Wir sind Kirche-Eichstätt
Zur Absage der Nürnberger Fastenpredigten
Positiv anzumerken ist, dass im Gegensatz zum Eichstätter Generalvikar sein Bamberger Kollege sich um eine Erklärung des von vielen Gläubigen als skandalös empfundenen Predigtverbots in Nürnberg bemüht. Diese kann allerdings nicht ohne Widerspruch hingenommen werden.
Es trifft nicht zu, dass Dr. Helmut Schüller, Mitbegründer und Sprecher der österreichischen Pfarrer-Initiative primär provoziert, spaltet und nicht zum Fortschritt beiträgt. Die große Mehrheit der Gläubigen vertritt die gleiche Meinung und ist den vielen Seelsorgern in Österreich und in anderen Ländern dankbar, dass nach der jahrzehntelangen Blockade durch Papst und Bischöfe endlich gehandelt wird nach der Devise „Wo Gehorsam missbraucht wird, ist Ungehorsam gefordert!“ Der ehemalige Wiener Generalvikar und Präsident der österreichischen Caritas ist im Gegensatz zur derzeitigen Kirchenleitung glaubwürdig und hat das Vertrauen der schweigenden Mehrheit.
Immer mehr Gläubige zweifeln an der Urteilsfähigkeit der Bischöfe, zu entscheiden, was „im Sinne der Kirche ist“. Aus der zweiten Antwort wird ersichtlich („Beide Bischöfe haben sehr klar deutlich gemacht, dass diese Veranstaltung in der geplanten Form nicht in ihrem Sinne ist.“), wozu bischöfliche Macht eingesetzt wird. Die Freiheit mündiger Christinnen und Christen wird auf unerträgliche Weise eingeschränkt. Zwar reden Bischöfe von Dialog, meinen damit aber nur die Themen, die sie für richtig halten. Man wundert sich, dass solche Bischöfe noch nicht auf die Idee gekommen sind, auch den Bücherindex wieder einzuführen. Sie halten die Gläubigen für unmündig, dürfen selbst in Predigten ihre unzeitgemäßen kirchenpolitischen Ansichten darlegen. Meint der Generalvikar wirklich, dass von Zensur keine Rede sein kann, wenn Diskussionen oder Meinungen durch die Bischöfe unterdrückt werden?
Seine Äußerung über „selbsternannte ‚Progressive’ und ‚Reformer’“ zeigt die Verachtung engagierter Reformkatholikinnen und –katholiken. Generalvikar Kestel erwartet Prediger, „die zum ruhigen und sachlichen Nachdenken und zur Gewissenserforschung einladen“. Wer bestreitet das denn bei einem Prediger wie Helmut Schüller? Die geplante und verhinderte Predigt von ihm hätten die beiden Bischöfe und die Mitglieder ihrer Domkapitel sich anhören sollen, ruhig und sachlich darüber nachdenken und ihr Gewissen erforschen! Das wären Hoffnungszeichen und vielleicht könnten die von ihnen zu verantworteten „Gräben“ zwischen konservativen und progressiven Christinnen und Christen zugeschüttet werden.
Wenn der Generalvikar die Meinung vertritt, „dass gerade in den letzten Jahren noch viel mehr als früher schwierige Fragen (ergebnis-)offen diskutiert werden“, sollte er mal wenigstens ein paar Beispiele nennen. Wenn einige wenige Gläubige und nicht viele, wie er behauptet, „verunsichert und irritiert, die sich mit der Frage an uns gewandt hätten: Warum lässt die Kirche das zu?“ hätte man Ihnen selbstkritisch sagen können, ja müssen, das zum katholischen Glauben eine Weite und keine Enge gehört. Durch die Einladung zu den Fastenpredigten ist kein Schaden entstanden, wohl aber durch die erzwungene Absage.
Kontakt:
Walter Hürter
Tel. 0841/33704
E-Mail: awhuerter@t-online.de
Homepage: www.wir-sind-kirche.de/eichstaett
Zur Absage der Nürnberger Fastenpredigten
Antworten von Generalvikar Georg Kestel
Stellungnahme der Pfarrer-Initiative Deutschland
Zuletzt geändert am 06.02.2013