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Veröffentlicht am 22­.08.2006

22.08.2006 an Zeitschrift „geist.voll spirituell. orientierend.praktisch“

Heft „Kirchenlust und Kirchenfrust“, 2/2006

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich war vom 14.-20. August im Rahmen einer Mozartreise, die vom Ferienwerk der Diözese Speyer angeboten wurde, in Wien. Bei mehren Kirchenbesuchen fiel mir dabei das o. a. Heft in die Augen und ich las es in unserer Unterkunft, dem Pallotti-Haus, mit großem Interesse.
Ich finde es sehr verdienstvoll, dass Sie sich so offen des Kirchenfrusts annehmen, der natürlich in Deutschland ebenso vorhanden ist wie in Österreich. Bei uns wird der Kirchenfrust von den Bischöfen unter den Teppich gekehrt. Der bischöfliche Optimismus, der dem überall erkennbaren Kirchenfrust entgegengesetzt wird, wirkt aber verkrampft, aufgesetzt und unehrlich.

Was mir an Ihrem Heft dennoch fehlt, ist der Wille, dem Kirchenfrust etwas Konkretes und Überzeugendes entgegenzusetzen. Allzu sehr liegt in den Beiträgen Ihres Heftes die Betonung auf dem Ertragen und Verstehen der Mängel der Glieder der Kirche in Vergangenheit und Gegenwart. Mit diesem – sicherlich richtigen Argument – lösen Sie aber kein Problem. Die eigentliche Aufgabe liegt meines Erachtens darin, die heutigen Probleme in unserer Kirche zu erkennen und sie einer Lösung zuzuführen.

Bei uns in Deutschland hört man immer das Argument: Die Probleme unserer Kirche sind doch letztlich nur auf weltkirchlicher Ebene zu lösen; hier vor Ort können wir doch gar nichts machen. Ich glaube, dass diese Argumentation nur bedingt richtig ist. Sicherlich sind viele, vielleicht sogar die meisten unserer heutigen Probleme in der Kirche, nur auf weltkirchlicher Ebene zu lösen, aber wozu haben wir denn Bischöfe mit ihren direkten Kontakten nach Rom? Sie haben in Wien einen klugen und frommen Erzbischof, den ich übrigens an Mariä Himmelfahrt im Stephansdom erleben durfte. Er kann doch den Kirchenfrust in Rom zur Sprache bringen und bei Papst Benedikt XVI. auf eine Lösung der offenkundigen Kirchenprobleme dringen. Oder nicht?
Mit freundlichen Grüßen

Dr. Rudolf Walter

Zuletzt geändert am 30­.10.2006