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Veröffentlicht am 27­.01.2022

Münchner Missbrauchsgutachten (5)

„Statt betroffener Worte jetzt mit dem Blick der Betroffenen konkret handeln!“

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Wir sind Kirche zur Stellungnahme des Münchner Ordinariats zum WSW-Gutachten

Pressemitteilung München, 27. Januar 2022

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche fordert die Münchner Bistumsleitung auf, sich der direkten Konfrontation mit den Betroffenen zu stellen, das intensive Gespräch zu suchen, persönlich um Vergebung zu bitten, sich für angemessene Entschädigungen einzusetzen und ab sofort ihr Handeln aus dem Blick der Missbrauchsbetroffenen heraus zu gestalten. Denn bei der heutigen Pressekonferenz der Münchner Kirchenleitung ist ein überzeugender Perspektivenwechsel noch immer nicht konkret deutlich geworden.

Verantwortung und Schuldeingeständnis?

Irritierend ist, wie schwer es den damaligen wie heutigen Hauptverantwortlichen fällt, zu ihrer undelegierbaren persönlichen Verantwortung zu stehen und zu einem Schuldeingeständnis bereit zu sein. Dies gilt besonders für Prälat Dr. Lorenz Wolf, der das WSW-Gutachten grundsätzlich in Frage stellt und sich damit sogar gegen die Bistumsleitung gestellt hat. Es reicht nicht aus, dass er nur seine Ämter ruhen lässt.

Kardinal Reinhard Marx, der heute erklärt hat, im Moment nicht zurücktreten zu wollen, wird daran zu messen sein, wie schnell die im WSW-Gutachten genannten notwendigen Maßnahmen und die heute von der Münchner Kirchenleitung, mit Generalvikar Klingan und Amtschefin Dr. Hermann, angekündigten Reformvorschläge umgesetzt werden. Aber viele, zu viele Menschen, werden nicht die Geduld haben, darauf zu warten. Kardinal Marx wird sich bald auch noch seiner zurückliegenden Verantwortung als Bischof von Trier stellen müssen.  

Korrektur von Theologie und Kirchenstruktur!

Von Kardinal Reinhard Marx erwartet Wir sind Kirche, dass er sich nach der Ablehnung seines Rücktrittsgesuchs durch Papst Franziskus am 10. Juni 2021 jetzt viel entschiedener für Reformen beim Synodalen Weg einsetzt, seinen Worten Taten folgen lässt und im Münchner Erzbistum all das unverzüglich umsetzt, was kirchenrechtlich jetzt schon möglich ist! Zum Beispiel, dass pastorale Mitarbeitende die dauerhafte Erlaubnis zum Predigen, zum Taufen, zur Assistenz bei Eheschließungen und für Begräbnisfeiern erhalten.

Es ist richtig und notwendig, dass das höchst aufwändige WSW-Gutachten über die kirchenrechtliche Bewertung hinaus auch eine moralische Bewertung der Vorgänge vorgenommen hat. Das zutage getretene kirchliche Fehlverhalten ist nicht nur auf administrativem Wege z.B. durch konsequente Aktenführung und bessere Kontrollen zu beheben, sondern bedarf der Korrektur der zugrundeliegenden Theologie und Kirchenstruktur, wie sie derzeit auf dem Synodalen Weg in Deutschland intensiv erarbeitet wird. Dass der Synodale Weg 2019 gestartet wurde, ist das wesentliche Verdienst von Marx als damaligem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz.

Ungelöste causa Ratzinger

Joseph Ratzinger, Münchner Erzbischof 1977 bis 1982, hat mit seinem damaligen Nichthandeln und jetzt mit seinen widersprüchlichen Stellungnahmen zu diesem Münchner Gutachten seinen eigenen Ruf als glaubwürdiger Mensch und als Theologe zerstört. Erschreckend ist, dass auch manch andere der damaligen und heutigen Verantwortlichen wohl bis jetzt nicht begriffen haben, wie sehr ihr Handeln, selbst wenn es kirchenrechtlich korrekt gewesen sein sollte, den moralischen Ansprüchen der Kirche damals wie heute widerspricht.

Schon das erste Münchner Missbrauchs-Gutachten im Jahr 2010, das nicht veröffentlicht wurde, hatte Strukturen von Missbrauch und institutioneller Vertuschung aufgezeigt, die jetzt das zweite WSW-Gutachten mit Namensnennung der Verantwortlichen präzisierte. Doch die Rolle, die Marx und sein damaliger Generalvikar Peter Beer beim ersten Gutachten gespielt haben, um den Ruf des damals noch im Amt befindlichen Papstes Benedikt XVI. zu schonen, bleibt noch unklar.

