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Veröffentlicht am 24­.01.2009

50 Jahre Konzilsankündigung

„Nicht den Kurs des Zweiten Vatikanischen Konzils verlassen!“

Pressemitteilung Rom/München 24. Januar 2009

Vor genau 50 Jahren, am 25. Januar 1959 hat Papst Johannes XXIII. das Konzil zum ersten Mal angekündigt

50 Jahre nach der ersten Ankündigung am 25. Januar 1959 durch Papst Johannes XXIII. appelliert die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche, nicht den Kurs des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) zu verlassen: den Kurs des innerkirchlichen Dialogs, den Kurs der Gemeinschaft des Gottesvolkes, den Kurs der Ökumene und des interreligiösen Dialogs.

Drei Monate nach seiner Wahl am 28. Oktober 1958 kündigte Papst Johannes XXIII. in der „Basilica San Paolo fuori le mura“ in Rom zur Überraschung von Bischöfen und Kardinälen zum ersten Mal das große Pastoralkonzil des 20. Jahrhunderts an. Am Gedenktag der Bekehrung des Apostels Paulus, stellte der als Übergangspapst gedachte Angelo Giuseppe Roncalli die Weichen für die römisch-katholische Kirche neu. Er tat dies, weil er überzeugt war, dass die Kirche einer grundlegenden Reform bedurfte, um in der Welt die gute Nachricht des Evangeliums überzeugend und glaubwürdig verkündigen zu können. Im Text der offiziellen Einberufung des Konzils vom 25. Dezember 1961 hieß es dann: „Seit Beginn unseres Pontifikats hielten wir es für eine schwere Pflicht ..., die Kirche für die Lösung der gegenwärtigen Probleme geeigneter zu machen“ und eine „Erneuerung der Gesamtkirche“ in die Wege zu leiten.

Dieses Konzil hat nicht nur für die Struktur der Kirche Neues gebracht, in dem das Volk Gottes aufgewertet wurde und die „Hirten" ihren Dienst zum Wohl der Gemeinschaft der Glaubenden zu tun haben. Das Konzil bekannte sich auch zu Religionsfreiheit, Ökumene und vor allem zum Dialog als Wesen und Prinzip unserer Glaubensgemeinschaft. (VERWEIS AUF KONZILSDOKUMENTE siehe unter HINTERGRUND). Das Schlüsselwort Johannes‘ XXIII. dazu hieß „Aggiornamento“. Das Wort bedeutet keineswegs Anpassung, wie es gelegentlich fälschlicherweise übersetzt wird, sondern das Bemühen, die Kirche so auf die „Höhe des Tages“ zu bringen, damit die Botschaft des Evangeliums die Menschen unserer Zeit erreicht.

Wir sind Kirche erinnert mit großer Freude an den Tag der Konzilsankündigung und ruft dazu auf, das Konzil weiter zu entfalten. Allen rückschrittlichen Tendenzen zum Trotz, die dem Geist des Konzils zuwider laufen, gilt es heute erst recht, den Ausdruck unseres Glaubens in unsere Zeit hinein zu entwickeln. Denn, so der Theologe Hans Küng im zweiten Band seiner Biographie: „Nicht das Konzil sondern der Verrat am Konzil hat die Kirche in die Krise geführt.“

Die römischen Verlautbarungen der vergangenen Jahre zeigen leider immer deutlicher den Rückzug auf überholte Lehrformeln und sogar Versuche, die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils im Sinne der vorkonziliaren Theologie zu interpretieren oder gar schrittweise rückgängig zu machen. Die rückwärtsgewandte Ausrichtung des jetzigen Pontifikats wird besonders deutlich an der Ausweitung des vorkonziliaren Tridentinischen Ritus und der möglicherweise in Kürze erfolgenden Aufhebung der Exkommunikation der vier das Konzil ablehnenden von Erzbischof Marcel Lefebvre 1988 in Econe (Schweiz) illegal geweihten Bischöfe der „Priesterbruderschaft Sankt Pius X.“ durch Papst Benedikt XVI.
Wie Radio Vatikan am 24. Januar 2009 um 11:55 Uhr meldet, ist die Exkommunikation der vier Bischöfe der Priesterbruderschaft St. Pius X. aufgehoben worden. mehr ...

