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Veröffentlicht am 25­.06.2009

Priesterweihen / "Jahr des Priesters"

Wir sind Kirche: Der Priestermangel zerstört die Gemeinden

München, 25. Juni 2009

Pressemitteilung zu den Priesterweihen und zu dem vom Papst eröffneten „Jahr des Priesters“

Durch den immer gravierender werdenden Priestermangel wird das im Kirchenrecht verankerte Recht der Gemeinden auf die sonntägliche Eucharistiefeier (Can. 213 CIC) immer mehr in Frage gestellt. Dies erklärt die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche angesichts des dramatischen Rückgangs der Zahl der Priesterweihen auch in diesem Jahr. Selbst das am 19. Juni 2009 von Papst Benedikt XVI. eröffnete „Jahr des Priesters“, mit dem die katholische Kirche weltweit für mehr Berufungen wirbt, wird – so fürchtet Wir sind Kirche – keine Trendwende bringen, denn weder der Kölner Weltjugendtag 2005 noch verschiedene diözesane Initiativen haben bisher die erhoffte Trendwende gebracht.

Nach Auffassung der katholischen Reformbewegung stellt der Priestermangel eine Chance für neue pastorale Entwicklungen und Gemeindeformen dar, die sich am Maßstab der Botschaft Jesu orientieren. In den bisherigen Pastoralplänen und Seelsorgekonzepten jedoch wird der sich bereits vollziehende Kollaps der Seelsorge und der Gemeindestrukturen viel zu oft verschleiert. Die kirchenrechtliche Verknüpfung von Amt und Gemeindeleitung führt dazu, dass die Hälfte unserer Pfarreien in naher Zukunft ohne ordinierte Seelsorger und regelmäßige Eucharistiefeier sein wird – oder gar nicht mehr existieren wird. Alle Strukturmodelle, die auf den Priester als Gemeindeleiter fixiert sind, zerstören die christlichen Gemeinden in ihrem theologischen Kern. Statt technokratischer Scheinlösungen wie der Bildung von Seelsorgeeinheiten oder Pastoralverbänden fordert Wir sind Kirche die Bischöfe deshalb auf, mehr Vertrauen in die Kompetenz des Kirchenvolkes zu zeigen sowie den Gemeinden und den Gläubigen mehr Verantwortung zu überlassen.

Weniger Priester und weniger hauptamtliche Laien In Deutschland sank die Zahl der neu geweihten Diözesan-Priester nach Angaben des Zentrums für Berufungspastoral in Freiburg (www.berufung.org), einer Arbeitsstelle der Deutschen Bischofskonferenz, 2008 erstmals seit Beginn der statistischen Erfassung im Jahr 1962 unter 100 (2007 waren es noch 110, 1999 noch 139 und 1989 sogar 297 Neupriester). Auch für die kommenden Jahre ist keine Trendwende absehbar, denn die Zahl der Männer, die neu in ein Seminar oder in Ordensgemeinschaften eintreten, um Priester zu werden, sinkt immer weiter.

Die sinkende Zahl der Priester wird auch durch hauptamtliche Laien nicht ausgeglichen: 2008 ging die Zahl der Priester der deutschen Bistümer um 203 auf 13.230 zurück; wenn die in den Ruhestand eingetretenen Priester einbezogen werden, reduziert sich die Zahl der Priester sogar um 514. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Laien im pastoralen Dienst aber nur um 61 auf 7.524. Haupt- und ehrenamtliche Laien, denen keine wirkliche Verantwortung und Kompetenz übertragen wird, sind auch immer weniger bereit, als Lückenbüßer tätig zu werden.

Die Aufhebung des Pflichtzölibats und die Weihe von Frauen zu Priesterinnen werden von Benedikt XVI. nach wie vor strikt abgelehnt. Die Zölibatskonferenz im November 2006 im Vatikan hat kein Umdenken über das Priesterbild und über die Voraussetzungen zum Leitungsdienst in der römisch-katholischen Kirche gebracht. Doch der Papst wird sich diesen Fragen stellen müssen. Schon jetzt hat fast die Hälfte aller katholischen Gemeinden auf der ganzen Welt, auch in den Missionsgebieten, keinen eigenen Priester mehr.

