24.7.2017 - Rheinzeitung
Die Stellvertreter
Leserbrief zu den wenig selbstkritischen Äußerungen von Kardinal Müller
Jeder Bischof verlangt von seinen Pfarrern, dass Sie nach der Pensionierung nicht in der Pfarrei bleiben – um dem Nachfolger freies Arbeiten zu gewährleisten. Papst Johannes-Paul II hatte den Modus der Papstwahl geändert, der Kardinal Ratzinger in der entscheidenden Phase des Konklaves nach vorne brachte. Papst Benedikt XVI ließ sich im Vatikan ein Refugium ausbauen und residiert dort als emeritierter Papst. Er sitzt damit seinem Nachfolger direkt vor der Haustüre. Kardinal Müller polemisierte in ungehöriger Weise gegen das von Papst Franziskus erlassene nachsynodale apostolische Schreiben „Amoris laetita“, welches eine gewisse Öffnung für die Wiederverheiratet Geschiedene brachte. Auch sonst scheute er sich nicht deutlich bis unverschämt in eine Gegenposition zum Papst Franziskus zu treten. Könnte das damit zusammenhängen, dass er häufig das Refugium des recht konservativen Vorgängers von Papst Franziskus aufsuchte und sich dadurch aufbaute ? In seiner feinen und diplomatischen Weise -sicher auch aus Rücksicht auf seinen Vorgänger - ließ der Papst die Amtszeit von Kardinal Müller auslaufen – anstatt den - ihm kurz vor seine Wahl noch ernannten - Chef der Glaubenskongregation schon vor der Zeit zu „feuern“. Vielleicht hat er mittlerweile auch schon ein Kloster außerhalb des Vatikans für seinen Vorgänger gefunden – in dem dieser seine verdiente Ruhe (auch vor seinen Fans u.a. Bischof Tebartz) finden kann. Papst Franziskus würde damit die derzeitige hoffnungsvolle Stimmung in der Kirche weiter beleben.
Hans Oehler, Bad Kreuznach
Zuletzt geändert am 31.07.2017