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Veröffentlicht am 10­.12.2003

Über die Einladung zur Eucharistie

Offener Brief von Pfarrern der Diözese Rottenburg-Stuttgart an Bischof Dr. Gebhard Fürst

Am Rande des Ökumenischen Kirchentags in Berlin wurden zwei Gottesdienste mit ökumenisch offener Einladung zu Eucharistie und Abendmahl gefeiert. Die scharfen kirchenamtlichen Reaktionen darauf haben Irritation und Enttäuschung, ja Verbitterung in unseren Gemeinden ausgelöst. Besonders konfessionsverbundene Paare und Familien und viele, die sich in der ökumenischen Arbeit mit Verstand und Herz engagieren, fühlen sich vor die Tür gesetzt und ex-"kommuniziert". Nicht wenige ziehen sich zurück.

Als Pfarrer, die Verantwortung für die Pastoral in unseren Gemeinden tragen, können wir dazu nicht schweigen.

Das von unserer Kirche hochgehaltene Prinzip "Abendmahlsgemeinschaft setzt Kircheneinheit voraus" ist zwar richtig. Es darf im Leben der Kirche aber nicht dazu führen, dass die Feier der Eucharistie am Ende nicht für Gemeinschaft ("Communio"), sondern für Abgrenzung und Ausschluss steht ("Exkommunikation").

Wo Kirchengemeinschaft schon praktisch gelebt wird - vor allem in Ehen und Familien und dort, wo Christen der Ökumene sich für die Einheit engagieren und die Eucharistie als Herzstück ihres Glaubens mitfeiern - ist Eucharistische Gastfreundschaft ein berechtigtes Anliegen und bereits gute Praxis in unseren Gemeinden.

Um einer verantwortlichen Pastoral willen - "das Heil der Seelen ist oberstes Gesetz", so das Kirchenrecht ("salus animarum suprema lex") - stehen wir für diese Praxis ein. Wir wissen uns dabei getragen und ermutigt durch das offene ökumenische Klima in unserer Diözese, durch einen breiten theologischen Konsens und durch den Hinweis des Papstes in seiner Eucharistie-Enzyklika vom Gründonnerstag 2003, in der er die Tür zur Teilnahme an der Eucharistie auch für Christen der Ökumene bei "einem schwerwiegenden geistlichen Bedürfnis" öffnet.

Wir bitten Sie als unseren Bischof herzlich und dringend, sich dafür einzusetzen, dass in diesem Sinn Türen nicht zugeschlagen, sondern geöffnet werden. Nichtkatholische Christen, denen die kirchliche Einheit am Herzen liegt, und die die Eucharistie bewusst in unserem Sinn mitfeiern, sollen wissen, dass sie am Tisch des Herrn willkommen sind.

Dieser "offene Brief" wurde bis jetzt von 108 Pfarrern der Diözese Rottenburg-Stuttgart unterschrieben (Stand: 10. Dezember 2003)

Zuletzt geändert am 03­.05.2006