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Veröffentlicht am 11­.08.2015

11.8.2015 - Donaukurier

Kirchenleitung verweigert sich jeglichem ernsthaften Dialog

Zum Interview „’Nicht das katholischen Bayern wir vor 60 Jahren’“ (EK vom 11. August 2015):

Generalvikar Isidor Vollnhals gibt als Grund für die hohe Zahl an Kirchenaustritten im Bistum Eichstätt viel Erklärendes (Austrittszahlen bei den Evangelischen Landeskirchen ähnlich hoch, Vertrauenskrise in Institutionen, Glaubenskrise, Nichtwahrnehmen der Menschen als Christen, Individualisierung, Kirche muss im Dorf bleiben, Priestermangel aufgrund demografischer Entwicklung) an.

Die „Wir sind Kirche“-Diözesangruppe Eichstätt vermisst in den Äußerungen jegliche Selbstkritik der Kirchenleitung, zu der der derzeitige Generalvikar als langjähriger Pfarrer und vor allem als „zweiter Mann im Bistum nach dem Bischof“ gehört.

Genau 20 Jahre nach dem KirchenVolksBegehren 1995, in dem allein in Österreich und Deutschland mehr als zwei Millionen katholische Gläubige sich für Reformen in der Kirche nach einem Dialogprozess ausgesprochen haben, verweigert sich die Kirchenleitung in Deutschland, insbesondere im Bistum Eichstätt, jeglichem ernsthaften Dialog über die geforderten Reformen.

Bischof Gregor Maria Hanke weigert sich permanent, die Existenz der „Wir sind Kirche“-Diözesangruppe Eichstätt zur Kenntnis zu nehmen, geschweige denn in einen Reformdialog einzutreten. Nur bischöflich legitimierte Gruppierungen wie Diözesanrat, Vereine und Verbände werden zum Gespräch geladen. Von einem Dialog über dem Bischof nicht genehme Themen kann keine Rede sein. Er gibt sich persönlich freundlich und bescheiden.

In seinem Amt ist er autoritär und fördert die Mitarbeit derjenigen, die seine Meinung vertreten und nicht in der Lage oder willens sind, unbequeme aber weiterführende Ansichten zu vertreten. In seiner ausgeprägt konservativen Haltung engagiert er sich auch überdiözesan in Gruppierungen wie „Forum deutscher Katholiken“ oder „Kirche in Not“.

Wie beharrend seine Kirchenpolitik ist, zeigt sich auch darin, selbst geringe Lockerungen des kirchlichen Arbeitsrechts mitzumachen. Mit seinen Bischofskollegen aus Passau und Regensburg gehört er zu der winzigen Minderheit, die, wohl von Gerhard Kardinal Müller beeinflusst, sich mit Blick auf die bevorstehende Bischofssynode in Rom dem Anliegen der Deutschen Bischofskonferenz und des Papstes widersetzen.

Das von Papst Franziskus vehement vertretene Umdenken in der Kirchenpolitik und das Denken im Sinne des II. Vatikanischen Konzils und der Würzburger Synode, wie es vor Jahrzehnten von der Mehrzahl der Gläubigen als Hoffnungszeichen verstanden wird, scheint in Eichstätt noch nicht angekommen zu sein.

Der Generalvikar hat in seinem Interview Recht, wenn er davon spricht: „Eichstätt und Bayern sind nicht mehr die Insel der Seligen. Das ist nicht mehr das christliche Bayern, wie man es noch vor 60 Jahren so bezeichnet hat.“.

Wo aber bleiben die notwendigen Konsequenzen, vor allem für eine Hierarchie, die „auf hohem Ross sitzt“, bestens von staatlichen Zuwendungen und Kirchensteuern profitiert und alles andere als glaubwürdig die Botschaft Jesu lehrt und lebt? Ist es da nicht verständlich, dass unter dem schlechten Image von Institutionen die Kirche besonders schlecht abschneidet, wie Meinungsumfragen zeigen?

Walter Hürter
Diözesangruppe „Wir sind Kirche“, Ingolstadt

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Zuletzt geändert am 11­.08.2015