16.5.2021 - MKKZ
"Vorhandene Berufungen annehmen"
Zum Leserbrief "Alle Ämter unabhängig vom Geschlecht", MK vom 9. Mai 2021, Seite 7
Am vierten Ostersonntag wurde wieder einmal der „Weltgebetstag um geistliche Berufungen“ begangen. In Deutschland wurden die Gläubigen unter anderem zu einem 24-Stunden-Gebet und zu entsprechenden Fürbitten in der Messfeier aufgerufen.
Ich tue mich schwer damit, um Berufungen zu bitten, solange vorhandene Berufungen in der Amtskirche einfach nicht aufgegriffen werden, weil angeblich längst wiederlegte theologische Begründungen dagegenstehen: Frauen, Männer und Frauen, für die der Zölibat nicht die geeignete Lebensform ist, gleichgeschlechtlich empfindende Frauen und Männer.
Wer meint, dass das ja nur eine unbedeutend kleine Zahl sei, der lese einmal das Buch „Weil Gott es so will“ von Schwester Philippa Rath OSB. Darin berichten 150 Frauen von ihren zum Teil erschütternden Erfahrungen, dass sie ihre Berufung zum Weiheamt und damit ihren Lebensentwurf nicht leben können, ja ausgegrenzt, lächerlich gemacht und abgekanzelt werden. Und wie Schwester Philippa berichtet, reißt der Zustrom an weiteren Berichten nicht ab und könnte schon bald das nächste Buch füllen.
Und das war jetzt nur ein Blick auf die erste Gruppe der Ausgeschlossenen, die Frauen. Auch durch das Beharren auf dem Zölibat und auf einer heterosexuellen Ausrichtung gehen viele wertvolle Berufungen verloren. Ich denke nur an die vielen Pfarrer, die ihren Beruf nicht weiter ausüben dürfen (oft gegen den Widerstand ihrer Gemeinden), weil sie sich offen zu einer Beziehung bekannt haben.
Ich möchte den Verantwortlichen in Abwandlung eines Bibelwortes zurufen: Nehmt zuerst die schon vorhandenen Berufungen mit Dankbarkeit und offenen Armen an! Dann könnt ihr hingehen und um weitere Berufungen beten.Richard Hadas, München
Zuletzt geändert am 20.05.2021