11.8.2019 - Der Pilger
Frauenpriestertum bleibt Thema
Zu dem Leserbrief „Mehr Mut in Zeiten des Wandels“, „der pilger“ vom 28. Juli 2019, Seite 8.
Dieser ungewöhnlich große Leserbrief hat mich wegen seines Kenntnisreichtums sehr beeindruckt. Vor allem seine Betonung der zentralen Bedeutung der Gleichberechtigung von Mann und Frau in der Kirche ist absolut richtig. Allerdings erweckt Herr Römer Zweifel an seiner Haltung, wenn er schreibt: „Für die Gleichstellung der Frauen mit den Männern unterhalb der Frauenpriesterweihe ist das Thema nicht erledigt,…“. Warum nur unterhalb der Frauenpriesterweihe? Auch das Thema Frauenpriesterweihe ist nicht erledigt! Es ist von existenzieller Bedeutung für die Zukunft der katholischen Kirche, davon bin ich überzeugt.
Noch ein Wort zu „Ordinatio Sacerdotalis“. Johannes Paul II. begründet seine Entscheidung mit dem Verweis auf Lk 22,32. Er sah darin seine Vollmacht, endgültige Entscheidungen zu treffen, begründet. Nun gibt aber diese Bibelstelle eine solche Vollmacht gar nicht her. Es heißt da im Abendmahlsbericht des Evangelisten Lukas: „Simon, Simon, siehe, der Satan hat verlangt, dass er Euch wie Weizen sieben darf. Ich aber habe für Dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du wieder umgekehrt bist, dann stärke deine Brüder!“ Was heißt „Stärke deine Brüder“? Doch wohl „helfe ihnen, unterstütze sie, stehe ihnen in ihrem Dienst bei“! Von einer Herrschaftsposition mit der Vollmacht, endgültige Entscheidungen für die Kirche zu treffen, keine Spur.
Ich frage mich, was dies für die Gültigkeit von „Ordinatio Sacerdotalis“ bedeutet. Der Papst stützte sich ja offensichtlich auf eine Vollmacht, die ihm die Bibelstelle, auf die er sich beruft und auf die er seine Entscheidung stützt, gar nicht gibt.
Dr. Rudolf Walter, Frankenthal
Zuletzt geändert am 09.08.2019