| |
Veröffentlicht am 04­.07.2009

4.7.2009 - Nassauische Neue Presse

Leserbrief zu: «Neue Wege in der Seelsorge» vom 1. Juli 2009

Einengende Verschwiegenheit

Der Kurs gegen das Zweite Vatikanische Konzil kann nicht mehr geleugnet werden. Ohne Wenn und Aber muss Vatikanum II von allen akzeptiert werden. Die innerkirchliche Welt sieht ganz anders aus. Papst und Bischöfe berufen sich zwar verbal auf das Konzil, aber vom Geist des Konzils, dem Geist der Befreiung, ist weit und breit nichts zu spüren. In unserem Bistum verspüre ich bei vielen Priesterkollegen, Laienseelsorgern, Mitarbeiter/innen in den kirchlichen Behörden einfach «Angst». Kritik ist spürbar unerwünscht, stattdessen macht sich ein Klima von einengender Verschwiegenheit breit, die irrtümlicherweise als Treue dargestellt wird. Das kann krank machen und «Existenzangst» hervorrufen.

Die Kirchenführung muss sich hier fragen lassen, ob sie überhaupt noch im «sensus fidelium», der gemeinsamen Glaubensüberzeugung der Kirche, steht. Die Kluft zwischen Gläubigen und Kirchenführung ist stark gewachsen. Eines steht fest: da, wo die freie Meinungsäußerung nicht mehr genügend möglich ist, wo mit «Denk- und Redeverboten» operiert wird, ist etwas faul. Priester und viele andere Christen fragen sich, ob diese Kirche noch meine/unsere Kirche ist, eine Kirche mit frohmachender Botschaft.

Die Synodalordnung mit ihren eminent wichtigen Beratungsorganen hat hier eine zentrale Rolle. Genau da liegt ein Kernproblem. Wenn die Kirche nicht zur «Sekte» werden soll, wird sie auf den lebendigen Dialog angewiesen sein. Bischöfe aus der ganzen Welt, darunter Wilhelm Kempf und Walther Kampe, haben über mehrere Jahre, 11. Oktober 1962 – 8. Dezember 1965, intensive und erfolgreiche «Kundschafterdienste geleistet», haben das Bistum mit der Synodalordnung und Beratungsorganen die Richtung gewiesen und das Bistum geprägt. Wir müssen uns neu darauf besinnen, was die «Kundschafter» von damals erarbeitet haben und es konsequent und verstärkt fortführen. Dialog und Beratung können und dürfen nicht zur Disposition stehen.

Pfarrer Hubertus Janssen
Limburg-Eschhofen

Zuletzt geändert am 06­.07.2009