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Veröffentlicht am 16­.04.2009

Internat. Bewegung Wir sind Kirche

4 Jahre nach der Wahl von Papst Benedikt: Tiefgreifende Reformen dringender denn je. Hoffnung auf den Heiligen Geist und auf den Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Pressemitteilung Rom / Madrid / München, 16. April 2009

Die Internationale Bewegung Wir sind Kirche appelliert anlässlich des vierten Jahrestages der Wahl von Papst Benedikt (19. April 2005) an den Papst, an alle Bischöfe und an alle Gläubigen, dem Weg und dem Geist treu zu bleiben, den das Zweite Vatikanische Konzil gewiesen hat.

Den problematischen Versöhnungsversuch des Papstes mit den Lefebvristen Anfang dieses Jahres sieht Wir sind Kirche als Rückschritt hinter Wort und Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65). Denn dieses Reformkonzil hat ein neues Verständnis der Kollegialität der Bischöfe, neue Wege für die Ökumene und den interreligiösen Dialog - vor allem mit den Juden, Religionsfreiheit, Gewissensfreiheit auch innerhalb der Kirche, einen positiven Blick auf die Welt und die Reform der Liturgie als bewusste Teilhabe aller Gläubigen gebracht.

Obwohl als ein Schritt zur Einheit der Katholischen Kirche beabsichtigt, hat die einsame Entscheidung des Papstes gegenüber den Lefebvristen der Kirche selbst wie auch ihrer Bedeutung als Institution in der heutigen Welt großen Schaden zugefügt. Wir sind Kirche bedauert zutiefst, dass die römisch-katholische Kirche als größte Kirche weltweit gerade jetzt in einer Zeit schwerer sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Probleme durch diese selbstverschuldete Krise so viel von ihrer Glaubwürdigkeit verloren hat.

Diese Krise ist eine Krise der Kirchenführung, der Autorität des Papstes und der römischen Kurie. Denn der Papst hat sich für einen Regierungsstil entschieden, der Transparenz, Verantwortlichkeit und sogar grundlegende Kompetenzen vermissen lässt. Die Hoffnungen von Millionen von Christen und Christinnen auf das Zweite Vatikanische Konzil und auf die Versprechen des Papstes kurz nach seiner Wahl bezüglich größerer Fortschritte in der Ökumene und mehr Kollegialität mit den Bischöfen haben sich bisher nicht bestätigt.
 

Wachsende Enttäuschung über pastoralen Stillstand


Durch das Festhalten am Pflichtzölibat und am Verbot der Frauenordination wird immer mehr Gläubigen das im Kirchenrecht (Can. 213 CIC) vorgesehen Recht auf die sonntägliche Eucharistie in lebendigen Gemeinden verweigert. Alle diese Tatsachen sowie die völlige Freigabe des tridentinischen Ritus und die Änderung der Karfreitagsfürbitte für die Bekehrung der Juden sind nur einige von vielen Anzeichen dafür, dass der jetzige Papst einen Kurs gegen die Reformen des II. Vatikanischen Konzils verfolgt.

Während seines jüngsten Besuchs in Afrika hat sich der Papst vehement gegen Korruption, Stammesfehden, Unterdrückung von Frauen und für demokratische Regierungen und Umweltschutz ausgesprochen. Doch statt sich auf diese wichtigen Fragen zu konzentrieren, machte er mit seinen unglücklichen Äußerungen über die Verwendung von Kondomen zur AIDS-Prävention alle positiven Ansätze zunichte. Die große Bedeutung, die den Themen Abtreibung, Kondomen usw. zugemessen wird, haben dazu geführt, dass der Papst die günstige Gelegenheit verpasst hat, die wichtigere Botschaft von Gerechtigkeit, Frieden und dem Recht der Menschen auf das „tägliche Brot“ zu verbreiten.

Nach Ansicht von Wir sind Kirche sollte der Papst die Kritik aus den verschiedensten Teilen der Welt aber nicht als feindseligen Angriff auf sich persönlich, sondern als Ausdruck der tiefen Besorgnis um das Wohl der ganzen Kirche deuten – so wie es im Canon 212 § 3 CIC vorgesehen ist: „Entsprechend ihrem Wissen, ihrer Zuständigkeit und ihrer hervorragenden Stellung haben sie (die Gläubigen) das Recht und bisweilen sogar die Pflicht, ihre Meinung in dem, was das Wohl der Kirche angeht, den geistlichen Hirten mitzuteilen und ... den übrigen Gläubigen kundzutun.“

 

 

Übergabe der internationalen „Petition Vaticanum II“ an die Glaubenskongregation


Der große Zuspruch, den die von der Internationalen Bewegung Wir sind Kirche mitgetragene Petition „Für die uneingeschränkte Anerkennung der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils“ erhalten hat, zeigt die konkrete Sehnsucht so vieler Theologen und Theologinnen, Priester, Ordensleute, pastoraler MitarbeiterInnen und einfacher Kirchenmitglieder auf der ganzen Welt nach einer Erneuerung der Kirche im Einklang mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil.

Die Petition (http://archiv.wir-sind-kirche.de/petition-vatikanum2.org/) erbrachte bis Gründonnerstag 50.000 qualifizierte Unterschriften. Die Initiatorinnen und Initiatoren bemühen sich jetzt, die Ergebnisse der Petition möglichst bald der Glaubenskongregation in Rom zu präsentieren.


Hintergrund:

Die 1996 in Rom gegründete Internationale Bewegung Wir sind Kirche ist eine innerkirchliche Reformbewegung von Laien, Priestern und Ordensleuten. Wir sind Kirche entstand aus dem 1995 in Österreich gestarteten Kirchenvolksbegehren, ist in mehr als zwanzig Ländern vertreten und ist mit anderen Reformbewegungen in der ganzen Welt vernetzt. Ziel ist es, den vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) eingeleiteten Reformprozess in der römisch-katholischen Kirche voranzubringen, der in den letzten Jahren zum Stillstand gekommen ist. Website: http://www.we-are-church.org/


Kontakt:
- Raquel Mallavibarrena/ Chair (Spain) +34-649332654 rmallavi@mat.ucm.es
- Christian Weisner/ Media (Germany) +49-172-518 40 82 media@we-are-church.org
- Edith Kuropatwa-Fèvre (Belgium) +32-2-56 70 964 new: ekf.paves@happymany.net
- Kaare Rübner Jorgensen (Denmark) + 45 367 81 804 ruebnerjo@webspeed.dk
- Hubert Tournès (France) +33-240119873 hubertournes@orange.fr
- Helen McCarthy (Ireland) wearechurchireland@eircom.net & helen.mccarthybarcares@wanadoo.fr
- Vittorio Bellavite (Italy) +39-02-70602370 vi.bel@IOL.IT
- Aasmund Vik (Norway) aasmund.vik@nationaltheatret.no
- Ana Vicente (Portugal) +351 91 935 97 96 anvicente@netcabo.pt
- Krister Janzon (Sweden) krister.janzon@comhem.se
- Anthony Padovano (United States) +1-973-539-8732 tpadovan@optonline.net

 

 

Zuletzt geändert am 20­.04.2020