage unbeantwortet: Warum werden die im Herbst 2002 von der Vollversammlung der deutschen Bischofskonferenz verabschiedeten Leitlinien „Zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjährigers durch Geistliche im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ in der Diözese Regensburg im Herbst 2004 von Bischof Gerhard Ludwig Müller und seiner Diözesanleitung nicht befolgt? Darin heißt es u.a. in Punkt 12: „Nach Verbüßung seiner Strafe werden dem Täter keine Aufgaben mehr übertragen, die ihn in Verbindung mit Kindern und Jugendlichen bringen.“ Wir-sind-Kirche Regensburg fordert die Bistumsleitung auf, diese Frage nun endlich zu beantworten. Schon bei den vorausgegangen Missbrauchsfällen in Nittenau/Georgenberg und in Falkenberg bei Eggenfelden in der Diözese war von der Bistumsleitung gegen andere Punkte dieser Leitlinien verstoßen worden. In diesen Fällen insbesondere hinsichtlich Opferschutz und Opferunterstützung (Punkt 8.) sowie unter anderem gegen Punkt 10. (Unterstützung der Menschen im Umfeld).
Die Deutsche Bischofskonferenz hatte es in ihren Leitlinien vermieden, Ausnahmefälle zu beschreiben. Es liegt nahe anzunehmen, dass sie das auch in Hinblick auf die schwierige Situation der Priester nach dem Aufdecken von Missbrauchsfällen getan hat. Anzumerken bleibt, dass auch in der Kategorialseelsorge, egal ob im Gefängnis, beim Militär oder im Altersheim Sexualität eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt und eine Begegnung mit Opfern nicht ausgeschlossen ist. Wie soll ein Priester, der mit der eigenen Sexualität Schwierigkeiten hat, gerade auch in diesen Bereichen seelsorgerlich wirken können?
Für von Missbrauch durch Priester und Ordensleute betroffene Kinder und Jugendliche hat die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche 2002 das "Zypresse-Not-Telefon" eingerichtet. Bei dieser kirchlich unabhängigen Anlaufstelle können Kinder und jugendliche Opfer über ihre Verletzungen und Ängste sprechen und ihr Herz ausschütten. Im Telefongespräch, das auf Wunsch anonym bleibt, werden gemeinsam erste Schritte gesucht, um die Betroffenen aus ihrer Notlage herauszubringen. Aber auch für Täter, die ein erstes Gespräch zur Lösung Ihrer Probleme suchen, steht das Not-Telefon bereit. Das "Zypresse-Not-Telefon" ist seit 2002 unter der bundesweiten Rufnummer 0180-3000862 (9 ct pro Minute) oder zypresse@wir-sind-kirche.de zu erreichen. Für Presse-Recherchen diese Telefonnummer bitte NICHT verwenden, sondern 02364-5588.
Sigrid Grabmeier, Mitglied Bundesteam Wir sind Kirche, Tel. 0991-2979-585, 0170-8626290 Köckstr. 1, 94469 Deggendorf
Zuletzt geändert am 04.11.2009