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Veröffentlicht am 02­.10.2010

an den "Dom"

zum Artikel "Einiges gottloses Vaterland" vom 03.10.2010

"Die religiöse Welt in Deutschland ist nach der Reformation von Martin Luther und nach der Unterzeichnung des Augsburger Religionsfriedens von 1555 gespalten: in eine katholische und eine protestantische Welt. Der Dreißigjährige Krieg (1618-48) war demzufolge ein Krieg um Macht und Einfluss in Deutschland und Europa und der gewaltsame Versuch, die Spaltung von Kirche und Welt rückgängig zu machen und so die Einheit wieder erlangen zu können. Der Krieg hat aber tatsächlich die Gegensätze der Konfessionen nur weiter verstärkt und die religiösen Machtverhältnisse zementiert. Die Glaubwürdigkeit beider großer Kirchen konnte dadurch bis heute nicht wieder hergestellt werden. Die Wiedervereinigung Deutschlands am 03. Oktober 1990 war und ist dagegen ein Gottesgeschenk, weil sie friedlich realisiert werden konnte. Ausgehend von der Leipziger Nikolaikirche kam es damals zu Friedensgebeten und Montagsdemos in der gesamten ehemaligen DDR, die schließlich den Mauerfall am 09. November 1989 erst möglich machten. Dabei prägten Parolen wie "Wir sind das Volk" und "Deutschland einig Vaterland" den friedlichen Widerstand gegen ein totalitäres Regime. Deshalb ist es nicht richtig, die Wiedervereinigung Deutschlands nur pauschal als eine Wende zur D-Mark hin zu bezeichnen. Die deutsche Einheit hat unser Volk auch nicht einfach gottloser gemacht. Vielmehr haben beide Kirchen - die katholische und die protestantische - in jenen Tagen die einmalige Chance verspielt, ihre verloren gegangene Glaubwürdigkeit seit dem Augsburger Religionsfrieden und dem Dreißigjährigen Krieg wieder herstellen zu können. Wie sehr hatte ich es mir in dieser wundersamen Zeit gewünscht, dass es auch einen "Runden Tisch" für alle christlichen Kirchen gäben möge, der das Ziel gehabt hätte, die friedliche Wiedervereinigung aller christlichen Kirchen im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe endlich wieder herbeiführen zu können. Denn, wenn die wundersame Wiedervereinigung Deutschlands auf einmal möglich war, warum dann nicht erst recht die volle kirchliche Einheit? Doch dahingehend gab es keine sichtbaren Zeichen von den Kirchen, obwohl Gott mit der friedlichen Wiedervereinigung Deutschlands ein unübersehbares Zeichen gesetzt und Wunder getan hatte. Deshalb wird die katholische Kirche in diesen für sie überaus schwierigen und scheinbar gottlosen Zeiten erst wieder glaubwürdig, wenn sie die Wiedervereinigung im Glauben mit Gottes Hilfe nach Jahrhunderten der Spaltung realisieren kann. Dafür brauchen wir endlich einen neuen Aufbruch wie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65), Einheitsgebete und Demonstrationen mit den Parolen "Wir sind das Kirchenvolk" und "Christus e i n e Deine Kirche".

Roland Klose, Bad Fredeburg

Zuletzt geändert am 09­.11.2010