Limerick-Konferenz
Weltweite Katholische Reformgruppen fordern Bischöfe auf, die Vision des Papstes aktiv zu unterstützen
Das zweite internationale Treffen katholischer Pfarrerinitiativen und Reformgruppen endete am Donnerstag mit dem Aufruf an die Bischöfe, die Vision des Papstes für eine erneuerte Kirche „mutig und öffentlich“ zu unterstützen. Im Fokus der viertägigen Konferenz standen vor allem die Frage einer dezentraleren und partizipativeren Kirchenstruktur zur Stärkung der Ortskirche sowie die Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche.
Gastgeber Tony Flannery CSSR von der irischen „Association of Catholic Priests“ (ACP) brachte die Motivation der Anwesenden auf den Punkt: "Die Wahl von Papst Franziskus ist für lange Zeit unsere beste Chance für eine Erneuerung der Kirche!"
Über 30 katholische Priester, Katholikinnen und Katholiken aus den Vereinigten Staaten, Indien, Australien, Großbritannien, Irland, Italien und der Slowakei nahmen an der Konferenz in Limerick teil. Auch die Pfarrer-Initiativen aus Österreich und der Schweiz, die das Netzwerk 2013 ins Leben gerufen haben, sowie VertreterInnen der deutschen Pfarrer-Initiativen und der internationalen Bewegung „Wir sind Kirche“ (IMWAC) waren vor Ort.
In ihrem zentralen Anliegen waren sich die Reformer einig: „Für die Zukunft unserer Kirche brauchen wir lebendige Gemeinden. Gemeinden, die jeden einladen – ohne Ausnahme. Das geht nur, wenn wir Leitungskompetenzen neu verteilen: weg vom Vatikan hin zu den Pfarrgemeinden und weg von zölibatären Männern hin zu den Frauen. Wie sonst soll sich Papst Franziskus’ Vision einer Kirche als echte Weggefährtin, nahe bei den Menschen, verwirklichen?“, fasste Helmut Schüller von der österreichischen Pfarrer-Initiative die Besorgnis der internationalen Reformer zusammen.
Einigkeit herrschte auch darüber, dass zu einer Kirche, die den Menschen in Respekt und auf Augenhöhe verbunden ist, eine Rechenschaftspflicht für alle Glieder der kirchlichen Hierarchie gehört sowie verfasste Grundrechte, die allen Kirchenmitgliedern eine echte Beteiligung am kirchlichen Leben gewährleisten.
Mit Blick auf die Familien-Synode im Herbst forderten die Reformgruppen eine ernst gemeinte Beteiligung von LGBT (Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender, also Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender), Geschiedenen und Wiederverheirateten, Alleinerziehenden und anderen von der katholischen Kirche an den Rand gestellten Menschen.
Als besonders schmerzhaft erlebten die KonferenzteilnehmerInnen die Diskriminierung von Frauen in der Kirche. Im Rahmen einer sehr offenen und ehrlichen Diskussion wurde überdeutlich, wie groß der Schmerz über den Ausschluss von Frauen aus Leitungsfunktionen und vom Priesteramt bei allen Beteiligten ist: „Hier werden Gräben gerissen, die unser gesamtes Kirchenleben beeinflussen“, erklärte Deborah Rose-Milavec von der US-amerikanischen Reformorganisation „Future Church“.
Betroffenheit herrschte auch angesichts der Angst mancher Teilnehmenden vor Repressionen durch ihre Bischöfe. So wurde trotz des gemeinsamen Wunsches danach, darauf verzichtet, Eucharistie in einer Weise zu feiern, die die fundamental gleiche Würde von Mann und Frau durch eine entsprechende Verteilung der gottesdienstlichen (Leitungs-)Aufgaben zum Ausdruck gebracht hätte. Dieser schmerzliche Verzicht verdeutlichte allen Anwesenden umso mehr die empfundene Dringlichkeit, Gläubigen den Zugang zu allen kirchlichen Ämtern zu ermöglichen, unabhängig von ihrem Geschlecht.
Auf der Agenda standen auch Themen sozialer Gerechtigkeit, vor allem mit Blick auf Frauen, sowie ökologische Fragen, insbesondere zur globalen Erwärmung und Biodiversität.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verpflichteten sich, in verschiedenen Arbeitsgruppen an einzelnen Themen weiterzuarbeiten. Die internationale Konferenz in Irland war die zweite dieser Art; sie knüpfte an das Auftakttreffen des Reform-Netzwerks im Oktober 2013 in Bregenz an, das auf Einladung der österreichischen und schweizer Pfarrer-Initiativen stattfand. Damals waren katholische Priester und KirchenbürgerInnen aus sechs Länder vertreten. Zwischen der irischen „Association of Catholic Priests“ und der österreichischen Pfarrer-Initiative besteht bereits seit fünf Jahren ein intensiver Austausch.
Pressekontakte / Teilnehmende in Limerick:
Irland:
Tony Flannery, +35 387 681 4699
Brendan Hoban, +86 606 5055
Sean Mc. Donagh, +87 236 7612
Österreich:
Helmut Schüller, +43 664 5420734
Schweiz:
Markus Heil, +41 79 207 89 87
Deutschland:
Christian Weisner, +49 172 518 4082 presse@wir-sind-kirche.de
Limerick, 16.04.2015.
“With the resignation of Pope Benedict we are at the end of an era, and this is our best chance to renew the church for a long time“, Father Tony Flannery of the Irish Association of Catholic Priests (ACP) said during an international conference in Limerick that brought together over 30 Catholic priests and church citizens from Ireland, Austria, Australia, Germany, India, Italy, Slovakia, Switzerland, the U.K. and the U.S.
The four-day meeting was hosted by the ACP. “The election of Pope Francis has begun a new era in Catholicism”, Father Flannery added. The meeting called on the Bishops of their respective countries courageously and publicly to support the vision and the programme of Francis for the Church.
A key issue will be to devolve authority away from the Vatican to local churches. Connected to this is the need to enhance the authority of the local church, especially parishes.
Participants focused on several topics affecting the life of the Church. Central to the discussion was the role and full equality of women in church life. During a very open and honest discussion, it became clear that there is much pain concerning the exclusion of women from governance, leadership and ordained ministry – and how that causes division and affects the entire life of our Church.
Another important issue canvassed was church governance. Participants called for more accountability from the hierarchy and respect for the rights of all Catholics to participate fully in the life of the Church.
Regarding the forthcoming Synod on the Family the meeting called for full participation of Catholics who are LGBT, divorced and re-married, members of inter-faith families and other marginalized people in the life of the Church. It also called for the Church to pay particular attention to women who are living in situations of poverty, oppression and violence.
The Church lives in the context of the real world of today and the participants supported a clear recognition of social justice and ecological issues, especially global warming and biodiversity. They particularly set their hopes in the development of a Christian ecological theology and ethic in the light of Pope Francis’ forthcoming encyclical on ecology and social justice.
Participants in this unique gathering committed themselves to further work together towards the realisation of the issues discussed which are central for the future of the Church.
Zuletzt geändert am 21.04.2015