KirchenVolksBegehren in Perú
Kirchenvolksbegehren in Perú
Das lebendige Bewusstsein, dass wir, die sich am Glauben und am Geiste Jesu orientieren, insgesamt Kirche sind, erforderte, wie es sich in Österreich und in der Schweiz zeigte, einen Missgriff der obersten Kirchenleitung. Wer sich über das Kirchenvolksbegehren hinwegsetzt, muss sich gefallen lassen, dass dieses entsprechend reagiert. In Peru stehen wir gegenwärtig vor einer ähnlichen Lage: Vor und nach der Ernennung des Erzbischofs von Lima, Luis Cipriani zum Kardinal, drückte ein großer Teil der katholischen Bevölkerung offen ihren Widerstand dagegen aus.
Cipriani ist bekannt durch seine persönliche Freundschaft mit dem geflüchteten Ex - Präsidenten Alberto Fujimori, durch seine Nachsicht gegenüber den Ausschreitungen paramilitärischer Horden während seiner Amtszeit als Bischof in Ayacucho, durch seine abfälligen Bemerkungen gegen nationale und internationale Organisationen für Menschenrechte, sowie wegen seiner Befürwortung der Todesstrafe.
Als geistiges Haupt der rechtsradikalen Bewegung von OPUS DIE, hält Cipriani sich als den verlängerten Arm des unfehlbaren "Stellvertreters Christi in Rom", weshalb, nach seinen eigenen Worten, alle jene die Kirche angreifen, und sich gegen den Willen Gottes aussprechen, die seine Ernennung zum Kardinal kritisieren.
Ebenso kam das ständige Tauziehen um die Macht über die Kirche Perus zwischen dem Erzbischof Cipriani und dem Präsident der Peruanischen Bischofskonferenz, José Bambarén (Jesuit), ans Licht der Öffentlichkeit. Trotzdem wusste sich die Bischofskonferenz, auf Drängen des apostolischen Nuntius, gedrängt, dem Papst für die Ernennung zu danken und dem neuernannten Kardinal ihre Solidarität auszusprechen, natürlich, um die "Einheit" der Kirche zu demonstrieren.
Unterdessen gehen die Leserbriefe gegen die Ernennung in mehreren Tageszeitungen weiter, ein Phänomen, das es in der Geschichte Perus noch nie gab. Es ist die Geburtsstunde des Bewusstseins in Südamerika von: Wir sind Kirche. O glückliche Schuld des schlecht beratenen Papstes!
Franz Wieser
Zuletzt geändert am 01.05.2006