Wir sind Kirche-Paderborn
Aktion Lila Stola anlässlich der Priesterweihe am 18. Mai 2013 in Paderborn
Ort: An der Domtreppe / Marktplatz Paderborn
Presseinformation
Die innerkirchliche Reformgruppe „Wir sind Kirche“ (WsK) Paderborn macht anlässlich der Priesterweihe mit der „Aktion Lila Stola“ auf die Probleme des Ausschlusses von Frauen vom diakonalen und priesterlichen Dienst und des Pflichtzölibats aufmerksam. Auch nach 18 Jahren halten wir es für sinnvoll und erforderlich auf dieses Thema mit der o.g. Aktion hinzuweisen, auch wenn lt. Äußerungen von Bischöfen und möglicherweise auch des neuen Papstes dieses Thema nicht zu diskutieren ist. 2013 jährt sich der Beginn des 2. Vatikanischen Konzils zum 51. Mal. Eigentlich sollte dieses Konzil der Start für einen "neuen Aufbruch" gewesen sein.
Die Bistumsgruppe der KirchenVolksBewegung (WsK) gratuliert den acht Neupriestern des Erzbistums Paderborn und demonstriert gleichzeitig für die Öffnung der Zugänge zum diakonalen und priesterlichen Dienst für Frauen und Verheiratete. Es gibt keine biblische Begründung dafür, dass Jesus nur unverheiratete Männer als Priester gewollt hätte. Auch der Verweis auf die Kirchengeschichte ist nicht überzeugend, denn es gibt in der römisch-katholischen Kirche eine mehr als 1000jährige Tradition ohne den Pflichtzölibat. Mit dem Tragen der lila Stola treten wir ein für eine gewandelte, glaubwürdige Kirche, in der Frauen entsprechend ihren Begabungen und Fähigkeiten als Diakoninnen oder Priesterinnen wirken können. Die Farbe Lila ist das kirchliche Symbol für Buße, Umkehr, Neubeginn.
Mit der Aktion wird – stellvertretend für eine große Mehrheit der Katholikinnen und Katholiken - an die Forderung der vollen Gleichberechtigung der Frauen, Zugang von Frauen zum diakonalen und priesterlichen Dienst sowie Aufhebung des Pflichtzölibates erinnert und deren Umsetzung angemahnt. U.a. hat die repräsentative Politbarometer-Umfrage des ZDF unter Katholikinnen und Katholiken im April 2011 mit 80 % eine große Mehrheit für die Forderung nach Kirchenreformen aufgezeigt. In den letzten 22 Jahren haben über 2,5 Mio. Katholikinnen und Katholiken die römisch-katholische Kirche verlassen. Viele davon haben wohl nicht mehr an die Reformfähigkeit der römisch-katholischen Kirche geglaubt. Laut Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung vom April 2013 sind in der Altersgruppe der 16 bis 25 Jährigen in der BRD nur noch zwischen 10 % und 25 % religiös erzogen worden.
Die Erwartungen aufgrund der vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Zollitsch, im Herbst 2010 angeregten vierjährigen „Dialoginitiative“ - seit 2011 nur noch „Gesprächsprozess“ genannt – haben sich leider bisher nicht erfüllt. Im Erzbistum Paderborn ist vom Gesprächsprozess in den Gemeinden noch nichts angekommen.
Während und nach dem Weihegottesdienst werden Mitwirkende der KirchenVolksBewegung auf dem an die Domtreppe anschließenden Marktplatz (auf dem Domvorplatz zu demonstrieren, ist ihnen nicht gestattet) Plakate mit Aufschriften wie „Wir gratulieren den Neupriestern“, „Kirche braucht auch Priesterrinnen“, „Priester und verheiratet - Warum nicht?“ und „Einen neuen Aufbruch wagen“ (Motto des Katholikentages 2012 in Karlsruhe) zeigen und Handzettel / Flyer bereit halten / verteilen. Die Bistumsgruppe der KirchenVolksBewegung ist mit ihrer „Aktion Lila Stola“ davon überzeugt, dass die römisch-katholische Kirche nur dann eine Zukunft hat, wenn sie zu einer geschwisterlichen Kirche wird, in der der diakonale und priesterliche Dienst auch für Frauen und Verheiratete selbstverständlich ist. Dass eine Öffnung des Zuganges zum diakonalen und priesterlichen Dienst in diesem Sinn notwendig und überfällig ist, zeigt sich
- v. a. im aktuellen Priestermangel und der geringen Anzahl von Neu-Priestern sowie
- im Niederlegen des Priesteramtes infolge ständig zunehmender Überforderung der Priester v. a durch die Zusammenlegung von Pfarrgemeinden zu immer größeren Pfarrverbünden und
- im Ausschluss von Priestern nach einem Verzicht auf ein zölibatäres Leben.