Einen fundierten Überblick über das Reformkonzil und die Entwicklung der römisch-katholischen Kirche bis heute gab der Münchner Jesuit Dr. Wolfgang Seibel, Zeitzeuge des Konzils und langjähriger Herausgeber der Jesuitenzeitschrift „Stimmen der Zeit“, auf der Bundesversammlung der deutschen KirchenVolksBewegung Anfang November 2008 in Würzburg. Sein Fazit: Es wäre die schlimmste Reaktion auf den gegenwärtigen Kurs der Kirchenspitze, in Resignation zu verfallen. Das würde nur den Gegnern der konziliaren Erneuerung in die Hände arbeiten. Es gilt vielmehr, alles zu tun, damit die Initiativen des Konzils nicht versanden, sondern das Leben in der Kirche prägen. In der ganzen Geschichte der Kirche seien alle neuen Ideen, alle zukunftsweisenden Initiativen, alle Reformansätze immer von unten gekommen. Nichts hindere daran, dort, wo die Kirche wirklich lebt, nämlich an der Basis, in den Gemeinden, sich nach den Vorgaben des Zweiten Vatikanums zu richten und das Leben nach seinen zukunftsweisenden Impulsen zu gestalten. Hoffnung und Tatkraft ist angesagt, so Seibel.


HINTERGRUND:
Die aus dem 1995 in Österreich gestarteten Kirchenvolks-Begehren hervorgegangene KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche fühlt sich dem von Papst Johannes XXIII. einberufenen Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) in besonderer Weise verbunden und verpflichtet. Die Ziele des 1995 allein im deutschsprachigen Raum von 2,5 Millionen Menschen unterschriebenen KirchenVolksBegehrens sind mittlerweile weltweit zum Reformkanon geworden für eine heutige, den Menschen zugewandte katholische Kirche im Geiste des Zweiten Vatikanischen Konzils und der darauf aufbauenden theologischen Forschung und pastoralen Praxis.

VERWEIS AUF KONZILSDOKUMENTE:
Das Zweite Vatikanische Konzil versteht Kirche als Volk Gottes, das unterwegs ist zum „Reich des Vaters“ (Kirche/Welt 1) und das gekennzeichnet ist von der „wahren Gleichheit in der allen Gläubigen gemeinsamen Würde und Tätigkeit zum Aufbau des Leibes Christi“ (Kirche 32). Die Bischöfe bilden zusammen mit dem Bischof von Rom eine Kollegium, das „die Vielfalt und Universalität des Volkes Gottes repräsentiert“ (Kirche 22). Die Kirche will „viel zu einer humaneren Gestaltung der Menschenfamilie und ihrer Geschichte beitragen“ und möchte dieses Werk „in Armut und Verfolgung“ vollbringen (Kirche 8.9). Das Konzil bekannte sich zu Religions und Gewissenfreiheit. Es nannte die Spaltung der Einheit im Glauben „ein Ärgernis für die Welt und ein Schaden für die heilige Sache der Verkündigung des Evangeliums“ (Ökumenismus 1) und forderte einen Dialog „auf der Ebene der Gleichheit“ (Ökumenismus 9).

LESETIPP:
P. Wolfgang Seibel SJ: Der Anfang vom Anfang – oder das Ende vom neuen Lied? Das Zweite Vatikanische Konzil und die weitere Entwicklung
Vortrag auf der 24. öffentlichen Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche am 8. November 2008 in Würzburg. Dieser Vortrag wurde auch ins Italienische übersetzt. Autorisierte Kurzfassungen gibt es auf Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Niederländisch und Spanisch.
Vortrag als Broschüre bestellen oder zum Downloaden als PDF
http://www.wir-sind-kirche.de/index.php?id=218


WEITERE INFORMATIONEN:
Christian Weisner (Bundesteam)
Tel. +49 (0)8131-260250 oder +49 (0)172-5184082
presse@wir-sind-kirche.de

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Zuletzt geändert am 24­.01.2009