Nicht nur ein zahlenmäßiges Problem
Aber es geht nicht nur um das zahlenmäßige Problem des Priestermangels, sondern um die Frage, ob der Zölibat und der Ausschluss von Frauen heute nicht den evangeliumsgemäßen Auftrag der Gemeindebildung entscheidend behindert. Biblisch ist die Ordination nur unverheirateter Männer nicht begründbar.

Der Schweizer Bibelwissenschaftler Herbert Haag, der sich gegen eine „Zwei-Stände-Kirche“ von Klerikern und Laien wandte, schrieb 1997 in seinem Buch „Worauf es ankommt“: „Priestermangel, Gemeinden ohne Eucharistie, Zölibat, Frauenordination bezeichnen die Probleme, die zwar nicht allein, aber doch weitgehend die gegenwärtige Not der katholischen Kirche bestimmen. Die Krise der Kirche wird so lange andauern, wie sich diese nicht entschließt, sich eine neue Verfassung zu geben. (...) Vierhundert Jahre lang waren es nach unserem Sprachgebrauch ‘Laien’, die der Eucharistie vorstanden. Dies zeigt, dass ein sakramental geweihter Priester nicht erforderlich ist und weder biblisch noch dogmatisch begründet werden kann.“

Sogar der heutige Papst hatte 1970 in seinem Buch „Glaube und Zukunft“ erklärt: „Sie (die Kirche) wird auch gewiss neue Formen des Amtes kennen und bewährte Christen, die im Beruf stehen, zu Priestern weihen. Und noch 1996 schrieb Ratzinger als Kardinal in seinem Buch „Salz der Erde“: „Es (der Zölibat) ist kein Dogma. Es ist eine Lebensform, die in der Kirche gewachsen ist und die natürlich immer die Gefahr des Absturzes mit sich bringt.“

Kirchenvolk zu Reformen bereit
Die sich zusehends verschärfenden pastoralen Probleme machen die Relevanz der Anliegen der KirchenVolksBewegung immer deutlicher. Dass die Bereitschaft zu Reformen vorhanden ist, zeigt eine aktuelle Umfrage der katholischen Tageszeitung „La Croix“ im Juni 2009, nach der sich rund drei Viertel der praktizierenden KatholikInnen in Frankreich für die Zulassung verheirateter Priester und zwei Drittel für die Zulassung von Frauen zum Priesteramt aussprachen. Eine Umfrage der DPA in Deutschland wenige Tage nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. kam zu sehr ähnlichen Ergebnissen: 78 Prozent der deutschen Katholikinnen und Katholiken waren für eine Lockerung des Ehe- und Sexualverbots für Priester. 77 Prozent hofften, dass der künftige Pontifex Priesterinnen zulassen wird.

Wir sind Kirche gratuliert den neugeweihten Priestern
Die KirchenVolksBewegung gratuliert den in diesem Jahr neu geweihten Priestern sehr herzlich zu ihrer Weihe und wünscht ihnen, dass sie bei ihrer zukünftigen Arbeit auch ausreichend Zeit finden, seelsorgerisch tätig zu werden. Evangeliumsgemäß wäre es, wenn auch zum priesterlichen Dienst berufene Frauen und verheiratete Männer mit ihnen zusammen geweiht werden würden und wenn auch die vielen verheirateten Priester wieder ihr Amt ausüben dürften. Wir sind Kirche bedauert sehr, dass die Priesterweihen in diesem Jahr von den provozierenden illegalen Priesterweihen der Pius-Bruderschaft überschattet werden.

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Pressekontakt:
Christian Weisner
08131-260250 oder 0172-518 40 82
presse@wir-sind-kirche.de



Laienverantwortung Regensburg e.V.:
Pressemitteilung vom 26. Juni 2009 zur unerlaubten, aber gültigen Priesterweihe der Piusbruderschaft
am Samstag, dem 27.06.2009, in Zaitzkofen im Bistum Regensburg
(PDF)

Zuletzt geändert am 26­.06.2009