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Veröffentlicht am 28­.09.2007

Wir sind Kirche-Eichstätt

Stellungnahme der Diözesangruppe zu "Mehr als Strukturen …' - Neuorientierung der Pastoral in den Diözesen"

Bei der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz hat deren Vorsitzender Karl Kardinal Lehmann eine Statement abgegeben, zu dem die Wir sind Kirche-Diözesangruppe Eichstätt wie folgt Stellung nimmt:

Schöne Worte statt notwendiger Konsequenzen - Mangelverwaltung statt Reformen!

Die Bischöfe leugnen zwar nicht den Geld- und Priestermangel in der Kirche, erwecken aber den Eindruck, durch "pastorale Neuordnungen" "Kirche dort einladend sichtbar zu machen, wo die Menschen leben und arbeiten". Sie wollen sich damit auch auf "die gesamtgesellschaftliche Entwicklung und die veränderten Lebensgewohnheiten der Menschen" einstellen. Sie sprechen von "Konzentration auf pastorale Zentren" ohne sich "aus der Fläche zurückziehen" zu wollen. Sie wollen "auf vielfältige Weise den Menschen seelsorglich, räumlich und zeitlich nahe sein". Sie weisen auf die "Überfülle von Aufgaben" bei den pastoralen Berufen hin, die die Gefahr mit sich bringe, "dass das Einladende und Schöne eines geistlichen Berufes nicht mehr hinreichend in den Blick kommt." Die Neuordnungen seien "menschennah und pastoraltheologisch verantwortbar durchzuführen". Es sei "eine vom Glauben her begründete Zuversicht bei allen Zukunftsplanungen notwendig, um das heute Aufgetragene zu gestalten". In den kommenden Jahren werde "der besondere Dienst der ehrenamtlich engagierten Frauen und Männer besondere Aufmerksamkeit erfahren", damit "unsere Kirche eine sichtbare Gestalt für die Menschen hat".

Seelsorge braucht Nähe und Zeit für die Menschen. Sie muss wieder vielmehr auf die Menschen hören und vor allem auf sie eingehen. Dazu bedarf es nicht noch größerer Verwaltungseinheiten in einem zunehmend zentralistisch orientierten und auf eine römische Befehlszentrale bezogenen Apperat. Vielmehr ist eine grundlegende Reform in den pastoralen Strukturen längst überfällig, die die Hinwendung zum einzelnen Gläubigen in kleinen Gemeinschaften zum Ziel hat.

Die geplanten pastoralen Neuordnungen der Bischöfe tragen den Bedürfnissen der Gläubigen in keiner Weise Rechnung. Sie täuschen einen pastoralen Fortschritt vor. Das spüren die Menschen heute schon deutlich in den sogenannten Seelsorgeeinheiten, in denen vor allem überforderte Priester sich mehr oder weniger erfolglos abmühen. Die Zahl der Ehrenamtlichen, denen keine wirkliche Veantwortung und Kompetenz übertragen wird, nimmt rapide ab. Sie sind immer weniger bereit, als Lückenbüßer tätig zu werden. Es ist bezeichnend, dass in den Papieren der Bischöfe das Wort "Reform" nicht vorkommt! Ohne Reform und ohne Dialog ist die Kirche nicht zukunftsfähig. Wir fordern deshalb, wie vor 12 Jahren beim KirchenVolksBegehren, die Bischöfe eindringlich auf, endlich in einen Dialog mit dem Kirchenvolk einzutreten und den Reformstau aufzulösen. Wenn die Kluft zwischen Klerus und Laien überwunden wird, das Kirchenvolk bei der Ernennung von Bischöfen mitentscheiden kann, Frauen gleichberechtigt werden, der Zölibat freigestellt wird und Menschen mehr helfende und ermutigende Begleitung anstelle von angstmachenden einengenden Normen (z. B. wiederverheirate Geschiedene und verheiratete Priester ohne Amt) erfahren, wird Seelsorge erfahrbarer. Die Menschen fühlen sich stärker als Subjekte und weniger als Objekte der Seelsorge. Sie können sich besser mit der Kirche identifizieren, wenn sie auch etwas zu sagen und mitzuentscheiden haben. Wir haben dann zwar nicht den Himmel auf Erden, aber die Kirche geht auch nicht unter! Lassen wir die Kirche im Dorf und schaffen wir dafür die Voraussetzungen! Der Mangel an Geld und an Priestern spielt dann keine Rolle mehr.

Wir sind Kirche-Diözese Eichstätt:
Walter Hürter
Humboldtstraße 3, 85049 Ingolstadt
Tel./Fax 0841-33704
whuerter@web.de
www.wir-sind-kirche.de/eichstaett

Zuletzt geändert am 29­.09.2007