Enzyklika „Lumen fidei“
Wir sind Kirche: „Ein schwieriger Kompromiss zwischen Kontinuität und Neuaufbruch“
Erste Einschätzung der Enzyklika „Lumen fidei“ („Licht des Glaubens“)
Ausführlichere theologische Stellungnahme von Prof. Dr. Hermann Häring und Prof. Dr. Norbert Scholl
Die KirchenVolksBewegng Wir sind Kirche sieht die mit Spannung erwartete und heute veröffentlichte erste Enzyklika von Papst Franziskus als Dokument eines schwierigen Übergangs der römisch-katholischen Kirche bei der Bewältigung der innerkirchlichen Krisen und auf dem Weg in die Moderne.
Ton und Dynamik dieses „mit vier Händen geschriebenen Lehrschreibens“ sind gespalten. Dies kann als Zeichen der gewollten lehramtlichen Kontinuität zum emeritierten Papst Benedikt gewürdigt werden, ist aber von Nachteil für die Klarheit über den künftigen Kurs von Papst Franziskus. Die Enzyklika ist ein Dokument des Übergangs, das die brennenden innerkirchlichen Grundsatzfragen unentschieden lässt.
Die ersten Kapitel (I-III) scheinen noch stark von Benedikt geprägt zu sein, auch wenn die zitierten Fußnoten auf die Liebe von Franziskus zur modernen Literatur verweisen. Glaube wird als jenseitige Gabe präsentiert; Christus erscheint als der einzige Heilbringer, die hierarchische Kirche als Hüterin der einzigen Wahrheit. Weder das Verhältnis zu anderen Religionen noch die Problematik einer menschlichen Kirche sind reflektiert: ebenso wenig wird ernst über die Moderne oder andere Kulturen nachgedacht. Die Moderne wird nur kritisiert; der christliche Glaube muss sie überwinden.
Erst das IV. und V. Kapitel tragen ganz die Handschrift von Papst Franziskus. Aus ihnen spricht Mitgefühl und sie sind zu unterstützen, weil sie das Licht des Glaubens unter das Maß der Liebe stellen, in den konkreten Dienst der Gerechtigkeit, des Rechts und des Friedens (51). Franziskus greift zwei wichtige Metaphern auf: Weg und Stadt. Gott baut uns eine Stadt, auf die wir uns hinbewegen, aber nicht indem wir diese Welt verlassen, sondern indem wir sie gestalten. Das ist kein Gedanke von Benedikt mehr.
Aber entscheidende Fragen bleiben auch hier offen, denn die konkreten Fragen einer modernen Welt werden von Franziskus nicht gesehen (oder bewusst nicht angesprochen). Kein Wort zu den vielfältigen Anfechtungen, denen der christliche Glaube heute ausgesetzt ist seitens der Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaften, der Soziologie, der Philosophie. Kein Wort zur durchaus heilsamen Funktion des Zweifels, der vor übertriebener Selbstsicherheit schützt und der hilft, Geltungsansprüchen oder Heilsversprechungen zu schnell und leichtfertig Glauben zu schenken. Kein Wort zur „Verdunstung“ des Glaubens in weiten Teilen der Welt und zu den möglichen Gründen dafür, auch den von kirchlicher Seite mitverantworteten.
Franziskus beschreibt Familie „vor allem“ als dauerhafte Verbindung von Mann und Frau in der Ehe. Doch wie steht er zur Homosexualität, zu Wiederverheirateten? Wie steht es um die Gleichberechtigung, wenn er ungeniert nur von „Brüderlichkeit“ spricht? Warum werden die Menschenrechte nicht explizit genannt? Franziskus verlangt trans¬zendente Begründungen und kritisiert eine Gleichheit, die sich nur auf eine innerweltliche Brüderlichkeit beruft (53).
