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Veröffentlicht am 08­.02.2022

Ratzingers Brief und Verteidigungsschrift

"Eure Rede sei: Ja, ja; nein, nein!" Und kein persönliches Schuldbekenntnis gegenüber den Betroffenen von Pfarrer H.

Erste Stellungnahme von Wir sind Kirche zur heutigen Erklärung von Joseph Ratzinger und seinen Anwälten

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München/Rom, 8. Februar 2022

Der heutige Brief von Joseph Ratzinger, der immer noch als Papst unterschreibt, und die Verteidigungsschrift seiner Anwählte bringen eigentlich nichts Neues. Ratzinger sieht sich selber immer noch als Opfer, das in "übergroße Schuld hineingezogen" wurde. Und er ist immer noch nicht bereit, zu der nichtdelegierbaren Gesamtverantwortung zu stehen, die ein Bischof hat. Dass er immer noch nicht bereit ist, gegenüber den Betroffenen des Pfarrers H./X. ein persönliches Schuldbekenntnis zu leisten, ist äußerst bedauerlich und wird auch viele seine Anhänger enttäuschen.

In der Bibel heißt es, Eure Rede sei: Ja, ja; nein, nein; was darüber ist, das ist vom Übel. Ob gelogen, die Unwahrheit gesagt oder nichts gewusst. Auch wenn es nur ein Fehler eines Mitarbeiters gewesen sein mag, dass die Anwesenheit von Kardinal Ratzinger bei der Ordinariatssitzung im Januar 1980 in der ersten Stellungnahme vom Dezember 2021 zunächst geleugnet wurde, es geht um sehr viel mehr: Es geht um die Glaubwürdigkeit kirchlicher Verantwortungsträger. Es zeigt aber auch den Richtungskampf zwischen dem Doppelpontifikat Johannes Paul II./Benedikt XVI. und Franziskus.

Sicher hat Ratzinger mehr gegen sexualisierte Gewalt getan, als sein Vorgänger Johannes Paul II. Aber als Chef der Glaubenskongregation in Rom hat Ratzinger im Jahr 2001 die Straftaten in diesem Bereich weltweit unter das »päpstliche Geheimnis« gestellt und alle Fälle nach Rom geholt. Man kann das auch systematische Vertuschung und Strafvereitelung nennen. Erst 2010 hat Ratzinger die Zusammenarbeit mit Strafverfolgungsbehörden zugelassen. Erst Papst Franziskus hat das »päpstliche Geheimnis« aufgehoben.

Wir sind Kirche begrüßt es, dass Kardinal Friedrich Wetter, Ratzingers Nachfolger als Müncher Erzbischof von 1982 bis 2008, sich zu seiner nichtdelegierbaren Verantwortung als Erzbischof bekannt hat. Kardinal Reinhard Marx, der 2010 das erste Münchner Gutachten in Auftrag gegeben hatte, das bis heute unveröffentlicht ist, sollte möglichst umgehend abschließend und genau erklären, wie sein Wissenstand bezüglich der Causa Ratzinger war und heute ist.

Pressekontakt Wir sind Kirche:
Christian Weisner (Bundesteam), Tel.. 0172-5184082, E-Mail: presse@wir-sind-kirche.de

 

 

Wortlaut: Schreiben des emeritierten Papstes Benedikt XVI.
> vaticannews.va 8.2.2022

Gänswein liest das Schreiben des emeritierten Papstes vor
> youtube.com/watch?v=tDYKHFP5x4U

Faktencheck der Mitarbeiter von Benedikt XVI.
> vaticannews.va 8.2.2022

 

Reaktionen

Hermann Häring: Was uns Benedikts Verteidigungsbrief lehrt
> hjhaering.de 12.2.2022

D: Bätzing dankt Benedikt für Stellungnahme
> vaticannews.va 8.2.2022

Kardinal Marx zur Stellungnahme Benedikts XVI.
> erzbistum-muenchen.de 8.2.2022

Georg Löwisch: Brief von Papst Benedikt XVI.: Ratzingers Tricks
> zeit.de 8.2.2022

Tilmann Kleinjung: Halbherzige Entschuldigung
> tagesschau.de 8.2.2022

«Lügt die ganze Welt an» – Ex-Abt Werlen wütend auf Papst Benedikt XVI.
> 20min.ch

Felix Neumann: Schuld ohne Verantwortung – Benedikt XVI. will ohne Fehl und Tadel bleiben
> katholisch.de 8.2.2022

Tobias Glenz: Benedikts persönliche Stellungnahme kann nicht zufriedenstellen
> katholisch.de 8.2.2022

 

Vom "Päpstlichen Geheimnis" werden vor allem Vorgänge bezüglich der Ernennung neuer Bischöfe sowie die juristischen Verfahren nach Anzeigen des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen geschützt. Die Norm aus dem Jahr 2001 (Papst Johannes Paul II. und Glaubenspräfekt Kardinal Joseph Ratzinger) mit dem Titel "Sacramentorum sanctitatis tutela" stellte Missbrauchsverfahren in Artikel 30 unter "Päpstliches Geheimnis". Sie wurde erst im Dezember 2019 (Papst Franziskus und Glaubenspräfekt Kardinal Ladaria) abgeschafft.

 

 


Ratzinger's letter and statement of defense
"Let your speech be: yes, yes; no, no!" And no personal confession of guilt to those affected by Rev. H.

First statement by We Are Church on today's statement by Joseph Ratzinger and his lawyers

Munich/Rome, February 8, 2022

Today's letter from Joseph Ratzinger, who still signs as pope, and the defense statement of his lawyers do not really bring anything new. Ratzinger still sees himself as a victim who was "dragged into excessive guilt." And he is still not ready to stand by the non-delegable overall responsibility that a bishop has. The fact that he is still not ready to make a personal confession of guilt to those affected by the pastor H./X. is extremely regrettable and will also disappoint many of his followers.

In the Bible it is said, Your speech is: Yes, yes; no, no; what is above is of evil. Whether lying, telling the untruth, or knowing nothing. Even if it may have been only a mistake of an employee that the presence of Cardinal Ratzinger at the ordinariate meeting in January 1980 was initially denied in the first statement of December 2021, it is about much more: it is about the credibility of church leaders. But it also shows the struggle for direction between the double pontificate of John Paul II/Benedict XVI and Francis.

Certainly, Ratzinger has done more against sexualized violence than his predecessor John Paul II, but as head of the Congregation for the Doctrine of the Faith in Rome in 2001, Ratzinger placed crimes in this area worldwide under the "papal secret" and brought all cases to Rome. One can also call this systematic cover-up and obstruction of justice. It was not until 2010 that Ratzinger allowed cooperation with law enforcement agencies. Only Pope Francis lifted the "papal secret."

We Are Church welcomes the fact that Cardinal Friedrich Wetter, Ratzinger's successor as Munich archbishop from 1982 to 2008, has acknowledged his non-delegable responsibility as archbishop. Cardinal Reinhard Marx, who commissioned the first Munich expert opinion in 2010, which is still unpublished today, should explain as soon as possible conclusively and precisely what his state of knowledge was and is today regarding the Ratzinger case.

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Zuletzt geändert am 15­.02.2022