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Veröffentlicht am 18­.01.2024

Kard. Jean-Claude Hollerich, Relator der Weltsynode

"Wir brauchen verschiedene Theologien der Synodalität"

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Kard. Jean-Claude Hollerich, Relator der Weltsynode, in einem 7-Minuten Video als Einladung zu dem Kurs

Transkription der deutschen Fassung (https://www.youtube.com/watch?v=gUkxKWd1qgw&t=4s):
Statt des zu hörenden Wortes "Senat" ist wohl eher immer "Synode" passender, was er in der englischen Fassung verwendet.  .

Liebe Freunde, zunächst möchte ich Ihnen danken, dass ich diese einleitenden Bemerkungen machen darf. Wir leben in sehr schwierigen Zeiten. Normale Autoritäten werden nicht mehr akzeptiert, insbesondere Autoritäten von oben. Wir haben eine große Chance, mit Papst Franziskus einen Wegweiser zu haben, der die Fähigkeit zur Authentizität hat, der den frischen Wind des Evangeliums in unsere Welt bringt. Aber es gibt noch etwas, das wir brauchen. Wie kann „decision making - decision taking“ in einer solchen Welt geschehen, die Autorität von oben ablehnen?

Synodalität ist eine Antwort auf diese Frage. Aber Synodalität kommt nicht aus bloßer Notwendigkeit der Welt von heute. Die Synodalität ist ein Schatz der Kirche, der alten Kirche. Synodalität bringt den Heiligen Geist wieder als Akteur in die Kirche. Die westliche Theologie konzentrierte sich sehr stark auf Christus. Christologie war wichtig. Jetzt, mit Synodalität, dem Heiligen Geist, gewinnt die Pneumatologie (Lehre vom Heiligen Geist) an Bedeutung.

Sie wissen, dass ein Zweites Vatikanisches Konzil viel über die Rolle des Bischofs gesprochen hat. Dies sollte das erste Vatikanische Konzil ausgleichen, das über den Primat des Papstes sprach. Jetzt das Bischofskollegium. Aber das Zweite Vatikanische Konzil hat auch über das Volk Gottes gesprochen. Die Kirche, das lebendige Volk Gottes, das heilige Volk Gottes, den Tempel des Heiligen Geistes. Das Zweite Vatikanische Konzil war prophetisch, aber die Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat diesen Punkt nicht wirklich aufgegriffen.

Die Synodalität wurde von Papst Paul VI. eingeführt als Ausdruck der Kollegialität der Bischöfe. Papst Franziskus veränderte die Spielregeln. In verschiedenen Synodenhatten wir eine große Beteiligung des Volkes Gottes als Vorbereitungen auf die Synoden der Bischöfe. Und jetzt in dieser Synode über Synodalität ist es viel größer, weil die Synode bereits begonnen hat und die Konsultation des Volkes Gottes Teil der Synode ist. In „Praedicate Evangelium“ hat der Papst auch den Namen des Sekretariats des Synode der Bischöfe in die viel einfachere Form „Sekretariat der Synode “ geändert.

Ja, bei „decision making and/or decision taking“ wird das Volk Gottes einen wichtigen Platz einnehmen. Dies ist nicht nur wichtig für „decision making and decision taking“. Es ist wichtig für den Aspekt der Mission der Kirche. Eine synodale Kirche ist immer eine Kirche in der Mission. Nun, ich könnte mir einige verschiedene Modelle der Synodalität vorstellen. Und wenn ich mir unsere Schwesterkirchen anschaue, finde ich viele verschiedene Modelle der Synodaleität. Was wir jetzt in der  Synode in Bezug auf Synodalität tun ist, Synodalität zu leben. Und diese lebendige Synodalität ist bahnbrechend.

Aber wir brauchen Dich, wir brauchen Theologen, wir brauchen Menschen, die reflektieren können, die denken können, die diskutieren können, die es wagen, neue Modelle aufzuzeigen. Ja, wir brauchen nicht nur eine Theologie der Synodalität, wir brauchen verschiedene Theologien der Synodalität. Wir brauchen die Reflektion, damit die Kirche Gottes rechtzeitig voranschreiten und die Zeichen der Zeit in unserer Welt erkennen kann.

Ich danke Ihnen. Ich danke allen, die es wagen zu reflektieren, allen die Theologie betreiben. Ihr habt eine sehr wichtige Mission in der Kirche. Seid sicher, dass wir als Bischöfe die besondere Sendung des Sonder-Apostolats ehr berücksichtigen. Vielen Dank für die Organisation dieser Konferenz.

 


Transkriction of the original English text presented by Card. Hollerich (
https://youtu.be/3eDeKJXUQSU)

Dear friends, first of all I would like to thank you that I am able to do this introductory remark. We are living in very difficult times. Normal authorities are not accepted anymore, especially authorities from above. We have a great chance to have in Pope Francis a leader who has the capacity for authenticity, who brings the freshness of the winds of the Gospel against our world. But there is something more we need. How can "decision making - decision taking" happen in such a world which rejects authority from above?

Synodality is an answer to that question. But synodality does not come out of mere necessity in the world of today. Synodality is a treasure of the Church, of the Church of old. Synodality brings the Holy Spirit again as an actor in the Church. Western theology was very much centred on Christ. Christology was important. Now, with synodality, the Holy Spirit, pneumatology (i.e. doctrine of the Holy Spirit) is gaining greater importance.

You know that a Second Vatican Council spoke a lot about the role of the bishop. This was to balance the First Vatican Council, which spoke about the primate of the pope. Now the College of Bishops. But the Second Vatican Council has also spoken about the people of God. The Church, the living people of God, the holy people of God, the temple of the Holy Spirit. The Second Vatican Council was prophetic, but the post Vatican 2 Church has not taken that point up very much.

Synodality was introduced by Pope Paul VI as an expression of the collegiality of bishops. Pope Francis changed the game. In different Synods we had a greater participation of the people of God as a preparation to the Synod of Bishops. And now in this Synod about synodality it is much bigger because the Synod has started already and the consultation of the People of God is part of the Synod. In "Praedicate Evangelium" the Pope has also changed the name of the Secretariat of the Synod of Bishops into the much simpler form "Secretariat of the Synod".

Yes, in "decision making and decision taking" the people of God will have an important place. This is not only important for "decision making and decision taking". It is important for the aspect of mission of the church. A synodal church is always a church in mission. Now, I could imagine some different models of synodality. And when I look to our sister churches, I find many different models of synodality. What we do now in the Synod about synodality is to live synodality. And this living synodality is a game changer.

But we need you, we need theologians, we need people who can reflect, who can think, who can discuss, who dare to show up new models. Yes, we need not just a theology of synodality, we need different theologies of synodality. We need the reflection in order that the Church of God can advance in time and discern the signs of the times in our world.

I thank you. I thank all those who dare to reflect, all those who do theology. You have a very important mission in the Church. Be sure that we as bishops we have a high consideration of the special mission of the special apostolate. Thank you so much for organising of this convention.

Zuletzt geändert am 07­.03.2024