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Veröffentlicht am 08­.06.2008

Gustavo Gutiérrez wird 80 (8. Juni 2008)

Der Vater der Theologie der Befreiung, Custavo Gutiérrez, wurde am 8. Juni 1928 in Lima, Peru geboren. 1969 prägte er in einer Rede den Begriff "Theologie der Befreiung". Zwei Jahre später erschien der bekannte gleichnamige theologische Bestseller des Autors. Die Frage, die Gustavo Gutiérrez von Anfang an umtrieb, war die, wie man den Armen glaubhaft verkünden könne, dass Gott sie liebt. Die Armen und Ausgeschlossenen wurden das zentrale Thema seines Handelns als Christ sowie auch seiner Theologie. Die Armut, die nicht nur ein wirtschaftliches oder soziales Phänomen, sondern "multi-dimensional" ist, gilt es nach Gustave Gutiérrez zu überwinden. Christsein bedeute, sich auf die Seite der Armen zu stellen und in Solidarität mit ihnen zu leben. Das, so der Befreiungstheologe, ist nicht nur eine Frage an Christen in den Ländern der Ditten Welt, sondern auch die zentrale Frage für Christen in der Ersten Welt.

Gustavo Gutiérrez gilt heute als einer der "spirituellsten" Vertreter der Theologie der Befreiung. Seine theologischen Gedanken und Schriften sind in offizielle Dokumente der Kirche, beispielsweise in die Dokumente von Medellín und Puebla, eingegangen. Für manche Bischöfe und Bischofskonferenzen war er ein einflussreicher Berater. Doch unter Papst Johannes Paul II zog er sich die Gegnerschaft der Kurie zu, ähnlich wie sein berühmter brasilianischer Weggefährte Leonardo Boff. Mehrere Versuche, Gustavo Gutiérrez zu verurteilen, scheiterten. Maßgeblich dafür, dass dies nicht geschah, war die Intervention des deutschen Konzilstheologen Karl Rahner, der noch kurz vor seinem Tod in einem Brief an Gustavo Gutiérrez versicherte, dass er eine vollkommen rechtgläubige Theologie vertrete.

Gustavo Gutiérrez lebt heute als Priester in einer armen Pfarrei in Lima-Rimac. 2001 trat Gustavo Gutiérrez dem Dominikanerorden bei. Dies erlaubt ihm, trotz des Druckes der Ortskirche unter Erzbischof Kardinal Juan Luis Cipriani vor Ort weiterzuarbeiten. Verschiedene Universitäten verliehen ihm die Ehrendoktorwürde. In Spanien wurde er für den angesehenen „Premio Principe de Asturias de Comunicación y Humanidades 2003" nominiert. Selbst die Weltbank würdigte Gustavo Gutiérrez auf ihre Weise: In ihren Internetseiten findet man unter der Abteilung "Literatur zur Armut" eine Seite zu Gustavo Gutiérrez. Gustavo Gutiérrez ist Gründer des Zentrums Bartolomé de las Casas-Rimac mit Sitz in Lima, Peru. Die Arbeit dieses Zentrums wird u.a. durch die Missionszentrale der Franziskaner unterstützt.

Aus: Missionsdienst Juni 2003 (Missionszentrale der Franziskaner)


Buchtipps

Er veröffentlichte mehr als zehn Bücher von denen das Wichtigste, "Teología de la Liberación" (Lima, 1972), der Befreiungstheologie ihren Namen gab.

Gustavo Gutiérrez: Theologie der Befreiung. Matthias-Grünewald-Verlag, München 1973, ISBN 3459008784

Gustavo Gutiérrez: Gott oder das Gold : der befreiende Weg des Bartolomé de Las Casas. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 1990, ISBN 3451219948

Gustavo Gutiérrez und Gerhard L. Müller: An der Seite der Armen : Theologie der Befreiung. Sankt-Ulrich-Verlag, Augsburg 2004, ISBN 3936484406

Zuletzt geändert am 18­.06.2008