| |
Veröffentlicht am 29­.06.2012

zur kirchlichen Statistik 2011

Wir sind Kirche: „Keine Entwarnung bei den Kirchenaustritten“

Pressemitteilung München, 29. Juni 2012

„Noch gibt es keine Entwarnung bei den Kirchenaustritten und den anderen Kennzahlen“, erklärt die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche zu der heute von der Deutschen Bischofskonferenz vorgelegten kirchlichen Statistik für das Jahr 2011.

Gegenüber dem Spitzenwert von 181.193 Kirchenaustritten im Krisenjahr 2010, in dem die jahrzehntelange Vertuschung sexualisierter Gewalt offenbar wurde, ist der Wert von 126.488 Kirchenaustritten in 2011 zwar deutlich gesunken, gehört aber immer noch zu den Spitzenwerten seit der Jahrtausendwende.

Die deutschen Bischöfe sollten die aktuellen Zahlen keinesfalls als Zeichen der Entwarnung ode als Zustimmung für ein „Weiter so“ in der aktuellen Kirchenpolitik ansehen. Denn in den jetzt veröffentlichen Werten von 2011 spiegeln sich beispielsweise folgende Ereignisse noch gar nicht wider:
  • Bistum Augsburg: Proteste gegen die „pastorale Raumplanung 2025“ von Bischof Dr. Konrad Zdarsa;
  • Erzbistum München: Enttäuschung über die Missachtung des diözesanen Zukunftsforums „Dem Glauben Zukunft geben“ durch Kardinal Dr. Reinhard Marx;
  • Bistum Hildesheim: Auftrittsverbot für Pfarrer Helmut Schüller von der österreichischen Pfarrer-Initiative im März 2012 in Soltau durch Bischof Norbert Trelle;
  • Bistum Regensburg: Bezeichnung von Reformgruppen beim Katholikentag als „parasitäre Elemente“ durch Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller;
  • das schleppende Anlaufen des von den Bischöfen 2010 initiierten „Dialogprozesses“, der von ihnen selber aber sehr schnell zu einem unverbindlichen „Gesprächsprozess“ zurückgestuft wurde und – vor allem in den Diözesen – nur sehr schleppend vorankommt;
  • aktuelle Auseinandersetzung um die Zulassung geschiedener Wiederverheirateter zu den Sakramenten, der Papst Benedikt XVI. erst Anfang Juni 2012 beim Weltfamilientreffen in Mailand erneut eine Absage erteilt hat.
Hinzu kommt: Immer mehr Gläubige, auch zuletzt bei dem sehr reformorientierten Katholikentag in Mannheim, vertreten als Getaufte und Gefirmte die Ansicht, dass sie gleichberechtigtes Mitglied der Kirche sind. Als solche seien sie nicht wegen eines Bischofs oder Papstes in die Kirche eingetreten – und würden auch nicht wegen eines Bischofs oder Papstes austreten. Die Aktion „Kirche umarmen“ und die derzeit zahlreichen neuen Basisinitiativen von Priestern und auch von den sogenannten „Laien“ sind ein beredtes Zeichen dafür.

Weitere Entwicklungen von 2010 bis 2011 im Einzelnen:
  • Der Anteil an der deutschen Gesamtbevölkerung ging von 30,2 auf 29,9 Prozent zurück.
  • Die Wiederaufnahmen in die katholische Kirche gingen von 7.401 auf 7.163 Personen zurück.
  • Der Gottesdienstbesuch sank von 12,6 auf 12,3 Prozent.
  • Den 169.600 Taufen standen im Jahr 2011 rund 247.762 Bestattungen gegenüber.
  • Die Zahl der Taufen sank damit um rund 700, die Zahl der Beerdigungen ging um 5.200 zurück.
  • Die Zahl der Welt- und Ordenspriester ging von 15.136 auf 14.847 zurück.
  • Die Zahl der Pfarreien uns sonstigen Seelsorgestellen wurde von 11.524 auf 11.398 reduziert.
Langfristige Entwicklungen:
Während es 1990 noch 28,2 Mio. KatholikInnen in Deutschland gab, ist diese Zahl in den letzten 22 Jahren um fast 4 Mio. gesunken; dieser Rückgang entspricht der Hälfte der KatholikInnen des großen weithin katholischen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Fast 3 Mio. KatholikInnen (das ist der Zahl der KatholikInnen von Rheinland-Pfalz und des katholischen Saarlandes zusammen) sind in diesen 22 Jahren aus der röm.-kath. Kirche ausgetreten oder – aber das ist nur ein kleiner Teil – in eine andere Kirche übergetreten.

Pressekontakt:
Christian Weisner, Tel: +49(0)172-518 40 82, E-Mail: presse@wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 29­.06.2012