Wir sind Kirche seit 1995 am Thema

Wir sind Kirche setzt sich seit dem Wiener Missbrauchsskandal im Jahr 1995 für eine grundlegende Erneuerung der katholischen Kirche auf der Linie des Zweiten Vatikanischen Konzils ein, wie sie jetzt auch Papst Franziskus wieder vorantreibt. Nach dem ersten Münchner WSW-Gutachten im Jahr 2010 hat Wir sind Kirche erklärt, es reiche nicht aus, die Prävention zu stärken und mit verbesserten Strukturen künftig eine Vertuschung zu verhindern. Eine umfassende Neuausrichtung der Amtskirche ist gefordert.

Pressekontakt Wir sind Kirche:
Dr. Edgar Büttner (Wir sind Kirche-München), Tel: 0170-2928327, E-Mail: buettner@wir-sind-kirche.de
Franziska Müller-Härlin, (Wir sind Kirche-München), Tel: 0170-8013238, E-Mail: Mueller-Haerlin@t-online.de
Christian Weisner (Bundesteam), Tel.. 0172-5184082, E-Mail: presse@wir-sind-kirche.de

 

mehr: www.wir-sind-kirche.de/muenchengutachten

 

 



"Instead of affected words, now act concretely with the view of those affected!"

We are Church on the statement of the Munich Ordinariate on the WSW report.

Press release Munich, January 27, 2022

The ChurchPeopleMovement We Are Church calls on the Munich diocesan leadership to face the direct confrontation with those affected, to seek intensive conversation, to personally ask for forgiveness, to advocate for appropriate compensation, and from now on to shape their actions from the perspective of those affected by abuse. For at today's press conference of the Munich church leadership, a convincing change of perspective has still not become concretely clear.

Responsibility and admission of guilt?

It is irritating how difficult it is for those who were then as well as those who are now primarily responsible to stand by their non-delegable personal responsibility and to be prepared to admit guilt. This is especially true of Prelate Dr. Lorenz Wolf, who fundamentally questions the WSW report and has even opposed the diocesan leadership in doing so. It is not enough for him merely to rest his offices.

Cardinal Reinhard Marx, who declared today that he does not want to resign at the moment, will be judged by how quickly the necessary measures mentioned in the WSW report and the reform proposals announced today by the Munich church leadership, with Vicar General Klingan and Office Head Dr. Hermann, are implemented. But many, too many people, will not have the patience to wait for that. Cardinal Marx will soon also have to face his past responsibility as Bishop of Trier.  

Correction of theology and church structure!

From Cardinal Reinhard Marx, We are Church expects that after the rejection of his resignation request by Pope Francis on June 10, 2021, he will now much more decisively advocate reforms in the Synodal Way, follow up his words with deeds and immediately implement in the Munich Archdiocese all that is already possible under church law! For example, that pastoral employees receive permanent permission to preach, to baptize, to assist at marriages and for funeral ceremonies.

It is right and necessary that the highly elaborate WSW expert opinion, beyond the canonical evaluation, has also made a moral evaluation of the events. The ecclesiastical misconduct that has come to light cannot be remedied only by administrative means, e.g., by consistent record keeping and better controls, but requires correction of the underlying theology and church structure, as is currently being intensively worked out on the Synodal Way in Germany. The fact that the Synodal Way was launched in 2019 is the essential merit of Marx as the then chairman of the German Bishops' Conference.

Unsolved causa Ratzinger

Joseph Ratzinger, Munich archbishop from 1977 to 1982, has destroyed his own reputation as a credible person and as a theologian with his inaction at the time and now with his contradictory statements on this Munich report. It is frightening that some of those responsible at that time and today have not yet understood how much their actions, even if they were correct according to canon law, contradict the moral demands of the church at that time as well as today.

Already the first Munich abuse report in 2010, which was not published, had shown structures of abuse and institutional cover-up, which now the second WSW report specified with naming of those responsible. But the role that Marx and his then vicar general Peter Beer played in the first expert report to spare the reputation of Pope Benedict XVI, who was still in office at the time, still remains unclear.

We are church since 1995 at the topic

Since the Vienna abuse scandal in 1995, We Are Church has been campaigning for a fundamental renewal of the Catholic Church along the lines of the Second Vatican Council, as Pope Francis is now again pushing for. After the first Munich WSW report in 2010, We Are Church declared that it was not enough to strengthen prevention and prevent a cover-up in the future with improved structures, but called for a comprehensive reorientation of the official church.

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Zuletzt geändert am 27­.01.2022