Ermutigungen in der aktuellen tiefen Kirchenkrise
„Es ist die schwerste Belastung unserer Kirche, seit ich denken kann“ so Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der Katholiken, in einem Interview der Süddeutschen Zeitung vom 13. März 2010.
Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn – auch Österreich ist derzeit wieder von Missbrauchsskandalen betroffen - forderte am 12. März 2010 in Radio Vatikan einen „Prozess der Läuterung“.
Bei alledem sollte nicht vergessen werden, dass erst durch die Aufdeckungen am Berliner Canisius-Kolleg Ende Januar 2010 und das mutige Vorpreschen der dortigen Jesuiten, vor allem von P. Klaus Mertes, das Thema überhaupt in die Öffentlichkeit gekommen ist.
Lese-Tipp:
Klaus Mertes: Widerspruch aus Loyalität
(Ignatianische Impulse Bd.39) Echter-Verlag 2009
ISBN 3-429-03172-9
ISBN 978-3-429-03172-5
6.90 EUR - 12.90 sFr
- Darf man Autoritäten - etwa den Papst - kritisieren? Und umgekehrt: Muss man nicht manchmal - gerade aus Loyalität - Widerspruch einlegen? Was ist die rechte Loyalität in einer Gemeinschaft, was ist gar Gehorsam? Wann muss man schweigen, wann reden? Wie kann ein Kritiker sich selbst prüfen, ob er im rechten Geist kritisiert? In einem höchst aktuellen Feld gibt Klaus Mertes Hilfen zur Unterscheidung der Geister.
Vor 400 Jahren war es auch ein Jesuit, Friedrich Spee von Langenfeld (1591-1635) > Wikipedia, der Folter und Hexenverbrennungen in der katholischen Kirche beendete, indem er die grausame Wahrheit an die Öffentlichkeit brachte. Dies gibt Hoffnung.
Wir sind Kirche, weil
- sie für uns Lebensraum und Heimat ist,
- wir in ihr Orientierung und Halt finden
sie unser Leben Lebenswert macht, - wir in ihr in einer Gemeinschaft eingebunden sind, die die Nachfolge Jesu leben,
- sie mehr ist, als die autoritären Strukturen, nicht einmal die autoritären Strukturen können sie kaputt machen
- wir in ihr lernen können, Gott zu begegnen und ihn zu erfahren,
- wir in ihr Leitpersonen (Vorbilder) finden,
- sie Erfahrungsschätze hütet, die zum Gelingen des Lebens wichtig sind,
- sie Chancen und Möglichkeiten bietet,
- sie zur Entfaltung und Freiheit führt,
- in ihr trotz der autoritären Strukturen, die Angst machen, die Freude an der Botschaft Jesu weiterlebt,
- weil sie als das wandernde Volk Gottes auf dem Weg ist: gemeinsam, feiernd, singend, streitend, suchend, leidend, klagend, sich versöhnend, ...
- sie eine menschliche Gemeinschaft ist, in der man sich gegenseitig wahrnehmen, schätzen und fördern kann (Nächstenliebe).
Warum wir Kirche sind:
- weil wir in der Kirche lernen können, wie wir Gott begegnen und erfahren können.
- weil wir sie lieben.
(formuliert auf einer Klausurtagung der österreichischen und deutschen Wir sind Kirche-Teams vom 19. bis 21. März 2010 in Innsbruck)
Zuletzt geändert am 30.04.2010