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Veröffentlicht am 17­.11.2006

Zölibatskonferenz

Wir sind Kirche: Vatikan hat endlich das Problem Zölibat erkannt – aber nicht gelöst

Pressemitteilung

Rom/München, 17. November 2006

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche würde es begrüßen, wenn mit den Beratungen des Papstes und führender Kurien-Kardinäle zum Zölibat ein neues Nachdenken über das Priesterbild insgesamt und über die Voraussetzungen zum Priesteramt in der römisch-katholischen Kirche beginnen würde. Doch der Vatikan scheint weiterhin zu versuchen, am – biblisch nicht begründbaren – Pflichtzölibat festzuhalten und nur Ausnahmeregelungen zuzulassen, wie es sie auch jetzt schon z.B. für konvertierte anglikanische oder evangelische Pfarrer gibt, die verheiratet sind.

Die katholische Reformbewegung bedauert sehr, dass das im Kirchenrecht verankerte Recht der Gemeinde auf die sonntägliche Eucharistiefeier (Can. 213) durch den zunehmenden Priestermangel immer mehr in Frage gestellt, der durch die Zölibatsverpflichtung und den Ausschluss von Frauen vom Priesteramt verursacht wird.

Die römisch-katholische Kirche wird sich diesem weltweiten Problem allein schon von der Zahl her stellen müssen: In dem mehr als 26-jährigen Pontifikat von Johannes Paul II. nahm die Zahl der Katholiken und Katholikinnen weltweit um 40 Prozent zu, dagegen ging die Zahl der Priester im gleichen Zeitraum um 4 Prozent zurück. Schon jetzt hat fast die Hälfte aller katholischen Gemeinden auf der ganzen Welt keinen eigenen Priester mehr. Laut Vatikanischem Jahrbuch 2005 gibt es heute einen Priester für 2.700 Gläubige, 1978 waren es durchschnittlich nur 1.800.

In Deutschland werden 2/3 der Pfarreien bald keinen eigenen Priester mehr haben. Durch die Auflösung bzw. Zusammenlegung von Gemeinden und die etwa 1.400 „Importpriester“ aus Polen, Indien und Afrika kann der gravierende Priestermangel nur vorübergehend überdeckt werden. Alle derzeitigen Reformansätze leiden an der Fixierung auf den geweihten Priester und lassen das allgemeine Priestertum aller Getauften außer Acht.

Doch geht es nicht nur um das zahlenmäßige Problem des Priestermangels, sondern um die Frage, ob der Zölibat heute nicht den evangeliumsgemäßen Auftrag der Gemeindebildung entscheidend behindert. Biblisch ist es nicht begründbar, dass Jesus nur unverheiratete Männer als Priester gewollt hätte. Außer Paulus waren vermutlich alle Apostel verheiratet. Auch der Verweis auf die Tradition ist nicht überzeugend, gibt es in der römisch-katholischen Kirche doch eine mehr als tausendjährige Tradition ohne den Pflichtzölibat. Dieser wurde erst auf Initiative von Papst Gregor VII. (1073-1085) propagiert und endgültig 1139 durch das II. Laterankonzil bestätigt, das gleichzeitig sämtliche Ehen von Geistlichen für ungültig erklärte.

Die Änderung der Zugangsbedingungen und die Schaffung neuer Zugangswege zum Priestertum wird immer drängender – und ist auch grundsätzlich möglich. Dass die Bereitschaft zu einer Reform in dieser Frage vorhanden ist, zeigt eine Umfrage wenige Tage nach dem Tode von Papst Johannes Paul II. im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. Danach sind 78 Prozent der deutschen Katholikinnen und Katholiken für eine Lockerung des Ehe- und Sexualverbots für Priester; 77 Prozent hoffen, dass der künftige Pontifex Priesterinnen zulassen wird. Ähnliche Ergebnisse zeigen internationale Studien auch für viele andere Länder.

Zuletzt geändert am 19­.11.2006