an "Christ in der Gegenwart"
Das trifft nicht zu
Leserbrief zum Artikel "Ein Petrus als Paulus" von Alexander Schwabe
"Ein Petrus als Paulus" erweckt den Eindruck, als sei Papst Franziskus einer, der lediglich etwas "versucht", der "damit leben" muss, dass sein "wagemutiges Experiment" zu scheitern droht. Dieser Eindruck eines eschatologischen Machtkampfes entsteht, weil etwa Papstvertraute wie Antonio Spadaro und Stephen Bannon, Freund Kardinal Burkes, gleichgewichtig gegeneinander zitiert werden. Insgesamt vermittelt der Artikel ein falsches Übergewicht der kritischen Stimmen im Vatikan und der Weltöffentlichkeit. Das trifft nicht zu.
Auf einen Papst wie Franziskus haben die allermeisten lange gewartet. Wie Umfragen zeigen, übertrifft seine weltweite Popularität die der Vorgänger und schließt Angehörige anderer Religionen sowie (eher linker) Weltanschauungen ein. Er bringt den Paradigmenwechsel vom Dogma zur Pastoral, von der Orthodoxie zur Orthopraxie, vom Moralismus zur Therapie. Es wird ihm im Übrigen auch von Organisationsbürgern, die selbst häufig in Systemen verstrickt sind, hoch angerechnet, dass er Klartext redet. (Die Weihnachtsansprache mit 15 Krankheiten der Kurie hätten sich ähnlich Betriebsangehörige etwa bei VW, schon lange über ihre Führungscrew gewünscht.)
Kurzum: Franziskus ist ein Führer mit Herz, Hirn und Hand, mit Mitgefühl und der notwendigen Härte (Kardinäle Burke und Müller) mit Visionen (Option für die Armen, Konzil) und Strategien (Neuner-Rat, Dezentralisierung). Der Kurswechsel ist schon jetzt irreversibel. Ad multos annos!
Dr. Edgar Büttner, Bad Aibling
Zuletzt geändert am 20.09.2017