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Veröffentlicht am 02­.02.2022

2.2.2022 - an die RNZ

Leserbrief zum Interview mit Kardinal Marx

Bemerkenswert

Der Münchener Kardinal Marx hat sich in einem Interview am 2.2.22 erstaunlich weit aus dem Fenster gelegt; „Ich denke, so wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen.“ Der Pflichtzölibat für kath. Priester, „dieses Männerbündische“, ziehe auch Leute an, die nicht geeignet und sexuell unreif seien. Schon 2018 hatte die Missbrauchsstudie der deutschen Bischofskonferenz den Pflichtzölibat als einen Risikofaktor für Missbrauch identifiziert.

Auch ein weiteres Tabu-Thema griff Kardinal Marx auf: Die Argumente gegen die Frauen-Ordination seien für ihn „immer schwächer“ geworden. Schon in einem vor 4 Jahren von der Benediktinerin Philippa Rath herausgegebenen Buch „Frauen ins Amt“ schrieb Marx, er könne sich „für die Zukunft schwer vorstellen, dass wir eine 'Synodale Kirche' entwickeln, in der Männer und Frauen gemeinsam arbeiten, beraten, diskutieren und am Schluss nur ein Kreis von Bischöfen Entscheidungen trifft“. Marx fügt hinzu: „Ich empfinde es zunehmend als 'fremde Welt', ja als eine für viele Menschen immer merkwürdigere 'Sonderwelt', die sich in Bischofskonferenzen, in der Kurie in Rom, aber auch in Priesterseminaren zeigt.“ Für Bischof Bode (Osnabrück).bestehe „die theologische und spirituelle Notwendigkeit, Kirche auch sakramental stärker durch Frauen prägen zu lassen“. Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer betont, in der Kirchengeschichte habe es viele herausragende Frauen gegeben. „Dennoch wurden und werden Frauen auch heute noch zu wenig gehört, haben zu wenig Einfluss und Autorität. Uns allen entgehen damit lebenswichtige und lebensspendende Charismen“, Und der Magdeburger Bischof Gerhard Feige macht darauf aufmerksam, dass die rigorose Ablehnung der Frauenordination viele Menschen nicht mehr überzeugt. Die Gleichberechtigung von Frauen in modernen Gesellschaften und die „Besinnung auf ihre ebenbürtigen Charismen“ forderten die Kirche heraus, „dem auch in der Ämterfrage einen angemessenen Ausdruck zu verleihen“. Feige fügt hinzu: „Vor einiger Zeit hätte ich das so noch nicht denken können.“ Kardinal Marx fasst zusammen: „Ich bin da nicht am Ende, ich weiß nur, dass wir einen großen Konsens brauchen“. Ansonsten bestehe die Gefahr dass man „das ganze Gebäude“ zerbreche.

Prof. Dr. Norbert Scholl, Wilhelmsfeld

Zuletzt geändert am 04­.02.2022