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Veröffentlicht am 04­.05.2020

Ratzinger: "Man will meine Stimme ausschalten"

Auch wenn es zum Hype über das siebte Buch (!) von Peter Seewald über Joseph Ratzinger im fünften Verlag (!) beitragen sollte, erscheint es uns notwendig, daran zu erinnern, dass Joseph Ratzinger nach seinem anzukennenden Rücktritt erklärte, "verborgen vor der Welt zu leben".

Angesichts seiner äußerst zahlreichen Veröffentlichungen vor, während und auch nach seiner Amtszeit als Papst kann davon, dass man die Stimme Joseph Ratzingers ausschalten wolle, keine Rede sein. Viele irritiert jedoch, und wir denken zu Recht, dass er trotz der damaligen Ankündigung "verborgen vor der Welt zu leben" sich auch nach seinem Rücktritt immer wieder zu aktuellen Debatten zu Wort meldete, wie beispielsweise kürzlich nach der Panamazonien-Synode in der Zölibatsfrage. Ob dies alles nun noch sein eigener Wille ist oder ob er von ihm nahe stehenden Personen instrumentalisiert wird, ist schwer zu beurteilen.

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Äußerst problematisch ist seine Aussage, er habe das Amt eines "emeritierten Papstes" neu geschaffen. Für einen aus Altersgründen zurückgetretenen Bischof und auch für den „Bischof von Rom“ mag dies gelten, doch nicht für das Funktionsamt des Papstes als Oberhaupt der römisch-katholischen Weltkirche. Die zunehmenden und von hohen Kirchenleuten geschürten Kontroversen um den Kurs von Papst Franziskus zeigen deutlich, welche unguten irritierenden Wirkungen die immer wieder erfolgten Einmischungen des ehemaligen Papstes – das wäre die richtige Bezeichnung – haben. Dabei führt Papst Franziskus die katholische Kirche nur auf den synodalen Weg zurück, den das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) mit Johannes XXIII. und Paul VI. eingeschlagen hat, den aber Johannes Paul II. und Benedikt XVI. in vielfacher Weise wieder verlassen und gar behindert haben.

Wenn der ehemalige Papst seine jetzige Situation mit der eines Alt-Bauern in Bayern vergleicht, der den Hof an den Sohn abgegeben hat, im "Austrags-Haus" wohnt und seine väterlichen Rechte abgegeben hat, so sollte der ehemalige Papst sich auch so verhalten, wie es dort in guter Tradition Usus ist – nämlich sich in keiner Weise in das aktuelle Geschäft einzumischen.

Wenn Joseph Ratzinger jetzt eine antichristliche gesellschaftliche Exkommunikation derjenigen sieht, die sich beispielsweise gegen Homosexualität und Abtreibung positionieren, so mag das seine persönliche Wahrnehmung sein. In der Realität ist dagegen doch ein zunehmend militanter und sich christlich nennender Fundamentalismus in evangelikalen wie auch katholischen Kreisen auf Weltebene festzustellen.


Ex-Papst Benedikt: "Man will meine Stimme ausschalten"
mit Zitierung von Wir sind Kirche
> sueddeutsche.de 4.5.2020

Benedikt XVI.: "Man will meine Stimme ausschalten"
> faz.net 4.5.2020

Benedikt XVI.: Man will einfach meine Stimme ausschalten
> katholisch.de 4.5.2020

Benedikt XVI. verteidigt seine Rolle als Alt-Papst
> vaticannews.va 4.5.2020

Verteidigung eines Pontifikats: Eine Biografie für Benedikt-Fans
> br.de 4.5.2020

Neue Ratzinger-Biografie mit brisanten Aussagen
> DPA / sueddeutsche.de 4.5.2020

Peter Seewald legt neue Biografie von Benedikt XVI. vor: 1.184 Seiten über den früheren Papst
> domradio.de 4.5.2020

Peter Seewald: Benedikt XVI.: Ein Leben
> Droemer HC 1. Mai 2020, ISBN-13: 978-3426276921, 1184 Seiten, 38 Euro    
> Blick ins Buch

 

Weitere Stimmen zur neuen Biografie

Hermann Häring: Die Angst vor den Relativierern – Zur Ratzingerbiographie von Peter Seewald
> hjhaering.de 17.6.2020   oder   > ikvu.de

Thomas Jansen: Das letzte Wort behält der Titelheld
> faz.net 18.5.2020

Striet kritisiert Benedikt: Gesellschaften nicht religionsfeindlich
>katholisch.de 6.5.2020

Rechte für Homosexuelle – kein "antichristliches Credo"
> katholisch.de 6.5.2020

Homosexuelle und Kirche: Welcher Teufel reitet Benedikt XVI.?
> Pressemitteilung huk.org 5.5.2020

Rudolf Neumaier: Ratzinger-Biografie:Hochverehrtes Gefäß Gottes
> sueddeutsche.de 4.5.2020


Anfang 2020

Ratzinger: "Ich kann nicht still bleiben."

Mehr zu den Auseinandersetzungen um das von Kardinal Sarah Anfang 2020 herausgegebene Buch "Aus den Tiefen unserer Herzen" zum Zölibat, in dem sich der ehemalige Papst Benedikt XVI. gegen die Ehe für Priester ausspricht und erst später erklären ließ "Ich bin nicht Co-Autor des Buches von Sarah" und seinen Namen, sein Bild und seine Unterschrift vom Titel des Buches entfernen ließ.
> Zusammenstellung von Wir sind Kirche Januar / Februar 2020

Hanspeter Pöll: Sonntagsgedanken: "Papst Benedikt XVI schuldet uns einen letzten Dienst"
(zu seinem Verhalten als Flakhelfer im Zweiten Weltkrieg)
> autorenseite.wordpress.com 16.2.2020

 

2019

Dokumentarfilm "Verteidiger des Glaubens" über Joseph Ratzinger / Papst Benedikt
> mehr zum Film von Christoph Röhl

 

 

 

 

Zuletzt geändert am 17­.06.2020