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Veröffentlicht am 14­.03.2010

Ermutigungen in der aktuellen tiefen Kirchenkrise

"WIR SIND KIRCHE, weil wir sie lieben ..." schrieb der Redemptoristenpater und anerkannte Moraltheologe P. Bernhard Häring (1912-1998) ein knappes Jahr vor seinem Tode in einem persönlichen Brief an die KirchenVolksBewegung:












"WIR SIND KIRCHE, weil wir sie lieben, weil wir an ihren göttlichen Ursprung und ihre erhabene Berufung zum Heil der Welt glauben. Ist unsere Liebe zur Kirche echt, ist uns sonnenklar, daß ihr durch "fromme Lügen" nicht gedient ist.

Wir glauben nicht nur, daß die Kirche stets der Erneuerung bedarf und daß wir alle, auch "Kirche von unten" dabei mitverantwortlich sind. Wir rühren uns. Wir setzen uns in Bewegung. Unsere Hoffnung für die Kirche und unsere Freude an allem, was in der Kirche lebensträchtig und dem Evangelium treu ist, darf uns weder blind noch stumm machen angesichts von gefährlichen Mangelerscheinungen und lebensfremden Praktiken und Strukturen.

WIR SIND KIRCHE ist uns unabdingbare Verpflichtung, an der stets nötigen Reform mutig mitzuarbeiten. Gemeinsames Bemühen bedarf der "Vernetzung".

WIR SIND KIRCHE heißt auch: Wir entziehen uns nicht unserer gemeinschaftlichen Verpflichtung. Wir wollen mit den Autoritätsträgern, nicht gegen sie arbeiten. Wir äußern Kritik und nehmen Kritik an uns an, weil wir an den Geist der Unterscheidung glauben. Wir sind auf dem Weg mit Dem, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist."


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„Es ist die schwerste Belastung unserer Kirche, seit ich denken kann“ so Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der Katholiken, in einem Interview der Süddeutschen Zeitung vom 13. März 2010.

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Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn – auch Österreich ist derzeit wieder von Missbrauchsskandalen betroffen - forderte am 12. März 2010 in Radio Vatikan einen „Prozess der Läuterung“.

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Bei alledem sollte nicht vergessen werden, dass erst durch die Aufdeckungen am Berliner Canisius-Kolleg Ende Januar 2010 und das mutige Vorpreschen der dortigen Jesuiten, vor allem von P. Klaus Mertes, das Thema überhaupt in die Öffentlichkeit gekommen ist.

Lese-Tipp:
Klaus Mertes: Widerspruch aus Loyalität
(Ignatianische Impulse Bd.39) Echter-Verlag 2009
ISBN 3-429-03172-9
ISBN 978-3-429-03172-5
6.90 EUR - 12.90 sFr
    Darf man Autoritäten - etwa den Papst - kritisieren? Und umgekehrt: Muss man nicht manchmal - gerade aus Loyalität - Widerspruch einlegen? Was ist die rechte Loyalität in einer Gemeinschaft, was ist gar Gehorsam? Wann muss man schweigen, wann reden? Wie kann ein Kritiker sich selbst prüfen, ob er im rechten Geist kritisiert? In einem höchst aktuellen Feld gibt Klaus Mertes Hilfen zur Unterscheidung der Geister.
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Vor 400 Jahren war es auch ein Jesuit, Friedrich Spee von Langenfeld (1591-1635) > Wikipedia, der Folter und Hexenverbrennungen in der katholischen Kirche beendete, indem er die grausame Wahrheit an die Öffentlichkeit brachte. Dies gibt Hoffnung.

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Wir sind Kirche, weil
  • sie für uns Lebensraum und Heimat ist,
  • wir in ihr Orientierung und Halt finden
    sie unser Leben Lebenswert macht,
  • wir in ihr in einer Gemeinschaft eingebunden sind, die die Nachfolge Jesu leben,
  • sie mehr ist, als die autoritären Strukturen, nicht einmal die autoritären Strukturen können sie kaputt machen
  • wir in ihr lernen können, Gott zu begegnen und ihn zu erfahren,
  • wir in ihr Leitpersonen (Vorbilder) finden,
  • sie Erfahrungsschätze hütet, die zum Gelingen des Lebens wichtig sind,
  • sie Chancen und Möglichkeiten bietet,
  • sie zur Entfaltung und Freiheit führt,
  • in ihr trotz der autoritären Strukturen, die Angst machen, die Freude an der Botschaft Jesu weiterlebt,
  • weil sie als das wandernde Volk Gottes auf dem Weg ist: gemeinsam, feiernd, singend, streitend, suchend, leidend, klagend, sich versöhnend, ...
  • sie eine menschliche Gemeinschaft ist, in der man sich gegenseitig wahrnehmen, schätzen und fördern kann (Nächstenliebe).
Nicht gegen sondern trotz der hinderlichen Struktur lebt die Botschaft Jesu in der Kirche.

Warum wir Kirche sind:
  • weil wir in der Kirche lernen können, wie wir Gott begegnen und erfahren können.
  • weil wir sie lieben.

(formuliert auf einer Klausurtagung der österreichischen und deutschen Wir sind Kirche-Teams vom 19. bis 21. März 2010 in Innsbruck)

Zuletzt geändert am 30­.04.2010