Anders als diese wesentlich noch von Benedikt beeinflusste Enzyklika sind der von Papst Franziskus bisher ausgeübte spirituelle Leitungsstil und das konkrete pastorale, menschenfreundliche Handeln (wie z.B. der Besuch der Flüchtlingsinsel Lampedusa am kommenden Montag) wichtige Zeichen für einen Neuaufbruch. Aber nicht minder wichtig und notwendig erscheint auch eine theologische Neuausrichtung, die mehr Rücksicht nimmt auf den Glauben in der Welt von heute, die sich bemüht um ein neues Denken und Formulieren der Gottesfrage, der Christologie, der Ekklesiologie.
Dazu kommen die noch längst nicht überwundenen Krisen der Kirchenleitung (verschleppte Kurienreform, Vatikanbank, Vatileaks, sexualisierte Gewalt, Zentralismus, Eurozentrismus etc.) und die für die nächste Zeit anstehenden Personalentscheidungen.
Wir sind Kirche ist weiter bereit, einen kompromisslosen Reformkurses von Franziskus zu unterstützen und, wo geboten, den starken Widerständen ebenso stark zu widerstehen. Das von Franziskus in vielerlei Art gegebene Vorbild des „Guten Hirten“ muss überall Schule machen, der Aufbruch möglichst bald in allen Bistümern und Gemeinden spürbar werden. Die Arme und Hände, um die Liebe zur Tat werden zu lassen und die Stadt Gottes zu gestalten, und die Beine und Füße, um den Weg dorthin zu gehen, müssen noch wachsen.
Pressekontakte Wir sind Kirche-Bundesteam:
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Encíclica "Lumen fidei"
Nós Somos Igreja Alemanha: "O difícil compromisso entre continuidade e novos começos"
Comunicado de Imprensa Munique / Roma, 5 de Julho de 2013
Avaliação preliminar da Encíclica "Lumen fidei" ("A Luz da Fé")
A seguir, opinião teológica mais detalhada do Prof Dr. Hermann Haering, Tübingen.
O Movimento Popular Eclesial Nós somos Igreja vê hoje a publicada a Encíclica do Papa Francis como um documento de uma transição difícil para a Igreja Católica Romana, ao lidar com crises inter-eclesiiais e na caminho para a modernidade.
O tom e a dinâmica deste "texto doutrinal escrito a quatro mãos” estão divididos. Isto pode ser apreciado como um sinal de continuidade doutrinal intencionada pelo emérito Bento, mas que é prejudicial à clareza sobre as futuras diretrizes do Papa Francis. A Encíclica é um documento do processo de transição, que pode desenhar as questões candentes de princípio dentro da igreja.
O primeiro capítulo (I-III) parecem ser mais fortemente influenciados por Bento XVI, ainda que as notas citadas refiram-se ao gosto de Francisco pela literatura moderna. A fé é apresentada como um dom de um outro mundo, Cristo aparece como o único Salvador, a Igreja hierárquica como a guardiã da única verdade. Nem mesmo reflete a relação com outras religiões, nem o problema de uma igreja humana, nem está pensando seriamente sobre a modernidade ou outras culturas. A modernidade é apenas criticada, a fé cristã tem de superá-la.
Até que o quarto e o quinto capítulos trazem todas as características do Papa Francisco. Falam da compaixão e devem ser apoiados, porquerepresentam a luz da fé sob a medida do amor, no serviço específico da justiça, justiça e paz (51). Francis baseia-se em duas metáforas importantes: estradas e cidades. Deus está a construir-nos uma cidade, nós nos movemos, mas não vamos deixar este mundo, mas ajustá-lo. Este não é mais o pensamento de Bento.
Mas também questões cruciais permanecem em aberto, pois as questões específicas do mundo moderno não foram abordadas por Francisco (conscientemente ou não tratadas). Nenhuma palavra sobre as muitas tentações a que a fé cristã é hoje exposta pelas descobertas da ciência moderna, sociologia, filosofia. Nenhuma palavra para a função bastante salutar da dúvida, que protege contra excesso de auto-confiança”
Trad. AJFC.
Zuletzt geändert am 06.07.2013