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Veröffentlicht am 10­.09.2022

Prof. Dr. Norbert Scholl

Offener Brief an die deutschen Bischöfe

Hochwürdigste Herren Eminenzen und Exzellenzen!0

Mit großer Enttäuschung habe ich Ihr Abstimmungsverhalten zum Text „Leben in gelingenden Beziehungen“ zur Kenntnis nehmen müssen. Ich frage mich:

  • Warum haben jene 38.9 Prozent von Ihnen, die dagegen stimmten, nicht den Mut aufgebracht, in den vorangegangenen Diskussionen ihre Bedenken offen auszusprechen und ihre Argumente dagegen vorzutragen?
  • Warum haben jene 38,9 Prozent nicht vor der Abstimmung klargemacht oder zumindest angedeutet, dass sie ihr Veto einlegen werden?
  • Wie kann Weihbischof Puff (Köln) behaupten, Gott habe den Menschen als weiblich oder männlich geschaffen? Im hebräischen Urtext steht: „Gott schuf den Menschen (ha-adam) als seine Statue, als Statue Gottes schuf er ihn, männlich und weiblich schuf er sie“ (Gen 1,27). Von einem Bischof erwarte ich, dass er die Bibel korrekt zitiert.
  • Wie kann der Passauer Bischof Oster behaupten, der Synodale Weg könne zu einer Verschärfung der „Glaubenskrise“ führen? Das Gegenteil ist der Fall: Die Bischöfe sollten lernen, vor allem auf jene zu hören, denen im Raum der Kirche unendlich viel Leid zugefügt wurde. Das kann vielleicht noch helfen, die massive Kirchenkrise zu überwinden.
  • Haben die 38,9 Prozent der Bischöfe bedacht, was sie mit ihrem „Njet“ vor allem den von sexueller und spiritueller Gewalt in der Kirche Betroffenen angetan haben?
  • Haben sich nicht jene Bischöfe selbst von der Kommunion-Gemeinschaft ausgeschlossen (= exkommuniziert), die am Freitag-Morgen vor der Eucharistiefeier mit allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern exklusiv für sich „konzelebrierten“?

Dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Bätzing, ist zu danken, dass er nicht zurücktrat angesichts des unsolidarischen Verhaltens seiner „Mitbrüder“.

Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Synodalen Weges sind zu ermuntern und zu ermutigen, jetzt erst recht, trotz des massiven Widertands einiger Bischöfe, mit aller Kraft weiterzumachen – zum Wohl der Kirche.

Prof. Dr. theol. Norbert Scholl, Wilhelmsfeld

E-Mail: norbert_scholl@gmx.de

Zuletzt geändert am 11­.09.2022