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Veröffentlicht am 21­.07.2022

Dr. Dr. Wolfgang Rothe

Zur kurzen Erklärung des Vatikan zum Synodalen weg

Statement vom 21. Juli 2022

Um mal ein bisschen Ruhe in das Durcheinander zu bringen, hier ein paar Einordnungen:

1. Die heute veröffentlichte "Erklärung des Heiligen Stuhls" erhebt keinerlei lehramtliche oder kirchenrechtliche Autorität. Von daher sollte man ihr eine solche auch nicht zusprechen. Die Erklärung ist lediglich eine Meinungsäußerung, wobei noch nicht einmal bekannt ist, von wem genau.

2. Die Erklärung stellt etwas klar, was auch schon vorher klar war: Der Synodale Weg kann niemanden zu etwas verpflichten, da er in der kirchlichen Rechtsordnung so nicht vorgesehen ist. Er kann lediglich Vorschläge machen oder zur Selbstverpflichtung einladen. Dies alles bleibt ihm auch nach der heutigen Erklärung unbenommen.

3. Die Erklärung erklärt etwas für verboten, was der Synodale Weg weder anstrebt noch beansprucht, während sie nichts von dem für verboten erklärt, was der Synodale Weg tut und erreichen will.

4. Wenn der Heilige Stuhl den Synodalen Weg hätte stoppen wollen, hätte er das tun können und mit Sicherheit auch getan. Indem er eben dies nicht getan hat, steht somit fest, dass er dies - zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt - auch nicht anstrebt.

5. Die Erklärung verortet den Synodalen Weg im Kontext des gesamtkirchlichen synodalen Prozesses. Damit spricht er dem Synodalen Weg eine Bedeutung und Relevanz zu, die weit über das hinausgeht, was der Synodale Weg sich selbst je an Bedeutung und Relevanz zugesprochen hat."

 

Statement vom 22. Juli 2022

"Ich wundere mich immer wieder, wie schwer man sich in Deutschland damit tut, Äußerungen des Heiligen Stuhls korrekt einzuordnen. Dass sich der Heilige Stuhl einer Sprache bedient, die streng, autoritär und patriarchalisch klingt, ist ja wohl nichts Neues. Unter Papst Franziskus ist in letzter Zeit noch eine unüberhörbare Grantigkeit hinzugekommen. Sieht man darüber hinweg, enthält die gestrige Erklärung nichts, worüber man sich aufregen müsste - im Gegenteil: Man kann und sollte sie weniger als eine Botschaft an den Synodalen Weg als vielmehr an dessen Gegner verstehen: Bleibt ruhig, wir in Rom passen schon auf, dass nichts aus dem Ruder läuft. Der Synodale Weg selbst wird weder verboten noch in seinem Anliegen oder seiner Arbeit beschränkt. Sich über Kommunikationsfragen zu echauffieren erscheint angesichts dessen ziemlich kindisch. Anderen keinen guten Stil vorzuwerfen ist kein guter Stil."

Zuletzt geändert am 23­.07.2022