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Veröffentlicht am 03­.12.2007

3.12.2007 - Süddeutsche Zeitung

Bischof Marx sollte Zeitgeist nicht außer Acht lassen

zum Artikel: Marx wird neuer Bischof

Man mag es zunächst begrüßen, dass weder Müller noch Mixa den Zuschlag auf den Münchener Bischofsstuhl erhalten haben ; doch keiner möge an der erzkonservativ ausgerichteten Denkweise des neuen Bischofs zweifeln ; das gilt sowohl in theologischen als auch in kirchenpolitischen und liturgischen Fragen. Die Umstände, unter denen er 2003 den Saarbrücker Professor Hasenhüttl ohne Pardon suspendierte, mögen zwar viele vergessen haben – unterstreicht aber meine geäußerte Meinung eines in Talkshows zwar telegenen, Zigarre rauchenden und Rotwein trinkenden Bischofs, aber im Bischöflichen Palais sich als stets den Anweisungen Roms in serviler und devoter Weise Gehorchender geriert, der seine bisher gezeigte Arkandisziplin nun belohnt sieht mit dem Münchener Bischofsstuhl. Wie sagt Prof. Boeckenfoerde zurecht : „In ihrer Rechtsgestalt … präsentiert sich die Kirche als lein Ort sakral begründeter Herrschaft, in der christliche Freiheit zu Gehorsam wird.“ Marx ist diesem römischen Kadavergehorsam – verbunden mit eiserner Arkandisziplin – stets nachgekommen. Die Früchte darf er jetzt ernten.

Zu dem in diesen Tagen in den Medien vielfach kolportierten Leitsatz des Bischofs „Wer den Zeitgeist heiratet, ist morgen schon Witwer“, stelle ich folgendes fest:

Für mich ist es eine Dramatik ungeheuerlichen Ausmaßes, dass die katholische Kirche gegenüber folgenden unaufschiebbaren Reform- und Veränderungsforderungen mit unmenschlicher Härte und Abweisung reagiert:

• Aufhebung des Pflicht(!)zölibats
• Einbindung der Frauen in ämterstrukturen mit Ordination
• Die von klerikalen Machtansprüchen geprägte Trennung zwischen Klerus uns Laien
• Aufhebung von unhaltbaren Forderungen im Bereich der menschlichen Sexualität – z.B. das Kondomverbot ….. uvam.

Wenn Marx all das mit „Zeitgeist-Denken“ diskreditiert, so erlaube ich mir den Hinweis, dass Kirche immer dann ihren jesuanischen Auftrag verfehlt, wenn sie sich von den Sorgen und Nöten der Menschen entfernt ; ich verweise in diesem Zusammenhang auf die ungeheure Last von einer unbeschreiblichen Anzahl von Klerikern, die ihre Zuneigung zu einer Frau in der öffentlichkeit verbergen müssen ; ich erinnere daran, dass den Frauen und Männern in diesen „Priester-Ehe-Verhältnissen“ aufgrund der kirchlichen Vorgaben ihre Menschenwürde genommen wird.

Zuletzt geändert am 04­.12.2007