Kontinentalversammlung Asien
Deutsche Lesehilfe zum Finalen Dokument der Asiatischen Kontinentalversammlung
Finales Dokument der Asiatischen Kontinentalversammlung
16. März 2023
Das finale Dokument enthält Anliegen und Forderungen, die auch im finalen europäischen Dokument enthalten sind, insbesondere zum Thema Klerikalismus, Einbindung von Laien und Missbrauch.
Nicht bzw. nur beiläufig angesprochen werden die Fragen verständliche Verkündigung, innerkirchlicher Rechtsschutz, Weihe von Frauen und verheirateten Männern sowie Pflichtzölibat.
Themen, die in Europa nicht oder nur am Rande angesprochen wurden, sind: Unterdrückung der Kirchen in manchen Ländern, Massenarmut und Korruption; indigene Bevölkerung, Sprachbarrieren.
Im Einzelnen:
Nr. 25:
An der kontinentalen Versammlung haben insgesamt 80 Personen teilgenommen, darunter 57 Kleriker, 5 Nonnen, 7 Männer und 11 Frauen.
Nr. 36:
Trotz der Herausforderungen ist die synodale Reise kein demokratischer Prozess, sondern ein Moment der Gnade und der Heilung für die Kirche
Nr. 40:
Die Einbeziehung einer solch großen Zahl von Menschen in den synodalen Prozess hat eine tiefe Liebe zur Kirche zutage gefördert – trotz der Versäumnisse und Schwächen der Kirche als Institution.
Nr. 51:
Der von der Kirche eingeforderte Geist der Synodalität zwingt uns (die Kirche), den Mut zu haben, gemeinsam zu gehen, trotz einigen Widerstands in der Kirche, dem Mangel an Wertschätzung für die reiche Spiritualität in Asien und auch dem Verlust des Bewusstseins für Sünde.
Nr. 52:
Wegen des Fehlens einer klaren Erklärung des Ziels der Zusammenkunft und des Zuhörens könnte es zu Enttäuschungen kommen. Es könnte die Versuchung bestehen, das Ziel der Teilnahme als politisch oder ideologisch, d.h. eher vom parlamentarischen Typ, anzusehen. Einige Gläubige sind skeptisch im Hinblick auf den Zweck und das voraussichtliche Ergebnis eines solchen synodalen Prozesses.
Nr. 53:
Es wurde auch erwähnt, dass Zuhören eine schwierige Aufgabe ist, weil viele Menschen es vorziehen würden, gelobt statt kritisiert zu werden. Diejenigen, die sich zu Wort gemeldet haben, wurden manchmal als „Antagonisten“ angesehen, und ihre Anmerkungen und Meinungen wurden als schädlich für die Kirche als Ganzes bezeichnet.
Nr. 57:
Die indigenen Gemeinden werden oft vernachlässigt und vergessen.
Nr. 63:
Zu den zahlreichen Wunden der Kirche gehört Missbrauch in Bezug auf Finanzen, Rechtsprechung, Gewissen, Autorität und Sexualität. Aus diesem Grund haben einige die Kirche wegen mangelnder Glaubwürdigkeit verlassen. Der Mangel von Transparenz und Verantwortlichkeit auf der Führungsebene hat zu einer Glaubwürdigkeitskrise in der Kirche geführt.
Nr. 65:
Es besteht eine große Betroffenheit über die mangelnde Einbeziehung von Frauen in die Leitung und in Entscheidungsprozesse in der Kirche.
Nr. 66:
In den Gesprächen während des synodalen Prozesses wurde ein Überdenken der Teilhabe von Frauen am kirchlichen Leben verlangt, insbesondere im Hinblick auf die bedeutende Rolle, die Frauen in der Bibel spielen.
Nr. 67:
Es wurde ein Mangel an ausreichender Seelsorge für bestimmte der Kirche zugehörige Gruppen festgestellt. Unter diesen sind alleinerziehende Eltern, Menschen in irregulären Ehesituationen, gemischten Ehen, LGBTQIA+-Menschen und Migranten.
Nr. 69:
Sporadisch wurde beiläufig das schwere Los der indigenen Menschen erwähnt. Es wurde ebenfalls festgestellt, dass viele ihrer Anliegen und Stimmen im DCS nicht ausreichend gewürdigt wurden.
