6.9.2018 - Lausitzer Rundschau
Richtungsstreit in der katholischen Kirche. Görlitzer Bischof unterstützt Papst Franziskus
Hintergrund ist ein Machtkampf rund um den liberalen und den Menschen zugewandten Pontifex in Rom. Dessen Reformbemühungen sind konservativen Kräften schon länger ein Dorn im Auge. Nun ist es rund um den Missbrauchsskandal in den USA zum offenen Streit gekommen.
Der ehemalige US-Botschafter des Vatikans, Carlo Maria Viganò, hat Franziskus beschuldigt, Missbrauchsvorwürfe gegen den ehemaligen US-Kardinal Theodore McCarrick jahrelang ignoriert zu haben. Der italienische Erzbischof Viganò forderte den Papst deshalb zum Rücktritt auf – in der katholischen Kirche, in der die Unfehlbarkeit des Papstes als Stellvertreter Gottes auf Erden Gesetz ist, ein ungeheuerlicher Vorgang. Viele Beobachter sehen darin eine Kampagne ultrakonservativer Kirchenmänner gegen Franziskus.
„Man wirft ihm vor, er würde nicht konsequent genug durchgreifen in der Kirche, vor allem im Hinblick auf den Missbrauch an Minderjährigen durch Priester. Es ist einfach, den Rücktritt des Papstes zu fordern, wenn andere – Bischöfe und Priester – schwere Fehler gemacht haben oder weggeschaut haben“, sagt der Görlitzer Bischof Ipolt.
Wenn jemand während seines Pontifikates immer wieder zu Buße und Umkehr aufgerufen habe, dann sei es Papst Franziskus gewesen. „Dieser Papst wird geliebt, weil er unkompliziert den Menschen zugewandt ist – dabei wird aber manchmal vergessen, dass er als Stellvertreter Christi ebenso auch dem Herrn zugewandt ist und seine Anliegen vertritt. Ich wünschte mir, dass dies von manchem Kritiker mehr gesehen würde. Dann würden vielleicht auch seine Worte zur Umkehr ernster genommen als bisher“, so Ipolt.
(mit dpa)
Zuletzt geändert am 06.09.2018