Die acht Neu-Priester reichen bei weitem nicht aus, ausscheidende Seelsorger (im Erzbistum Paderborn ca. 30 pro Jahr) zu ersetzen. Bei der Priester-zentrierten Sichtweise der Bischöfe in Deutschland werden schon in wenigen Jahren Pfarrverbünde mit weit über 10.000 Katholikinnen und Katholiken auch im Erzbistum Paderborn die Normalität sein. Hinzu kommt, dass die Priester vor Ort den Unmut der Gläubigen über kirchenpolitische Ereignisse und den reformstau unmittelbar zu spüren bekommen.
Wenn am Pfingstsamstag im Dom zu Paderborn acht Männer zu Priestern der römisch-katholischen Kirche geweiht werden, dann sind auch - wie seit 18 Jahren – Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Initiative Wir sind Kirche“ mit der „Aktion Lila Stola“ aus dem Erzbistum vertreten. Sie wollen den Neupriestern gratulieren und Ihnen für ihre zukünftigen Aufgaben gute Wünsche übermitteln.
Als kleines Geschenk erhalten sie in diesem Jahr das Buch des Religionspädagogen Hubertus Halbfas „Glaubensverlust – warum sich das Christentum neu erfinden muss“, der ein Programm auf der Grundlage der Lebensweise des historischen Jesus gegen die Glaubensleere entwirft. Dieses Programm könnte nicht nur die kath. Kirche stärker verändern, als diese derzeit bereit ist, sich zu ändern. Darum ist es wichtig, immer wieder neue Aufbrüche nicht nur zu wagen sondern entschieden damit zu beginnen. Die Neupriester tragen dazu in besonderer Weise Verantwortung.
Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche nimmt die Priesterweihe in Paderborn auch zum Anlass, anlässlich des gerade zu Ende gegangenen 34. Evangelischen Kirchentages in Hamburg auf den Skandal der Trennung der christlichen Kirchen hinzuweisen. Wir wünschen uns dringend u.a. eine Veränderung der Haltung der röm.-kath. Kirchenleitung zum Amts- und Kirchenverständnis, dem größten Hindernis auf dem Weg hin zur Gemeinschaft mit den Kirchen der Reformation. Im Zusammenleben evang. und röm.-kath. Gemeinden besteht zudem v.a. der Wunsch nach gegenseitiger Einladung zur eucharistischen Mahlgemeinschaft.
Wir haben die Hoffnung, dass der neue Papst den Stillstand unter Papst Benedikt XVI. beendet und nicht nur der „Option für die Armen“ sondern auch innerkirchlichen Reformen große Priorität einräumen wird.
Auf die umfassenden Informationen auf der Homepage unter www.wir-sind-kirche.de wird ausdrücklich verwiesen.
Kontakt:
KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche im Erzbistum Paderborn
c/o Dr. Manfred Dümmer
Heckstr. 16, 33609 Bielefeld
Tel. 0521 / 325385 oder 0170 / 9402163
E-Mail: manfred.duemmer@gmx.de
„Aktion Lila Stola“ Frauen in der Bewegung Wir sind Kirche
c/o Annegret Laakmann
Flaesheimer Str. 269, 45721 Haltern
Tel. 02364 / 5588 oder 0175 / 9509814
E-Mail: laakmann@wir-sind-kirche.de
Zuletzt geändert am 14.05.2013