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Veröffentlicht am 31­.07.2007

Offener Brief an die Kirchen der Reformation (Text)

Offener Brief der KirchenVolksbewegung Wir sind Kirche an die Kirchen der Reformation

München, 31. Juli 2007

Mit großer Betroffenheit und Scham hat die KirchenVolksbewegung Wir sind Kirche Kenntnis nehmen müssen von der jüngsten römischen Erklärung „Antworten auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre über die Kirche“ (siehe auch unsere Pressemitteilung zum Schreiben der Glaubenskongregation).

Wir empfinden die neue Verlautbarung der Glaubenskongregation als verheerend und kontraproduktiv, vor allem im Hinblick auf die Ökumenische Versammlung in diesem Jahr in Sibiu/Hermannstadt und den Ökumenischen Kirchentag 2010 in München. Dieses Schreiben aus Rom hat im Kirchenvolk vielerorts große Empörung hervorgerufen; die Reaktionen unserer katholischen Bischöfe sind dagegen bedauerlicherweise eher halbherzig.

Deshalb möchten wir uns im Namen der – wie wir annehmen – großen Mehrheit der katholischen Christinnen und Christen für dieses provozierende Verhalten der römisch-katholischen Kirchenleitung in aller Form entschuldigen und Ihnen versichern, dass sehr viele Katholikinnen und Katholiken die Kirchen der Reformation als solche achten und anerkennen und weiterhin auf einen guten gemeinsamen Weg der Ökumene hoffen.

Die von Joseph Ratzinger als Kardinal verantwortete Erklärung „Dominus Iesus“ aus dem Jahr 2000 und die jüngste von ihm als Papst ausdrücklich gutgeheißene und bestätigte Erklärung sprechen leider eine ganz andere Sprache als die Enzyklika „Ut Unum Sint“ (1995) von Papst Johannes Paul II. über den Einsatz für die Ökumene.

Mit den sieben Thesen „Wider die Resignation in der Ökumene“ hatten wir bereits vor dem diesjährigen Evangelischen Kirchentag in Köln an die Kirchenleitungen appelliert, das bisher in der Ökumene Erreichte nicht aufs Spiel zu setzen und sich weiterhin um sichtbare und wirkkräftige Zeichen der Einheit aller christlichen Kirchen zu bemühen.

Wir „vollziehen unsere Katholizität so, in dem sie in Gemeinschaft mit den anderen Kirchen steht“ (Erklärung der 9. Vollversammlung des Weltkirchenrates). Wir glauben daran, dass die Zukunft der Kirchen eine ökumenische sein muss, wenn unsere Kirchen glaubwürdig und zukunftweisend für ein menschliches Miteinander im Horizont der Schöpfung, für Gerechtigkeit und Frieden sein sollen.

In der Hoffnung, dass das Kirchenvolk aller Kirchen selbstbewusst und in wechselseitigem Respekt unbeirrt den Weg der Ökumene weiter vorangehen möge, um den Auftrag Jesu „auf das alle eins seien“ zu erfüllen, grüßen wir Sie geschwisterlich

Eva-Maria Kiklas
Karl Graml
Bundesteam der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche


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Zuletzt geändert am 02­.08.2007