Nr. 75:
Die Vielzahl der Religionen in Asien erfordert einen ökumenischen und interreligiösen Dialog.
Nr. 87:
Das Prinzip, dass Priester Diener sein sollen, wird geschwächt und oft geradezu ins Gegenteil verkehrt, wenn Priester dazu tendieren, zu dominieren, Druck auszuüben und autoritär mit Laien umzugehen. Die Neudefinition der Rolle von Laien umfasst die Ausweitung möglicher Weiheämter für Laien einschließlich der Beratung und Anleitung von Jugendlichen, Seelsorge bei Kranken, Erziehung und Kinderschutz.
Nr. 88:
Wir anerkennen auch das Werk von Katechisten in Asien, die nicht nur Lehrer des Glaubens sind, sondern auch Leiter der Gemeinschaft aus eigenem Recht.
Nr. 89:
Die Spannungen zwischen dem Klerus einerseits, Ordensmännern und Ordensfrauen sowie den Laien andererseits wurden mehrfach angesprochen. Es geht um das Thema der Mitverantwortung aller und der Berufung in der Kirche. Viele Probleme treten auf, wenn die Ausübung von Macht von der Transparenz und von der Verantwortlichkeit getrennt werden.
Nr. 90:
Es wurde an einigen Stellen festgestellt, dass gemeinschaftliche Verantwortung in der Unterscheidung (der Geister) und in der Entscheidungsfindung fehlt. Oft werden Entscheidungen nur Priestern oder Bischöfen überlassen. Die Stimmen der Minderheit und sogar der Laien insgesamt werden in diesem Prozess nicht berücksichtigt. Manchmal gibt es nur einen oberflächlichen Dialog und überhaupt keine Einbeziehung sogar in den Strukturen, in denen dies durch das kanonische Recht empfohlen oder vorgeschrieben wird wie beispielsweise im Pastoralrat oder dem Finanzrat. Einige Ortskirchen sehen dies als Klerikalismus an.
Nr. 91:
Der Mangel an Verantwortlichkeit und Transparenz bei der Entscheidungsfindung und in finanziellen Angelegenheiten hat die Gräben in der Kirche vertieft. Diejenigen, die diese Verhältnisse kritisieren, werden manchmal aus der Kirche ausgeschlossen. Diese Verhaltensweisen gibt es aber nicht nur innerhalb des Klerus, sondern auch bei Laien, die Leitungsaufgaben ausüben.
Nr. 92:
Da in der asiatischen Kultur der Respekt für die Führer ein selbständiger Wert ist, sind Laien manchmal übermäßig unterwürfig. Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass dieser Gesichtspunkt missbräuchlich ausgenutzt wird und der Mangel an Machtkontrolle zum modus operandi wird.
Nr. 93:
Skandale durch Priester sowie ungesunde Gewohnheiten und Verhaltensweisen von Priestern führen zu einer Rückkehr der Berufungen.
Nr. 94:
Säkularer Einfluss und die materialistische Kultur wirken sich auch auf Priester und Laien in Leitungsfunktionen aus.
Nr. 95:
Es besteht ein Mangel von Frauen in Führungsrollen.
Nr. 97:
Wo keine Männer in der Kirche sind, übernehmen häufig Frauen die Führungsrolle.
Nr. 98:
Ein allgemeines Phänomen ist das Fehlen der Jugend in den Kirchen.
Nr. 112:
Wie in anderen Teilen der Welt ist Klerikalismus in Asien ein großes Thema.
Nr. 113:
Klerikalismus drückt sich aus in der mangelnden Einbeziehung anderer in Verwaltungsangelegenheiten, in Dominanzgebaren, und einem Machtanspruch speziell von Priestern.
Nr. 114:
Als Gründe für Klerikalismus wurden neben individuellen Charakterschwächen, psychologischer Unreife auch systemische Ursachen oder die Subkultur des Schweigens und der Schamlosigkeit genannt.
Nr. 125:
Die zeitgenössische Tendenz zu exzessivem Individualismus verschärft den Rückgang der Berufungen.
Nr. 130:
In einem so vielfältigen Kontinent wie Asien bleibt der interreligiöse Dialog ein integrales Charakteristikum der Kirche.
Dr. Martin Schockenhoff, 26. April 2023
Zuletzt geändert am 26.04.2023